Wissen weitergeben

Harald Straub zwischen Moritz Kuhn (Geselle, re.) und seinem Sohn Malte Straub (Azubi) Fotos: Axel Lade

Die Trockenmauer auf dem Friedhof von Wendelstein hat Harald Straub 2019 neu gesetzt.

Meißel schmiedet Harald Straub selbst.

Der Betriebshof von Harald Straub in Oberndorf ist Treffpunkt für Handwerker: Maurer, Schreiner, Flaschner und andere tauschen sich am Feierabend gerne bei ihm aus. Dem Steinmetzmeister ist es wichtig, sein Wissen weiterzugeben.

Straub stammt aus Wendelsheim. Zuerst lernte er Gärtner. Bei Grabpflegearbeiten sah er sich mit wachsendem Interesse die Grabsteine an. Später restaurierte er zusammen mit einem Steinmetz Flurdenkmale. Das gefiel ihm so, dass er beschloss, eine Steinmetzlehre zu machen. Er lernte bei der auf Grabmale und Restaurierung spezialisierten Firma Reidt in Rottenburg und arbeitete anderthalb Jahre am Regensburger Dom. Danach begleitete er einen in Regensburg kennengelernten Meister nach Langenneufnach bei Augsburg. Erwin Stanick hatte die Firma Bichler übernommen und war auf Grabmalfertigung und Restaurierung spezialisiert. Nächste Station war die alte Bauhütte von Hans Kraus in Tübingen. »Mit den Jahren ist es mir immer wichtiger geworden, mein Wissen weiterzugeben. Ich möchte junge Leute finden, die sich für das traditionelle Handwerk interessieren und sich nicht davor scheuen, am Reißbrett zu zeichnen oder freihand.«

Nach dem Zivildienst entschloss sich Harald Straub zum Besuch der Meisterschule in Freiburg, die er 1997 mit erfolgreicher Meisterprüfung abschloss. Danach widmete er sich verschiedenen landwirtschaftlichen und baulichen Vorhaben. Im Jahr 2000 meldete Harald Straub in Rottenburg sein Gewerbe an und begann das eigene Unternehmen in drei Garagen. Er hielt seine Rottenburger Werkstatt bis 2018. Die neue Werkstatt im Gewerbegebiet Oberndorf bei Wendelsheim hat Harald Straub nach eigenen Plänen verwirklicht. Die Auftragslage ist gut. Aktuell restaurieren er und sein Team Kapellen, Kirchen und Altäre. Sie bauen Trockenmauern auf Friedhöfen und in den Weinbergen, »oft schwierige und spezielle Dinge in guter Verbindung mit dem Bund Naturschutz und dem Vogelschutzverein«, erzählt der Mauerspezialist, der auch Trockenmauer-Kurse für Laien gibt. Darüber hinaus ist Straub in Sachen Biotop-Charakter bzw. Schutz für Amphibien, Insekten und Vögel als Berater und Gutachter für Kommunen aktiv. Das Gute am Mauerbau ist für ihn die große Gestaltungsfreiheit: »Bei den Mauern entsteht etwas Neues, man kann Inschriften oder Familienwappen einbinden und sich so wie mittelalterliche Steinmetzen selbst als Baumeister verwirklichen.«

Straubs liebevoll angelegte Ausstellung dient abends als Treffpunkt für Handwerker aus dem Umfeld, mit denen er bei Bedarf auch kooperiert. Straub beschäftigt einen Lehrling und einen Mitarbeiter. Steinmetzgeselle Moritz Kuhn hat in Esslingen bei Constantin Baki gelernt, war Kammer- und Landessieger und nutzt derzeit ein Stipendium, um angewandte Archäologie zu studieren, weshalb er vorübergehend nur donnerstags in der Werkstatt ist. Auszubildender im ersten Lehrjahr ist Malte Straub, Harald Straubs 18-jähriger Sohn.

03.08.2022