Wenn einer eine Reise tut ...

Teilnehmer an der vom Geokompetenzzentrum Freiberg organisierten Reise nach Portugal.

Schiefersteinbruch der Firma Empresa das Lousas de Valongo, S. A.

Bruch Pedreira Codaçal der Firma Airemármores in der Region Alcobaça

… dann kann er Stein erleben. Anfang Mai reisten 18 Steinmetze, Vertreter von Steinbruchunternehmen Geologen und Restauratoren nach Portugal, um Natursteinfirmen, Restaurierungsobjekte und Bauprojekte zu besichtigen. Angeboten wurde die Exkursion vom Geokompetenzzentrum (GKZ) in Freiberg.

Ausgangspunkt der Tour war Lissabon, von wo aus die Route durch das Kalksteingebiet der Region Alcobaça über die Granitabbaugebiete von Amarente und Porto bis hin zum landesweit größten Tagebaubruch von Porto-Schiefer führte. Auch Städte, Dörfer und Kulturerbestätten wurden besucht. Fachlich begleitet und vorbereitet wurde die Reise durch den Unternehmerverband der Natursteinindustrie Portugals, ANIET, und Professor Fernando Noronha von der Geologischen Fakultät der Universität Porto. Beide Partner sind im Rahmen des EU-Projekts FAME und durch andere Aktivitäten mit dem GKZ eng verbunden.

Die erste Station bildete ein Besuch bei der Firma Airemármores, die 1891 gegründet wurde und aktuell vier Steinbrüche betreibt, in denen relativ große Blöcke mit ca. 12 t Gewicht gewonnen werden können. Der Abbau und die Verarbeitung erfolgen mit moderner Technologie.

Ebenfalls auf dem Programm stand ein Besuch bei der Firma Mocapor, die über fünf eigene Kalksteinbrüche in der Region Alcobaça sowie vier Granit- und Marmorbrüche im Norden bzw. Süden Portugals verfügt. Exklusiv angeboten wird der Kalkstein LAGOS BLUE, der sich durch gräulich-bläuliche Farbgebung mit schwarzen Quarziten und gelber Maserung auszeichnet. In Blöcken bis 3 x 1,80 m erhältlich ist die Variante COHIBA, die sich in Deutschland u.a. an einer Fassade in der Nähe des Opernhauses in Frankfurt a.M. findet. Hauptabnehmer für den Kalkstein ist China. Der Vertrieb im Bundesgebiet erfolgt über die Hofmann Natursteinwerke in Würzburg.

Auf dem Weg in die Granitregion um Porto besuchten die Teilnehmer die UNESCO-Weltkulturerbestätte Kloster Batalha, eine unvollendet gebliebene Anlage aus dem 14. Jahrhundert, die vielfältige Facetten künstlerischer Steinbearbeitung aufweist. Trotz ihrer Ausdehnung störte kein einziges Baugerüst die Kulisse, da es kaum Umwelteinflüsse gibt, die dem Kalkstein, aus dem die Anlage besteht, zusetzen könnten.

Exportbeziehungen nach Deutschland unterhalten die Firmen Granitos Irmãos Peixoto und Pardais Granites, die auf Lieferungen für kleinere Aufträge eingestellt sind. Pardais Granites überzeugt mit einer eigenen CAD/CAM-Konstruktionsabteilung. Beide Firmen verfügen über eigene Granitsteinbrüche.

Eine weitere Station bildete der Besuch des ältesten Schiefertagebaus Portugals, der in der Region Porto liegt und den die Firma Empresa das Lousas de Valongo betreibt. Das homogene, blau-graue Material, das hier gewonnen wird, geht zu 90 % in den Export. Hauptabnehmer sind Deutschland, Großbritannien, Frankreich, USA, Spanien, Dänemark, Australien und Japan.

In Porto leitete Professor Fernando Noronha einen Stadtrundgang. Der Wissenschaftler hat maßgeblich an der geologischen Erkundung der Stadt mitgewirkt und eine entsprechende Karte erarbeitet. Auf seine Initiative entstand auch ein „geologischer Spaziergang“ mit Informationstafeln an der Atlantikküste von Porto. Eine Bootstour auf dem Douro River und eine Portwein-Verkostung rundeten die Reise ab.

Im April/Mai nächsten Jahr plant das Geokompetenzzentrum eine Exkursion nach Österreich. Interessenten können sich bereits jetzt melden und voranmelden.

gkz-ev.de

(2.6.2016)

Autor/in: Hilke Domsch, Reiseleiterin