Löffel zum Abgeben

Grabstele von Martin Vetten, afrikanischer Norit, geschurt, gesandelt und angeschliffen und Gefäß aus Kalkstein von Annika Staudt (Foto: AKK)

Löffelweise angewandte Kunst präsentiert die 66. Werkschau der Gruppe Angewandte Kunst Köln (AKK) mit der Sonderausstellung "Ein Löffel zum Abgeben" in der Kölner Handwerkskammer. Eröffnet wird die Ausstellung am 22. Oktober um 17 Uhr.

Essgerät, Lebensbegleiter und eines der ältesten Werkzeuge der Menschheit: der Löffel. Wie der Löffel in der angewandten Kunst tätige Gestalter zu Kreationen aus Edelmetallen, Textil, Keramik, Stein, Holz und Leder inspiriert, zeigt – neben vielen Jahresarbeiten – die Kölner Gruppe AKK vom 23. bis 30. Oktober in der Handwerkskammer zu Köln. "Viele denken bei diesem Thema gleich an den Tod", sagt Gregor Bischoff, Goldschmied und Mitorganisator der Schau. "Dabei hat der Löffel eine schöpfende Kraft, steht für Leben und war im Mittelalter gar ein Statussymbol. Man trug seinen persönlichen Löffel bei sich. Starb man, wurde der Löffel weitergegeben."

Auch für Kollegin Susanne Keens symbolisiert der Löffel den Lebenskreislauf. Sie sägte einen kleinerenzweiten Löffel aus dem vorgegebenen Olivenholzlöffel und lässt in der Mulde des ersten auf eingestreuter Erde Keime treiben. Vier Steinmetze – Georg Krautkrämer (AKK-Vorsitzender und Mitorganisator), Martin Vetten, Petra Walk und Annika Staudt – vertreten den Werkbereich Stein und setzen mit Material und Form einen Kontrast in der Ausstellung.

Grabstele mit Relief
So zeigt der Düsseldorfer Martin Vetten eine Grabstele aus afrikanischem Norit. Auf das sparsam gestaltete Relief nimmt ein Text des Theologen Romano Guardini Bezug – oder ist es umgekehrt? "Der Kern der Aussage Guardinis ist die Dualität allen Seins, dessen sich der gläubige Mensch bewusst ist. Diese positive Botschaft erhält durch das Relief seinen plastischen Hintergrund", erklärt Vetten. Der Name des Verstorbenen sei bewusst sehr klein gehalten und vom gestalteten oberen Viertel zur optischen Mitte angeordnet. "Dies verleiht dem Text die nötige Bedeutung, ohne den Gesamteindruck zu tangieren." Ein Gefäß aus IRISH LIMESTONE mit gesandelter Oberfläche zeigt die Steinmetzin Annika Staudt aus Neuss, die derzeit zusammen mit Martin Vetten im Betrieb von Fritz Meyer in Düsseldorf-Itter tätig ist.

Raum der Erinnerung
Zwei Steine liegen aufeinander und verweisen durch die Schattenfuge und die Griffmulden auf einen weiteren Raum im Innern der Steine. "Dieser Raum dient als Behälter für Dinge, die uns kostbar sind und uns an etwas erinnern oder eine direkte Verbindung zu einem anderen Ort oder Menschen schaffen. Unter dem Gewicht des Steines ist der Raum im Innern fest verschlossen. Das Gefäß soll nicht wie ein Topf oder eine Schachtel ständig geöffnet werden", erklärt die Steinmetzin. Vielmehr stehe es wie eine Skulptur oder ein Schrein im Raum.

Zur Ausstellung
WERKSCHAU 2016 & Sonderschau
"Ein Löffel zum Abgeben"
Ausstellungsraum in der
Handwerkskammer zu Köln
Heumarkt 12, 50667 Köln
www.angewandte-kunst-koeln.de

(22.8.2016)

Autor/in: Barbara Jahn