Das Ende einer Messe ist ihre Zukunft

Zur Eröffnung der Veranstaltung "Carrara²" gab es eine Modeschau im Steinbruch. Foto: Internazionale Marmi e Macchine Carrara

Die "Carrara-Marmotec" gibt es nicht mehr. "Carrara²" nennt die Messegesellschaft "Internazionale Marmi e Macchine Carrara" (IMM) das neue Konzept, das B2B- und B2C-Veranstaltungen zu Naturstein, Architektur und Design vorsieht. 2017 war "Generalprobe. Dieses Jahr präsentierte die IMM ein verfeinertes Konzept.

Das Geschäft mit den Steinen stand im Mittelpunkt der Veranstaltung "Marmotec Hub 4.0". Rund 50 Unternehmen der Region Massa-Avenza-Carrara beteiligten sich an diesem von den Veranstaltungen "diffuse Messe" genannten Teil des Konzepts. Über 300 Fachleute – Natursteinhändler, Einkäufer und Verarbeiter sowie Architekten und Designer aus 36 Ländern – konnten die Unternehmen an kleinen Informationsständen auf dem Messegelände und anschließend in ihren Betrieben begrüßen. Neben diesen B2B-Treffen für Natursteinfachleute und Architekten gab es Workshops und Seminare zur Gewinnung und Verarbeitung sowie zum fachgerechten Versetzen und Verlegen von Naturstein.

Carrara Downtown
Der andere Teil des Konzepts, "White Carrara Downtown" genannt, umfasste Bildhauer-Symposien, kulinarische Stadtführungen sowie Modeschauen und Konzerte in den Steinbrüchen. Eine Woche lang verwandelte sich die Stadt Carrara in ein Freilichtmuseum. Marmor ist – neben dem Tourismus – der zentrale Wirtschaftsfaktor in dieser Region. "Beide Faktoren wollen wir in Zukunft stärker verbinden", so Fabio Felici, Präsident der Messegesellschaft. Die Region Carrara will zukünftig mehr sein als eine Natursteinregion unter vielen. Carrara will zu dem "Hotspot" für Architekten, Projektentwickler und Natursteinfachleute werden. Neben Blöcke, Platten und Fliesen will man in Zukunft verstärkt Konzepte verkaufen. Mobilitätskonzepte nennt das die Autoindustrie, Konzepte zum nachhaltigen und zukunftsorientierten Bauen und Leben mit Stein will man das in Carrara zukünftig nennen, so der Präsident der Messegesellschaft.

Ein Tag für Architekten
Der von der IMM-Carrara zusammen mit der Handelskammer Massa-Carrara und der Tourismusorganisation der Region Toskana organisierte internationale Tag der Architektur "Carrara ArchiDay", stellte als Schlusspunkt der "Marmor-Tage" von Carrara das zeitgenössische Bauen mit Naturstein in den Mittelpunkt. Die Französin Odile Decq, der Schweizer Mario Botta, der deutsche Sergei Tchoban und der Italiener Vincenzo Latina leiten international erfolgreiche Architekturbüros und stellten in Carrara ihre "Sicht" der Steine und ihre Projekte mit und ohne Naturstein in den Mittelpunkt ihrer Werkberichte. Obwohl die vier Architekten die Einsatzmöglichkeiten von Naturstein in der Architektur unterschiedlich beurteilen und in ihren Gebäuden unterschiedlich handhaben, stehen bei allen Projekten dieser Architekten die handwerkliche, haptische und optische Faszination der natürlichen Steine im Mittelpunkt. Stein als reine Verkleidung, als optische Tapete wird, so ihre Statements, den Eigenschaften der Steine kaum gerecht und nutze das ästhetische und technische Potenzial dieses Baustoffs nur unzureichend.

(6.9.2018)

Autor/in: Willy Hafner