Museum informierte über Sandstein

Willi Lediger hat großen Anteil am Aufbau des Eltmanner Heimatmuseums und leitet es seit 30 Jahren. Am Museumstag 2016 erklärte er den Besuchern unter anderem Werkzeuge der Natursteinbranche. (Fotos: Sabine Meißner)

Arbeiten des Eltmanner Bildhauers Adolf Thomann, Dombaumeister in Bamberg um 1925, haben ebenfalls ihren Platz im Heimatmuseum.

Das Heimatmuseum Eltmann zeigt verschiedene Steinmetz-Knüpfel, typisches Werkzeug der Steinbildhauer, Steinmetzen oder Natursteintechniker.

Schleifsteine vom Main gingen einst in die ganze Welt, sogar bis nach Havanna, in die Hauptstadt Cubas.

In der unterfränkischen Kleinstadt Eltmann informierte das Heimatmuseum am Internationalen Museumstag am 22. Mai über die Geschichte des Handwerks, die eng mit dem örtlichen Sandstein verbunden ist.

Einst bezeichnete man den Sandstein als "Graues Gold von Eltmann". Seit dem 17. Jahrhundert waren die Steinbrecherei und Steinhauerei von großer Bedeutung für die Region. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Berufszweig so stark, dass er laut Museumsdokumentation mit den "Goldgräberverhältnissen von Amerika" verglichen wurde. 

Das Naturmaterial gab vielen Ansässigen Arbeit und brachte Wohlstand in die Region. Um 1900 waren etwa 1.300 Personen als Arbeiter, Techniker und Ingenieure in der Eltmanner Steinindustrie beschäftigt.  Der Fußmarsch eines Arbeiters zum Arbeitsplatz betrug bis zu vier Stunden bei einer Arbeitszeit von zwölf Stunden ab 6 Uhr morgens.

Das bedeutendste Unternehmen war die bis 2012 aktive Firma Vetter. Das "Steinwerk Vetter" wurde im Jahr 1865 gegründet und ging 1904 vom Familienbesitz in eine Aktiengesellschaft über. In diesem Zeitraum besaß das Unternehmen mehr als 30 Steinbrüche und 20 Steinmetzbetriebe, beschäftigte 1.200 Personen und führte technische Büros und Geschäftsstellen in großen Städten. Der Sitz der Zentrale blieb Eltmann. Ein Auszug der Auftragslisten weist etwa 500 Großobjekte in ganz Deutschland aus. Einige sind anhand von Fotomaterial im Museum zu sehen, beispielsweise das Gebäude der ehemaligen "Reichsbank in Danzig", das einstige "Hotel Imperial Frankfurt a. M." sowie das Lloydgebäude in Bremen, das bis 1945 der Verwaltungssitz der Reederei Norddeutscher Lloyd war. Es galt als das größte Gebäude in Bremen Anfang des 20. Jahrhunderts, wurde als imposant und kolossal bezeichnet und war mit grünem Mainsandstein gebaut worden.

Über viele Jahrzehnte sind bedeutende Bauwerke in und außerhalb Deutschlands aus fränkischem Sandstein und durch Eltmanner Firmen gefertigt worden. Tausende von Schleifsteinen aller Größen lieferten die "Bayerischen Schleifsteinwerke", die hier ihren Sitz hatten, in alle Welt. Schleifsteine mit der Aufschrift "Habana" zeugen davon, dass sie im fernen Cuba zum Schärfen der Macheten bei der Zuckerrohrindustrie verwendet wurden. Museumsleiter Willi Lediger berichtet an dieser Stelle, dass die Schleifsteinwerke "wegen der Cuba-Krise fast zugrunde gegangen" seien. Die Firma Bayerische Schleifsteinwerke Ankenbrandt war 1851gegründet worden. Sie verfügte über große Vorkommen von weiß-grauem Mainsandstein, die mit der Übernahme des Steinbruchs am Roßberg auf der gegenüberliegenden Mainseite im Jahr 2003 an das Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser gingen. 

Nicht nur in der Industrie fand und findet der Mainsandstein Verwendung, denn seit Jahrhunderten wird Sandstein vom Main auch am Bau und in der Kunst eingesetzt. Unter den Exponaten des Heimatmuseums befindet sich mit typischen Steinbearbeitungswerkzeugen ein wahrer Schatz. In derselben Abteilung sind Werksteinstücke mit Mustern verschiedener Oberflächenbearbeitungen ausgestellt: gesägt und abgerieben, geriffelt, gestockt, gespitzt, gekrönelt und scharriert. Steinstücke ehemaliger Unternehmen, wie des Natursteinwerks "Günther Gleußner Eltmann", sind in Augenschein zu nehmen. Weiß-grauer Neubrunner Quarzit, weißgrauer Schönbrunner Sandstein, grüner und roter Mainsandstein, Burg Sandstein, Nürnberger Sandstein, gelber Bucher-Quarzit-Sandstein und Albersdorfer Quarzit-Sandstein kann derart betrachtet werden. Bilder von Steinbrucharbeiten und der Schleifsteinherstellung auf Steinbruchwerkplätzen im nahen Steigerwald und in den Haßbergen um 1900 ergänzen die Exposition ebenso wie Fotos von kunstvoll ausgeführten Sandsteinarbeiten Eltmanner Bildhauer und Steinmetze. Ein Beispiel dafür ist die Grunewaldkirche in Berlin, bei deren Bau Grüner Mainsandstein Verwendung fand.

Originalentwürfe für Kapitelle, Krabben, Ziervasen und Denkmäler des gebürtigen Eltmanner Bildhauers Adolf Thomann, Dombaumeister in Bamberg um 1925, haben ebenfalls ihren Platz in der Ausstellung.   

Information:
Der Internationale Museumstag findet seit 1978 jährlich im Mai statt. Er stand in diesem Jahr unter dem Motto "Museen in der Kulturlandschaft". Mit diesem Thema sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass Museen keine isolierten Welten darstellen und in Vernetzung mit ihrem Umfeld die Kultur vieler Generationen bewahren.

Das Eltmanner Heimatmuseum zeigt neben der Geschichte der Steinindustrie auch Exponate der ländlichen Arbeit, des ortsansässigen Handwerks und der Flößerei. Die Entwicklung der Kugellagerindustrie, die in Schweinfurt ihren Hauptsitz hat und in Eltmann seit 1943 ein Zweigwerk betreibt, sowie ein örtlicher Wäscheladen sind ebenfalls dargestellt.

Das Heimatmuseum Eltmann ist sonntags ab 14.00 Uhr geöffnet. Gruppenanmeldungen außerhalb dieser Zeit nimmt Museumsleiter Willi Lediger entgegen, Telefon: 09522 - 1000.

(30.5.2016)

Autor/in: Sabine Meißner