Jürgen Prigl reicht Zepter an der Wiesenkirche weiter 

Jürgen Prigl und seine Nachfolger Daniel Müller (43, zukünftiger Leiter der Dombauhütte) und Gunther Rohrberg (52, zukünftiger Dombaumeister) Fotos: H. Lachmann

Jürgen Prigl mit NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (r.) und Soest Vizebürgermeisterin Christiane Mackensen (l.)

Prigl hält eine Rede bei der feierlichen Stabübergabe mit Gottesdienst.

Die Wiesenkirche in Soest

Am 30. Juni endet in Soest eine Ära. Nach 28 Jahren in einer anspruchsvollen und kraftzehrenden Doppelfunktion als Dombaumeister und zugleich Bauhüttenmeister am "Westfälischen Dom" – der Wiesenkirche in Soest – zieht sich Jürgen Prigl aus der ersten Reihe zurück. Der 58-Jährige wechselt in Altersteilzeit und übergibt damit seine Ämter in jüngere Hände.
Als Dombaumeister agiert künftig sein langjähriger Wegbegleiter Gunther Rohrberg (52), der bereits als begnadete Statiker u.a. die Berechnungen für die Sanierung der beiden Türme der Wiesentürme erarbeitete. Und die Leitung der Dombauhütte übernimmt Steinmetzmeister Daniel Müller. Der 43-Jährige war einst Prigls erster Steinmetzlehrling am Dom. 

Der gebürtige Schwabe Jürgen Prigl, der diesen Übergang fast ein Jahr lang in seiner bekannten Gründlichkeit vorbereitet hatte, bleibt aber in Soest wohnen und damit auch der imposanten Kathedrale erhalten – als 2. Vorsitzender des Westfälischen Dombauvereins St. Maria zur Wiese Soest e.V. und als Mitglied im Kuratorium, dem u.a. der Ministerpräsident des Landes vorsteht. Die Sanierung der als formvollendet geltenden Hallenkirche sei schließlich "sein Lebenswerk", würdigen zu einer feierlichen Stabübergabe mit Gottesdienst am 14, Juni viele Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft und Kirche. So war zu diesem Anlass auch die nordrhein-westfälische Bauministerin Ina Scharrenbach nach Soest gekommen. Ganz maßgeblich auch Prigls Wirken ist es zu verdanken, dass die Westfälische Dombauhütte an St. Maria zur Wiese in Soest seit 2019 offiziell als Immaterielles Kulturerbe auf nationaler Ebene anerkannt und eingetragen ist.

Noch ein halbes Jahr will Jürgen Prigl für seine beiden Fackelübernehmer, wie er sie nennt, im Hintergrund erreichbar bleiben. Dennoch habe er sich vorgenommen, "nicht immer etwas zu allem zu sagen, sich zurückzuhalten", versichert er. Danach will der charismatische und leidenschaftliche Netzwerker, der die Wiesenkirche nachhaltig in die deutsche und internationale Öffentlichkeit gerückt hatte, wieder mehr Steinmetz sein. Denn er hat noch eine Art Gelübde zu erfüllen, das er einst seinem väterlichen Freund und Lehrmeister aus Freiburger Tagen, dem inzwischen verstorbenen Pater Donatus versprach: Er will die einst gemeinsam geplante Skulptur "Orpheus und Eurydike" fertigen – aus weißem kroatischem Kalkstein auf der Adriainsel Brač. "Der Stein aus einem Steinbruch ist schon versprochen", versichert Jürgen Prigl. 

(veröffentlicht am 18. Juni 2019)

Autor/in: Harald Lachmann