Steinfestival in der Puszta

Das Siegerstück in der Meisterkategorie, gefertigt vom Engländer Mark McDonald (Fotos: Bernward Fiedler)

Der Engländer Alex Wenham, vielfacher Gewinner beim Steinfestival, beim Ausarbeiten seines Puszta-Hengstes (2. Platz)

Bence Guth aus Ungarn hat 1999 das erste Steinfestival gewonnen und diesmal in der Meisterkategorie den 3. Platz belegt.

Der französische Lehrling Leo Vigier gewann mit dieser Arbeit den 1. Preis in der Kategorie Lehrlinge.

Das europäische Steinfestival fand vom 19. bis 21. Mai im ungarischen Kiskunfélegyháza im Herzen der Puszta statt. Rund 100 Steinbegeisterte aus ganz Europa nahmen teil. In der vom Jugendstil geprägten Kleinstadt setzten sie Ideen zu den Themen "Sezession" und "Leben in der Puszta" um.

Veranstalter war diesmal der ungarische Landesverband der Steinmetze und Kunststeinhersteller. Verbandspräsident János Kampfl und seine Stellvertreterin Gabriella Csanádi unterstützen das Steinfestival seit 1999; in diesem Jahr wurde es von der Friedrich-Weinbrenner-Gewerbeschule in Freiburg unter Federführung von Bernward Fiedler initiiert. Seither geht es erfolgreich jedes Jahr in Europa auf Tournee. 2004 fand das Festival schon einmal in Ungarn statt, und zwar in Fertőrákos am Neusiedler See.

Meißelklang, Gesang und Tanz
Auf dem Rathausplatz von Kiskunfélegyháza war ein ganzes Wochenende lang der für das Steinfestival typische Klang der Meißel zu hören – dieses Mal umrahmt von ungarischer Folklore: Instrumentalmusik, Gesang und Tanz. Tausende von interessierten Besuchern schauten bei herrlichem Sonnenschein den Steinmetzen bei ihrer Arbeit über die Schulter und kamen mit ihnen ins Gespräch. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren auch dieses Jahr sehr motiviert und arbeiteten bis in den Abend. Viele Lehrlinge waren erstmals dabei und genossen die Mischung aus entspannter Arbeitsatmosphäre und regionalem Flair, die für viele Besucher und Teilnehmer jedes Steinfestival besonders macht. Der zu bearbeitende Stein stammt typischerweise aus der Region, wo das Festival abgehalten wird. Diesmal handelte es sich um einen feinkörnigen und leicht gebänderten beigefarbenen Sandstein aus dem Norden Ungarns in den Maßen 30 x 30 x 20 cm. Diese Gesteinssorte ließ auch ganz filigranes Arbeiten zu, sichtbar beispielsweise an der Arbeit "Wölfin mit Welpe" des Engländers Joseph English, der die Bänderung des Steins optimal ausnutzte. Die Bandbreite der Ideen reichte von typisch ungarischen Puszta-Motiven über Tiere und mystische Köpfe bis hin zu fein gearbeiteter Sezessionsornamentik und Gefäßen. Vereinzelt gab es auch Gruppenarbeiten aus zwei oder drei Steinen.

Preis für Natascha Otterbach
Die Steinabteilung der Friedrich-Weinbrenner-Gewerbeschule beteiligte sich mit sechs Auszubildenden, die von zwei Fachlehrern begleitet wurden. Natascha Otterbach, Schülerin der Friedrich-Weinbrenner-Gewerbeschule aus dem zweiten Ausbildungsjahr, belegte in der Kategorie der Lehrlinge den dritten Platz. Sie orientierte sich bei ihrem Flachrelief an der Fassade des Rathauses, das die für Kiskunfélegyháza typische florale Ausprägung des Sezessionsstils in Ungarn zeigt. Die 22-Jährige kommt aus Schwäbisch-Hall und wird in dem gleichnamigen Betrieb Otterbach in Obersontheim ausgebildet. Als Preis erhielt sie – wie alle anderen Preisträger auch – einen Pokal und geschmiedetes Werkzeug.

Zur internationalen Jury gehörten der Bürgermeister von Kiskunfélegyháza, József Csány, sein Stellvertreter Ferenc Rosta, der Künstler und Kunstschullehrer Ildikó Szabó, das Künstlerehepaar László Koltai und Zsuzsanna Mezőfi sowie Gabriella Csanádi, Organisationleitung und Vertreterin der Landesinnung Ungarn, Bernward Fiedler von der Meisterschule Freiburg, Norbert Stoffel als Organisator des Straßburger Steinfestivals 2015 und Adolf Moser, Oganisator des Festivals 2016 in Salzburg. Die Vielfalt der Ideen und die Qualität der Arbeiten machte es den Juroren nicht leicht, in jeder Kategorie die Besten auszuwählen (Übersicht siehe Kurzinfo). Das Festival endete nach der Preisverleihung mit einer besonderen Geste: Heerscharen von Tauben wurden für Europa und die Freiheit in die Lüfte entlassen.

Das nächste Steinfestival findet 2018 im Park des Schlosses Rohan in Saverne in den Nordvogesen statt.

Preisträger 2017
Meister/Gesellen

1. Preis: Mark McDonald, England
2. Preis: Alex Wenhem, England
3. Preis: Bence Guth, Ungarn

Auszubildende
1. Preis: Leo Vigier, Frankreich
2. Preis: Domenika Nehmet, Österreich
3. Preis: Natascha Otterbach, Deutschland

Publikumspreis
Virag Kis, Ungarn
Aus den abgegeben Wertungen des Publikums wurde durch den Bürgermeister ein Gewinner ermittelt, der die Arbeit des Teilnehmers Joseph English erhielt.

(2.8.2017)

Autor/in: Bernward Fiedler