Steinmetze überschreiten Grenzen

Ein Erinnerungsbild muss sein, auch wenn einige der 80 Teilnehmer am Patronat-Gedenktag bereits abgereist waren. Fotos: R. Stadler

Haben den Patronatsgedenktag zum zweiten Mal möglich gemacht: VSBS-Präsident Ernesto Ghenzi (l.) und Friedolf Fehr vom Verein zur Förderung des Steinmetz- und Bildhauerhandwerks e.V. (r.).

Die Pleite-Griechen werden ausgesaugt: eines der bitterbösen Werke im Skulpturengarten des Bildhauers Peter Lenk

Bereits zum zweiten Mal feierten am 8. November Steinmetze und Steinbildhauer aus Süddeutschland und der Schweiz den Gedenktag ihrer vier Schutzheiligen gemeinsam. Eingeladen hatte der Verein zur Förderung des Bildhauer- und Steinmetzhandwerks.

In einer Zeit, da sich ganze Länder und Landesteile am liebsten nur noch um ihr eigenes Gärtchen kümmern, sind freundschaftliche Kontakte über politische Landesgrenzen hinweg besonders wichtig und wertvoll. Das sehen offenbar auch viele Steinhandwerker nördlich und südlich des Bodensees so. Bereits zum zweiten Mal (nach St. Gallen im Vorjahr diesmal in Konstanz) feierten am 8. November Steinmetze und Steinbildhauer aus Süddeutschland und der Schweiz den Gedenktag ihrer vier Schutzheiligen, der "Santi Quattor Coronati", gemeinsam. Dazu eingeladen hatte der Verein zur Förderung des Bildhauer- und Steinmetzhandwerks e.V. mit Sitz im badischen Mosbach, Gäste waren nebst den eigenen Mitgliedern hauptsächlich Berufskollegen aus dem Verband Schweizer Bildhauer- und Steinmetzmeister (VSBS).

Alle kriegen ihr Fett weg
Den Auftakt machte ein gemeinsamer Besuch im Skulpturenpark des "Satire-Bildhauers" Peter Lenk in Bodman-Ludwigshafen. Lenk, beseelt von einem bissigen bis ausgesprochen derben Humor, schont mit seinen üppigen und meist ausgesprochen realitätsnah geschaffenen Skulpturen nichts und niemanden. Alle kriegen sie ihr Fett weg: Linke wie Rechte, Liberale wie Grüne, Kirchenfürste wie Dorfpfarrer, Stadt- wie Weltpolitiker, Wirtschaftsführer wie Literaturpäpste. Dass der kürzlich 70 Jahre alt gewordene Bildhauer damit immer wieder aneckt, versteht sich von selbst und ist auch durchaus so gewollt. Lenks Credo: "Es wird einem nichts erlaubt,
man muss es sich nur selber erlauben, dann lassen sich's die andern gefallen – oder nicht."

Gottesdienst im Münster
Den besinnlichen Höhepunkt des von insgesamt gegen 80 Gästen besuchten Gedenktages bildete ein kurzer Gottesdienst im Konstanzer Münster. Dekan Mathias Trennert-Helwig erinnerte an die "Vier Gekrönten", allesamt Steinbildhauer, die gemäss der Legende zur Zeit des römischen Kaisers Diokletian für ihren Christenglauben als Märtyrer starben. In seiner Predigt streifte der Redner auch die wechselvolle, mehr als tausendjährige Geschichte des Konstanzer Münsters, das seit der Auflösung des Bistums Konstanz vor zwei Jahrhunderten als Pfarrkirche dient. Ein Bauwerk übrigens, das aus Schweizer Sandstein aus der Gegend von Rorschach erbaut wurde.

2018 wieder in der Schweiz
Fast auf den Tag genau 600 Jahre nach der kirchengeschichtlich bedeutsamen Papstwahl von Martin V. anlässlich des Konzils zu Konstanz (1414 –1418) trafen sich die Gedenktag-Teilnehmer im Konzilsgebäude zum Mittagsmahl. Friedolf Fehr als Präsident des einladenden Vereins freute sich in seiner Tischrede über die unerwartet große Beteiligung am grenzüberschreitenden Anlass. Nach einer geführten Besichtigungstour durch die schmucke Konstanzer Altstadt bedankte sich VSBS-Präsident Ernesto Ghenzi beim Abschied für die großzügige Einladung der deutschen Kollegen und versprach, beim nächsten Gedenktag wieder Gegenrecht in der Schweiz halten zu wollen.

(22.11.2017)

 

Autor/in: Robert Stadler