Nachruf für Pater Donatus Leicher

Pater Donatus Leicher am 8. November 2014 bei einer Messe im Straßburger Münster anlässlich des Patronatsgedenkens

Ein Nachruf für Pater Donatus Leicher, den uns Friedolf Fehr, Präsident des Vereins zur Förderung des Bildhauer- und Steinmetzhandwerks e.V. geschickt hat.

Der Verein zur Förderung des Bildhauer- und Steinmetzhandwerks e.V. hat zu Anfang des Jahres Abschied genommen von einem Großen unserer Zunft. Pater Donatus Leicher O.P., Ordensbruder der Dominikaner, ist nur wenige Monate nach seinem 94. Lebensjahr in Freiburg verstorben. Er wurde am 14.01.2016 auf dem Friedhof seines Heimatortes Heimbach begraben.

Eigentlich hatte Pater Donatus einen anderen Berufsweg eingeschlagen. Er stammt aus einer alten Bildhauerfamilie aus dem Steinhauerdorf Heimbach. Nach einer Malerlehre besuchte er viele Jahre die renommierte Akademie für bildende Kunst in Salzburg, die von Oskar Kokoschka gegründet worden war. Dort hat er seine künstlerische Ausbildung erhalten.

Von nun an bearbeitete er Steine und beschäftigte sich wissenschaftlich mit dem uralten Handwerk der Steinhauer und  begann 1958 seine Karriere als Ausbilder und Dozent. Zusammen mit Sepp Jakob, dem Leiter der Freiburger Münsterbauhütte, schrieb er ein grundlegendes Lehrbuch über sein Spezialgebiet Schriften und Symbole. Pater Donatus hat unser Handwerk geprägt. Viel Jahre gab er Gestaltungskurse in Freiburg, Soest und Ingolstadt.

Unserem Verein war Pater Donatus als Theologe verbunden. Bei der jährlichen Patronatsgedenkfeier für die vier Gekrönten am 8.November hat er in allen Jahren den Gedenk-Gottesdienst zelebriert. Unser Steinmetztheologe brachte uns die standfeste Haltung der Märtyrer Claudius, Simphorianus, Nicostratus und Castorius nahe. Die vier Steinmetze hatten sich um das Jahr 300 geweigert, Götzenbilder für den Gott Askulap zu schaffen und sich damit dem Befehl des römischen Kaisers Diokletian widersetzt. Dafür waren sie auf grausame Weise ermordet worden. Pater Donatus sprach über die vier Zeichen der Gekrönten – den Winkel, den Zirkel, die Messlatte und die Setzwaage und  ihre Bedeutung, sowohl für den Steinmetzberuf, als auch für das Leben im Allgemeinen. Die Zeichen stünden u.a. für Standfestigkeit, einen festen Standpunkt, Harmonie und das richtige Maß. Uns bleibt zu wünschen, diesen Zeichen im Alltag zu entsprechen.

Wir haben Pater Donatus viel zu verdanken. Er wird uns fehlen

Friedolf Fehr
Präsident Verein zur Förderung des Bildhauer- und Steinmetzhandwerks e.V.


(15.1.2015)