Natursteinoberflächen im Fokus

Prototyp einer Schallschutz-Tafel aus Jura für ein Büro, gefertigt im EFBZ in Wunsiedel; Design: Urs Greutmann, Zürich (Foto: Richard Watzke)

So massiv ein Stein sein mag – wir sehen stets nur seine Oberfläche. Ins Innere ist uns der Blick verwehrt. Können wir mit unseren Augen also von einer Küchenplatte, einer Duschwand, einem Kamin oder einer Fassadenbekleidung nur die äußerste Schicht erfassen, so ist diese die wichtigste Schnittstelle zwischen uns und dem Material. Neben der Farbe und Form bestimmt die Oberflächentextur maßgeblich unsere Wahrnehmung. Je reizvoller sie erscheint, desto mehr sind wir versucht, die Oberfläche auch mit anderen Sinnen zu erleben, sie zu betasten, zu begehen oder uns sogar darauf zu legen, beispielsweise auf eine Ruhebank in einem Spa.

Die Anmutung der Oberfläche hat im Steindesign somit eine elementare Bedeutung. Neben der in jedem Stein von Natur aus vorhandenen Struktur – dicht, porös, geschichtet, homogen, grob- oder feinkristallin – und der Farbigkeit sind es die beiden formalen Elemente Proportion und Oberfläche, die ein Werkstück, ein Projekt spannend, authentisch, harmonisch, begehrenswert oder nichtssagend und austauschbar machen. In Zeiten, in denen wir mit immer mehr Werkstoffen, die so-tun-als-ob konfrontiert sind, wird es höchste Zeit, sich darauf zu konzentrieren, was den Naturstein so einzigartig macht. Die technischen Eigenschaften allein können das nur zum Teil leisten. Ein Mauerstein im konstruktiven Massivbau ist kein Designobjekt, und doch hat auch er eine Sichtfläche, ein Antlitz und fungiert damit als Schnittstelle zwischen Betrachter und Bauwerk. Mit Steinsichtigkeit allein ist es aber nicht getan, zumal frühere Baumeister nicht steinsichtig planten.

Mehr zum Thema Oberflächen bei Naturstein erfahren Sie in Naturstein 4/2024, ab Seite 20.

(Veröffentlicht am 10. April 2024)
 

Autor/in: Richard Watzke