Statements aus der Branche (6): 5 Meldungen aus Deutschland und der Schweiz

Giovanni Polti, Alfredo Polti SA, Arvigo/Graubünden, Schweiz: "Arbeitsplätze sind in unserem Betrieb momentan keine gefährdet, das könnte sich aber ändern, wenn die Krise länger andauert."

Christian Rohr, GF von Christian Rohr Gebrauchtmaschinen, Marktredwitz: "Auch wenn die wirtschaftlichen Einschränkungen aufgehoben werden, wird es dauern, bis die Lieferkette wieder funktioniert."

Christoph Reuther, stellv. GF bei der Steinrestaurierung Tobias Neubert, Halsbrücke: "Angesichts der massiven Wirtschaftsförderungsmaßnahmen, die derzeit im Zuge der Krise bewilligt werden, stellt sich uns die Frage, ob im nächsten Jahr noch ausreichend Mittel für Projekte aus unserem Tätigkeitsfeld zur Verfügung stehen werden."

Ralph Johann, GF der Firma Gutjahr-Systemtechnik, Bickenbach: "Keiner kann sagen, wie lange diese Krise dauern und welche Auswirkungen sie auf die Gesamtwirtschaft und auf unser Geschäft haben wird. Aber – und darin sind sich alle einig – auch an der Baubranche wird Corona nicht spurlos vorübergehen."

Dr. Uwe Gruber, GF der Mapei Deutschland GmbH, Großostheim und Bottrop (Anwendungstechnik): "Es ist nur die Frage, wie schnell die Wirtschaft wieder hochgefahren werden kann und sich Bauvorhaben realisieren lassen." Fotos: Archiv, privat

In Naturstein 5/2020 erscheint ein Spezial zur Corona-Krise mit 50 Branchenstatements, die wir sukzessive auch auf Natursteinonline.de und auf Facebook posten. In diesem Beitrag lesen Sie 5 Meldungen aus Deutschland und der Schweiz:

Ralph Johann, Geschäftsführer der Firma Gutjahr-Systemtechnik, Bickenbach: 
"Natürlich beschäftigt uns die Corona-Pandemie derzeit sehr. Keiner kann sagen, wie lange diese Krise dauern und welche Auswirkungen sie auf die Gesamtwirtschaft und auf unser Geschäft haben wird. Aber – und darin sind sich alle einig – auch an der Baubranche wird Corona nicht spurlos vorübergehen. Im 1. Quartal lief unser Geschäft, was den Auftragseingang betrifft, noch relativ normal. Auch unsere Lieferketten sind stabil. Aber wir gehen davon aus, dass es im 2. Quartal zu spürbaren Beeinträchtigungen im Auftragseingang kommen wird. Darauf bereiten wir uns mit einem strafferen Kostenmanagement vor. Gleichzeitig überlegen wir, wie wir mit unseren Kunden weiterhin "kontaktlos in Kontakt" bleiben können, z.B. in Form von Online-Seminaren. Die Welt wird ja nach Corona nicht stillstehen." (hol)

Giovanni Polti, Alfredo Polti SA, Arvigo/Graubünden, Schweiz: 
"Unser Steinbruch mit dem angegliederten Steinverarbeitungswerk befindet sich im Calancatal, das politisch zwar zum Kanton Graubünden gehört, das sich gesellschaftlich, sprachlich, kulturell und wirtschaftlich aber stark am Kanton Tessin orientiert. Für uns ist das in dieser Krise eher ein Nachteil. Der Kanton Tessin ist nämlich, so wie bekanntlich die angrenzende italienische Lombardei, außerordentlich stark von der Corona-Pandemie betroffen. Deshalb gelten im Tessin auch striktere Vorschriften und Einschränkungen für die Wirtschaft. Rechtlich sind wir daran natürlich nicht gebunden, doch ist der psychologische Druck auf uns groß, es den Tessinern gleich zu tun, auch wenn wir die speziellen Corona-Vorschriften der Schweizer Behörden sehr gut einhalten können. Unsere Bevölkerung ist emotional stark von den Tessiner Medien beeinflusst; viele verlangen, dass wir unseren Betrieb wie die Tessiner einstellen sollten. Zum Glück hat sich die Lage jetzt aber wieder etwas entspannt, sodass unmittelbare Auswirkungen auf unser Unternehmen bisher weitgehend ausgeblieben sind. Es gibt kleinere Versorgungsschwierigkeiten bei italienischen Lieferanten oder solchen aus dem Tessin. Auch wurden schon Aufträge verschoben, besonders für Steindächer, die in der Südschweiz eine lange Tradition haben, aber auch für andere Vorhaben. Arbeitsplätze sind in unserem Betrieb momentan keine gefährdet, das könnte sich aber ändern, wenn die Krise länger andauert." (sta)

Dr. Uwe Gruber, Geschäftsführer der Mapei Deutschland GmbH, Großostheim und Bottrop (Anwendungstechnik):
"Im ersten Quartal haben wir noch keine negativen Auswirkungen durch Corona zu spüren bekommen. Was wir zu diesem Zeitpunkt aber sagen können und was für uns das Wichtigste ist: Wir haben glücklicherweise keinen Corona-Fall im Unternehmen. Was den Umsatz betrifft, haben wir im März sogar ein enormes Wachstum erzielt, was sich durch Vorzieh­effekte aufgrund einer höheren Lagerhaltung bei unseren Kunden erklären lässt. Die Lieferketten sind intakt und verlässlich. Alle Außendienstmitarbeiter arbeiten vom Homeoffice aus und sind telefonisch und per E-Mail zu erreichen. Auf unserem Werksgelände in Weferlingen gelten seit Wochen spezielle Hygienevorschriften und Verhaltensregeln. Um zur Bewältigung der aktuellen Gesundheitskrise beizutragen, spendet unsere in Mailand ansässige Mutterfirma 750.000 € an die Mailänder Poliklinik sowie die Krankenhäuser San Raffaele und Luigi Sacco. Prognosen sind derzeit wohl nicht zu treffen, da niemand sagen kann, wie lange und wie stark sich die Krise auf Gesellschaft und Wirtschaft auswirkt, daher ist es besonders in unsicheren Zeiten besser, in Szenarien zu denken. Aber auch nach der Bewältigung von Covid-19 fehlen uns in Deutschland in den Ballungszentren Wohnungen, das hat sich durch die Pandemie bzw. Epidemie nicht geändert. Es ist nur die Frage, wie schnell die Wirtschaft wieder hochgefahren werden kann und sich Bauvorhaben realisieren lassen." (hol)

Christian Rohr, Geschäftsführer von Christian Rohr Gebrauchtmaschinen, Marktredwitz: 
"Bei uns geht die Arbeit fast nie aus. Aktuell sind wir normal ausgelastet. Unser Auftragsbestand reicht aktuell bis Ende Mai. Meine Leute – wir sind zu sechst – sind nach wie vor draußen unterwegs mit der Vorgabe, Abstand zu halten und den Hygieneregeln zu entsprechen. Was derzeit ziemlich still liegt, ist jedoch unser Servicecenter LRT GmbH für Tyrolit. Teilweise wird in China produziert, teilweise erfolgt die Produktion in Italien. Daher ist es ins­gesamt ruhiger bei uns, und ich habe ab 1. April Kurzarbeit angemeldet. Die Probleme kommen mit Verzögerung. Wir sind teilweise abhängig von Teilelieferungen u.a. aus Italien, die Steinmetze entsprechend von Materiallieferungen. Wenn z.B. bestimmte Materialien von dort und von deutschen Großhändlern nicht mehr zu bekommen sind, können wir die jeweiligen Kunden nicht mehr bedienen, und es kommt zu Ausfallzeiten. Auch wenn die wirtschaftlichen Einschränkungen aufgehoben werden, wird es dauern, bis die Lieferkette wieder funktioniert." (hol)

Christoph Reuther, stellv. Geschäftsführer bei der Steinrestau­rierung Tobias Neubert, Halsbrücke: 
"Die Corona-Krise macht uns auf verschiedene Weise zu schaffen. Einerseits ist seither der Austausch mit den Materiallieferanten wesentlich zeitaufwändiger als zuvor, was insbesondere bei kurzfristigen Ausschreibungen eine Herausforderung darstellt. Andererseits haben viele unserer Mitarbeiter jüngere Kinder, die nun zu Hause betreut werden müssen. So fehlen uns einige Arbeitskräfte, da das derzeit verbreitete Homeoffice für uns durch den Restaurierungsschwerpunkt nur in wenigen Fällen eine Option ist. Gerade jetzt im Frühjahr, wenn sich die Ausschreibungen und Aufträge häufen, ist dies besonders schmerzlich. Die größten Sorgen bereitet uns jedoch der längerfristige Blick in die Zukunft. Der Großteil unser Aufträge stammt von Projekten der öffentlichen Hand. Angesichts der massiven Wirtschaftsförderungsmaßnahmen, die derzeit im Zuge der Krise bewilligt werden, stellt sich uns die Frage, ob im nächsten Jahr noch ausreichend Mittel für Projekte aus unserem Tätigkeitsfeld zur Verfügung stehen werden." (fl)

In Naturstein 5/2020 geben wir außerdem einen Überblick über die Auswirkungen der Coronakrise in Deutschland und die Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung. Wie es Italien geht, schildert unsere Korrespondentin Alexandra Becker. Themenschwerpunkt der Mai-Ausgabe ist "Bauen mit Naturstein". Bis September verlängert wurde in London die derzeit geschlossene Ausstellung "The New Stone Age", die Naturstein als nachhaltiges und vielseitiges Baumaterial zelebriert. Verwirklicht wurde sie von Architekt Amin Taha, Ingenieur Steve Webb und Steinmetzmeister Pierre Bidaud. Die Wiederentdeckung von Naturstein als nachhaltiges Baumaterial in großem Stil ist sicher noch Zukunftsmusik, aber keine Utopie. Das Heft erscheint am 4. Mai 2020.

(veröffentlicht am 30. April 2020)