Tangotanzender Steinbildhauer

Bronzenes Figurenensemble auf der Totentanstele von Uwe Spiekermann. (Foto: Harald Lachmann)

Uwe Spiekermann

Nur wenige Eingeweihte wissen, dass hinter dem Grabmal, für das Uwe Spiekermann zur diesjährigen Buga mit einer Goldmedaille geehrt worden war, eine sehr persönliche Geschichte steht. Denn im oberen Teil der "Totentanzstele" aus Kelheimer Auerkalksandstein ist ein bronzenes Figurenensemble eingefügt, das Paare zeigt, die mit Gevatter Tod Tango tanzen – und auch Spiekermann ist Tangotänzer. Bereits seit fast 20 Jahren sei er dem Tango Argentino verfallen, berichtet er. Und nun habe er "diese private Leidenschaft das erste Mal auch mit meiner Berufung verbunden". 

Bereits das Modellieren des Themas – direkt in Wachs – habe ihm hierbei "eine diebische Freude bereitet", so der Steinmetz- und Steinbildhauermeister aus Langenhagen bei Hannover. Wie er berichtet, sei für den argentinischen Komponisten Enrique Santos Discépulo der Tango "ein trauriger Gedanke, der getanzt werden kann". Das zeige ihm die "große Nähe meiner beiden Leidenschaften zueinander", erzählt Spiekermann. Zudem fuße auch der Tango auf einer tiefen Tradition: "Viele alte Regeln steuern auch heute noch den Umgang der Tanzpartner." Dabei tanze man nach den Klängen der Schelllackplatten oder den Melodien des großen Astor Piazolla, zu fremden Klängen wie Zigeunerweisen oder auch "Non-Tangos aus Jazz, Rock und Pop". In den letzten Jahren wäre dann noch  Neo- und Elektro-Tango mit zum Teil gewaltigen Beats entstanden, belegt Spiekermann auch in diesem Metier sein Insiderwissen. „Und auch hier entsteht das Neue auf der Basis des Alten und es gilt, nicht die Asche zu bewahren, sondern das Feuer mitzunehmen…"

Wiederholt war Uwe Spiekermann bereits zum Unterricht in Buenos Aires, um „bei großen Meistern zu schnuppern und zu lernen“. Heute vergehe nun kaum ein Urlaub oder auswärtiger Aufenthalt, ohne dass er dort nicht eine Tanzmöglichkeit finde, verrät er. "Und damit habe ich gemeinsam mit der Kunstgießerei Strassacker, die mich auch bei diesem Thema wie immer sehr unterstützt hat, diese Symbiose nun realisieren können", freut sich der kreative Niedersachse.

(3.9.2015)

Autor/in: Harald Lachmann