Bamberger Wissenschaftler liefern Daten für den Wiederaufbau von Notre-Dame

Professor Stephan Albrecht, Kunsthistoriker aus Bamberg, forscht seit Jahrzehnten zu Kathedralen. Das Foto zeigt ihn bei seiner Tätigkeit am Bamberger Dom. (Foto: Benjamin Herges/Universität Bamberg)

Daten der Bamberger Wissenschaftler um Prof. Stephan Albrecht gehen derzeit in ein 3D-Modell der Kathedrale von Paris ein. (Foto: Stephan Albrecht/Universität Bamberg)

Das historische Wahrzeichen der französischen Hauptstadt, die Kathedrale Notre-Dame de Paris, ist eines der frühesten gotischen Kirchengebäude Frankreichs. Es wurde in den Jahren 1163 bis 1345 errichtet und gilt als eines der weltweit wichtigsten Bauwerke seiner Entstehungszeit. Durch den Brand im April 2019 ist das Bauwerk teilweise zerstört worden. Wie die Uni Bamberg mitteilt, ist ein Kooperationsvertrag mit einer französischen Forschungseinrichtung unterzeichnet worden. Demzufolge führt die "Initiative Chantier Notre-Dame" Wissenschaftler verschiedener Fachbereiche zusammen, um grundlegende Daten für den Wiederaufbau zu liefern. In mehreren Arbeitsgruppen sollen sowohl vorhandene als auch neue Erkenntnisse ausgetauscht und koordiniert werden. Der Bamberger Kunsthistoriker Professor Stephan Albrecht, Experte für Denkmalwissenschaften und Kunstgeschichte, wirkt in drei dieser Arbeitsgruppen zu den Themen "Digitale Daten", "Holz" und "Stein" mit.

Daten für ein 3D-Modell
Erst kurz vor dem Brand seien von Bamberger Wissenschaftlern Daten der Kirche Notre-Dame erhoben worden, die nun der Initiative zur Verfügung gestellt werden können. Laut Mitteilung der Universität handelt es sich dabei um Aufnahmen, die 3D-Scans der Innen- und Außenseite des Querhauses beinhalten. In den Jahren 2015 bis 2018 untersuchten Wissenschaftler die Portale von sechs europäischen Kathedralen, darunter die von Notre-Dame de Paris. Damit liegt laut Professor Albrecht der "jüngste dokumentierte Ist-Zustand von Notre-Dame in Form von Vermessungsdaten" vor. Ein Projekt bezog sich auf "Mittelalterliche Portale als Orte der Transformation". Dabei entstanden Aufnahmen, die nun von besonderer Bedeutung für den Wiederaufbau seien. Gemeinsam mit weiteren Wissenschaftlern dokumentierte Albrecht u.a. die Bemalungen des Bauwerks zu unterschiedlichen Zeiten. Man könne die ausgewerteten Farbanalysen des Nord- und Südportals zur Verfügung stellen, heißt es.

Detaillierte Scans ermöglichen vorab einen aussagefähigen Überblick der Zerstörungen. Für den Wiederaufbau von Notre-Dame soll deshalb ein 3D-Modell der Kathedrale als Grundlage dienen. In dieses gehen die Bamberger Daten sowie Aufnahmen weiterer Wissenschaftler ein. 

(Veröffentlicht am 17. Februar 2020)

Autor/in: Sabine Meißner