So geht es dem Handwerk in der Krise

ZDh-Präsident Hans Peter Wollseifer Foto: ZDH/Boris Trenkel

Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), sprach mit dem Radiosender WDR 5 über die gegenwärtige Situation des Handwerks angesichts der Corona-Krise.

In vielen Handwerken, wie zum Beispiel auch im Steinmetzhandwerk, gehört der direkte Kundenkontakt zum Geschäftsmodell dazu. Aktuell soll direkter Personenkontakt soweit wie möglich vermieden werden, und das spüren die Handwerker deutlich. Bestehende Aufträge können zwar noch abgewickelt werden, jedoch kommen keine neuen mehr hinzu. Und je nach Betriebsgröße ist das ein (großes) Problem.
"Das Handwerk trifft die Corona-Krise mit voller Wucht", sagt Hans Peter Wollseifer, Präsident des ZDH, gleich zu Beginn des Interviews mit dem Radiosender WDR 5. Auf die Frage, welche Betriebe derzeit die größten Probleme haben, antwortete er: "Das sind zum einen die Messebauer. Sie haben fast 100 % Einbußen, da Veranstaltungen abgesagt werden. Aber auch die Gebäudereiniger sind besonders stark betroffen." Aufgrund von Gebäudeschließungen wie Schulen und Kindergärten fehlten Aufträge. "Aber man darf nicht vergessen, sie reinigen auch Krankenhäuser", bemerkt Wollseifer. Es fielen Mitarbeiter aus, sei es, weil sie selbst infiziert sind oder weil sie sich um die Kinderbetreuung kümmern müssen. Dieses Handwerk fehlte zudem Material aufgrund der entstandenen Lieferengpässe. 

Schnelle finanzielle Hilfe nötig
Grundsätzlich sei der ZDH sehr froh, dass die Bundesregierung so schnell, besonnen und verantwortungsvoll handelt, so Wollseifer. Maßnahmen wie die Kredithilfen, Kurzarbeitergeld und Steuerstundungen seien richtige und bedeutende Maßnahmen. Details zu diesem Maßnahmenpaket können Sie hier nachlesen.
Nun sei es wichtig, dass die Liquiditätshilfen schnell verfügbar sind, betont der ZDH-Präsident. "Die Banken sind dazu aufgerufen, das Geld schnell zur Verfügung zu stellen." Viele Handwerksbetriebe hätten oft nur für drei bis vier Wochen genügend Rücklagen. Insbesondere Kleinbetriebe und Soloselbstständige, über 1 Mio. solcher Betriebe gibt es in Deutschland, seien davon betroffen.
"Keine Lösung gibt es bisher für Geringverdiener und Auszubildende", gibt Wollseifer im Interview mit dem Radiosender zu Bedenken. Auch für die Betriebschefs selbst müsse schnell nach Lösungen gesucht werden. "Für diese Gruppen soll ein Nothilfefonds eingerichtet werden", sagt Wollseifer.

Das vollständige Interview (ca. 5 Minuten) kann hier angehört werden.

(veröffentlicht am 21. März 2020)