Handgemachte Steinmetz-Actionfigur

Die erste Steinmetz-Actionfigur ist da! (Fotos: Gerrit Arndt)

Pierre Schraders Arbeitsplatz, an dem die Spielzeugfiguren entstehen: in der Mitte eine geschlossene Gussform

Pierre Schrader beim Bemalen einer Figur

"Es gibt da etwas, das es noch nicht gibt", dachte sich wohl Pierre Schrader, als er die erste bewegliche Steinmetz-Action­figur samt höhenverstellbarem Drehbock (Traglast laut Verpackung 15 Gramm, Auflage­fläche 35 x 35 mm), Knüpfel und Werkstück entwarf. Der 36-Jährige aus dem hessischen Gießen ist nicht nur in der fünften Generation mit Herz und Seele Steinmetz, sondern bereits seit frühester Kindheit von Filmmonstern und den dazugehörigen Kulissen fasziniert. Schon mit zehn Jahren probierte er sich an ersten Nachbauten seiner Lieblings­figuren. Teilweise hat er sein Hobbie inzwischen zum Beruf gemacht. In seinem Kleingewerbe für die "Erzeugung von Kunstgegeständen aus Gips, Ton und Kunststoff" bietet Schrader neben seiner eigentlichen Anstellung als Steinmetz bei der Firma Fichtner in Wetzlar, u.a. den Entwurf handge­fertigter personalisierter Actionfiguren samt professionell gestalteter Verpackung an. 

Sieben Einzelteile
Für die Figur des Steinmetzen fertigte Schrader zuerst eine grobe Skizze, welche die projektierte Figur in den Grundzügen umriss. Nach dieser wurde dann ein sogenannter Masterrohling im Maßstab 1:1 in Polymerton, einer fimoartigen Modelliermasse, gestaltet. Dieser diente, in seine Einzelteile zerlegt, zur Abnahme der benötigten Silikonform.  Anders als bei einem im Steinmetzhandwerk gebräuchlichen Abguss musste hier die Aufteilung der mit Gelenken ausgestatteten Einzelteile besonders beachtet werden, da die Figur am Ende ja beweglich, aber auch stabil sein soll. Außerdem mussten die insgesamt sieben einzelnen Teile mit Gießkanälen untereinander verbunden werden, damit in einem Guss gleich mehrere Figurenelemente gefertigt werden können.

Ausgegossen wird die Silikonform dann mit einem Polyurethanharz, das extrem dünnflüssig ist und somit auch die kleinsten Details der Form ausfüllt. Dabei bindet es blasenfrei ab, was für einen gelungenen Guss notwendig ist. Anschließend werden die Einzelteile zusammengeklebt und von Hand bemalt. Schrader benötigt für das Ausgießen, Zusammenfügen und Bemalen einer der 13 cm hohen Figuren rund eine Stunde.

Alles aus einer Hand
Selbst die die Verpackung fertigt Pierre Schrader selbst an. Dazu legt er eine Plastikkarte auf eine selbst konstruierte Vorrichtung, welche hier von oben erhitzt und von der Unterseite mittels eines künst­lich erzeugten Vakuums angesogen wird. Dabei umschließt das Plastik vorher exakt positionierte und der jeweiligen Figur entsprechend dimensionierte metallene Platzhalter. Diese Plastikkarte klebt Schrader dann auf eine sogenannte Backcard aus Pappe. Auch diese ist individuell gestaltet und auf die Figur abgestimmt. Im Falle des Steinmetzen – laut Packungsaufdruck eine "vom Aussterben bedrohte Handwerkerart" – steuerte Schraders
17-jährige Cousine die passenden Zeichnungen für das Verpackungsdesign bei.

Steinmetzin bereits in Arbeit
Übrigens: Im Internet fand das Spielzeug für Erwachsene beim Fachpublikum gestandener Steinmetzmeisterinnen und Steinmetzmeister bereits großen Anklang. Und Schrader hat auch schon Ideen für weitere Figuren. So ist das bereits mehrfach angefragte weibliche Gegenstück, die Steinmetzin, bereits in Arbeit.

Bestellt werden kann die Figur für 30 Euro zzgl. Versand per E-Mail bei Pierre Schrader (pierre79@gmx.net) oder in dessen Online-Shop auf https://www.etsy.com/de/shop/Monstermanufaktur.
Gerrit Arndt

(Erschienen am 11.11.2016)