Sachverständigenseminar 2016 auf Schloss Raesfeld

Auf dem Sachverständigenseminar für Fliesen-, Estrich- und Natursteinleger am 27./28. Oktober 2016 auf Schloss Raesfeld ging es u.a. um Normen, Designestriche und Barrierefreiheit.
Das DIN-Normenwerk "Bauwerksabdichtungen" DIN 18195 wurde neu gegliedert, sodass nun Abdichtungen im Verbund mit der Bauwerkskonstruktion im "Behälter" normativ geregelt werden. Werner Hagemann führte  in die Vielzahl der miteinander verbundenen Thematiken ein. Schwerpunkt seines Referates war die DIN 18535 Teil 1 bis 4, wobei die Neuerungen und begrifflichen Regelungen aufgezeigt und erläutert wurden. Diese Norm regelt die Abdichtungen für Behälter und Becken und enthält alle erforderlichen Regelungen für mit zu verarbeitende Abdichtungsstoffen.

Neues von der  ATV DIN 18332
Achim Mehmcke berichtete aus der Normenarbeit: Die ATV DIN 18332 Naturwerksteinarbeiten aus 2016 stellt für das Aufstellen der Leistungsbeschreibung deutlich höhere Anforderungen an den Ausschreibenden. Natursteinfliesen- und Mosaik fallen in den Bereich der ATV DIN 18332. Neu gefasst wurden die Anforderungen an die Bemusterung. Neu gegliedert sind auch die Abrechnungsmodalitäten; sie seit September 2016 anzuwenden. Ebenso neu aufgenommen in DIN 18332 ist Monokorn. Bei der Planung, Verlegung und Bewertung von Designestrichen gelten zu den a. a. R. d. T. zusätzlich auch "Schönheitsvorstellungen, persönlicher Geschmack und Kunstbetrachtungen". Dr. Jörg Sieksmeier stellte ausführlich das daraus entstehende Spannungsfeld zwischen planerischen Vorstellungen und technischen Möglichkeiten dar, das auch die Preisgestaltung beeinflussen könne.

Trockenbau als Verlegegrund
Aus Sicht eines Ausbauprofis berichtet Dipl. Ing öbvSV Klaus Arbeiter über Trockenbau als Verlegegrund für Fliesen in Feucht- und Nassräumen. Gipskartonplatten werden von den jeweiligen Herstellern nach eigenem Rezept produziert und Herstellerangaben geben nicht zwangsläufig die a. a .R. d. T. wieder, weshalb zwischen diesen und herstellergeprüften Systembeschreibungen zu unterscheiden ist. In DIN 18340 Abschn. 3.5 genannte Trockenböden stellen keine geregelte Bauart dar – es gibt keine allgemeingültigen Regeln oder Produktnormen, es sind Sonderkonstruktionen.

Großformatige Platten
Heiko Ollarius berichtete über Eigenschaften, Herstellung und Anwendungsmöglichkeiten von großformatigen Platten. Nach einem Rückblick auf deren Entwicklungsgeschichte gab er Einblick in Herstellungsprozess, Materialeigenschaften, Oberflächen-, Textur- und Farbvarianten sowie über Vor- und Nachteile. Praktische Anwendungsbeispiele und Objektlösungen rundeten den Vortrag ab.

Barrierefreiheit
Ing. Emanuel Schreiber beschäftigte sich mit dem Thema Barrierefreiheit. Technische Lösungen seien durch optische Lösungen zu ergänzen. Architekten wie Bauherren haben die sich aus der Bevölkerungspyramide entwickelte Herausforderung erkannt: Immer mehr ältere Menschen wollen möglichst lange in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben. Im öffentlichen Bereich ist Barrierefreiheit Voraussetzung zur Teilnahme dieses Personenkreises an Kultur- und Bildungsveranstaltungen, an Freizeiteinrichtungen, am Besuch von Verwaltungsgebäuden und Gaststätten u.v.a.m. Das Fehlen von barrierefreien Übergängen im Wohnbereich wird immer deutlicher ein Kriterium beim Kauf oder dem Mieten von Wohnungen. Ein kaum mehr umkehrbarer Trend. Die sich daraus ergebenden Anforderungen an z. B. Schallschutz, Entwässerung, Vermeidung von Stolperstufen und Bodenindikatoren sollen in einem eigenen Seminar behandelt werden.

Aktuelle Gutachten
Im zweiten Teil des Seminars wurden am Samstag aus aktuellen Gutachten zu behauptetem mangelhaftem Einbau von Wannendichtbändern in Privatbädern (Rundung an Ecke) und Fliesenschäden in Reihenhäusern diskutiert. Rechtsanwalt Carsten Seeger berichtete u. a. über Behandlung von Mängelrügen, über Bau-Abnahme-Modalitäten und über unabdingbare, disponable Gesetzestexte und Kündigung eines Bauvertrags. Ab sofort können die Skripten der Referenten heruntergeladen werden.

Das Frühjahrsseminar findet am 24./25. März und 7./8. April 2017 statt.

Helmut H. Hufnagel

(Erschienen am 21.12.2016)