Betonsteinhersteller suchen Schulterschluss zum Naturstein

Andreas Teich, Vorsitzender Bundesfachgruppe Betonwerkstein, Fertigteile, Terrazzo und Naturstein im ZDB (Fotos: Harald Lachmann)

Das künftige JUST Architektur- und Designzentrum, wo die Tagung stattfand.

Die Betonsteinhersteller suchen verstärkt den Schulterschluss mit den Kollegen aus dem Natursteinbereich. Das zeigte sich erneut auf der diesjährigen Frühjahrstagung der Landesfachgruppe Betonwerkstein, Fertigteile, Terrazzo und Naturstein im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB), zu der sich die Mitglieder am 29. April 2016 in einem Natursteinbetrieb trafen - der Firma Just im sächsischen Hartha. Tagungsort war das künftige vierstöckige JUST Architektur- und Designzentrum, das sich noch im Bau befindet. Damit fanden Tagung und Workshop praktisch auf einer Baustelle statt, was die Teilnehmer jedoch nicht störte. 
 
Eröffnet wurde das Seminar durch Andreas Teich, den Vorsitzender Bundesfachgruppe Betonwerkstein, Fertigteile, Terrazzo und Naturstein im ZDB. Der Geschäftsführer der Günter Teich & Sohn GmbH Natur- und Betonwerkstein im brandenburgischen Oranienburg übernahm diese Funktion erst 2014 von Wolfram Reinhardt aus dem sächsischen in Jahnsdorf /Erzgebirge, der nach 1990 die ostdeutsche Landesgruppe aufgebaut hatte und ab 2006 die Bundesfachgruppe leitete. 2010 war er dafür mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt worden.

Reinhardt, der nach wie vor die Landesgruppe der neuen Länder führt, hatte diesmal ein Programm vorbereitet, das ebenfalls den Brückenschlag zwischen Kunst- und Naturstein unterstreichen sollte. So informierte der Leipziger Steinmetzmeister Michael Rohrwacher - er ist sowohl Innungsmitglied im LIV Sachsen als auch in der Landesfachgruppe Betonwerkstein, Fertigteile, Terrazzo und Naturstein - über seine langjährige Arbeit als Vorsitzender des Fördervereins Völkerschlachtdenkmal e.V. Laut Rohrwacher, der hierfür ebenfalls kürzlich das Bundesverdienstkreuz erhielt, handelt es sich beim Leipziger Völkerschlachtdenkmal sowohl um Europas größten Natursteinbau als auch den größten Kunststeinbau der Welt. Denn während die sichtbaren Teile aus Beuchaer Granitporphyr gefertigt wurden, besteht das Innere zu 90 % aus Beton.

Auch das neue Berufsbild "Werksteinhersteller", das Reinhardt vorstellte, unterscheidet nicht mehr nach der Art des bearbeiteten Materials. Werkstein diene hierbei als „Oberbegriff für Betonwerkstein, Naturwerkstein und alle künstlichen Steine“, so der Chef der Reinhardt Beton GmbH. Dabei ging dieser Beruf ursprünglich aus dem bisherigen Betonstein- und Terrazzohersteller hervor. Er steht also gewissermaßen auch in Konkurrenz zum Steinmetz und Steinbildhauer, zumal angehende Werksteinhersteller sehr hohe Lehrlingsentgelte zwischen 700 € (1. Lehrjahr) und 1300 € (4. Lehrjahr) erhalten. 

Der Vorstand der Fachgruppe nutzte gleichzeitig die Tagung in Hartha, um den Vorsitz im Dachverband der Beton- und Terrazzohersteller e.V. neu zu besetzen. Einstimmig wurde hierfür Sabine Hoßfeld gewählt. Sie ist Juniorchefin einer Betonwerkstein- und Natursteinfirma im thüringischen Arnstadt.

Im zweiten Teil standen fachspezifische Vorträge im Mittelpunkt. So informierte DNV-Geschäftsführer Reiner Krug über den neuen Geltungsbereich der DIN 18332 ATV "Naturwerksteinarbeiten". Danach beleuchtete Dr. Thomas Hoyer vom Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS im thüringischen Hermsdorf die "Einkomponentige werkseitige Nanokristallithbehandlung von Werkstein". Diesem Thema wie auch neuen Oberflächen von Beton- und Naturwerkstein (beispielsweise gebürsteter bzw. "gesurfter" Naturwerkstein mit nanokristalliner Behandlung) widmete sich auch ein Workshop. Viel Interesse fand dabei eine Praxisvorführung von Dr. Hoyer, bei der er großformatige Platten aus Naturwerkstein und Ultrahochfestem Beton (UHPC) vorstellte, die mittels einer Miniheizung aus erneuerbarer Energie beheizt werden können.

(8.5.2016)

Autor/in: Harald Lachmann