Mehr Besucher auf der Cersaie

Textile Oberflächen (Fotos: Ingeborg Burggaller)

Neue Sanitärfarben

Das Stöhnen über die jährliche Flut neuer Produkte und die Forderung nach einem Zwei-Jahres-Rhythmus für die Cersaie war in diesem Jahr sowohl auf Hersteller- als auch auf Händlerseite so laut wie noch nie zuvor. Doch so lange es trotz neuer Messehallen noch immer Wartelisten für Messeinteressenten gibt und die Besucherzahlen weiter steigen (2016 + 4,6 %) ist dieser Kampf aussichtslos. Drei deutsche Hersteller haben von sich aus die Reißleine gezogen und Bologna den Rücken gekehrt.

Erneut dominierten in den Keramikhallen Großformate in Holz-, Naturstein- und Betonoptiken mit deutlichen "Gebrauchsspuren". Zaghaft setzte auch eine Rückbesinnung auf kleinere Formate ein, wobei hier vor allem an das so genannte "Brick-Format", die Riemchen der 50er und 60er Jahre, angeknüpft wurde.

Erstmals nahmen darüber hinaus verschiedene zarte Vintage-Anmutungen und neue "textile" Dekore einen größeren Raum ein.  Hier hatten die Hersteller zum Teil mit Webereien zusammen gearbeitet, aus deren Mustern Scans für 3D-Drucke realisiert und mit der modernen Inkjet-Technologie auf keramischen Oberflächen umgesetzt wurden – uni oder ornamental.

Besonders echt wirkten dies Dekore nicht nur an der Wand, sondern auch am Boden mit deutlichen Abnutzungsspuren und Farbabstufungen, um den gewünschten Used-Charakter zu erzielen.  Waren es die Farbechtheit und die "spurenlose Sauberkeit", mit denen noch vor Jahren die Wand- und Bodenkeramik beworben wurde, so werden jetzt alle technischen Raffinessen genutzt, um gerade diesen optischen Eindruck nicht aufkommen zu lassen.  Wie gut hat es da der Naturstein, der dies ganz von allein kann!

Die Sanitärhallen überraschen mit Farbiger Sanitär-Keramik bei Becken, Toiletten und Badewannen in dunklen Braun- bzw. Holztönen oder grauen Natursteinoptiken.  Ergänzt wurden diese neue Farben von Armaturen aus glänzendem Kupfer oder matten Oberflächen in dunklen Bronze- und Anthrazittönen.  Ein weiterer Schritt, um aus der kühlen, oft sterilen Sanitärzelle eine wohnliche Badlandschaft zu schaffen.  Auch hier sehe ich eine große Chance, diese neuen Farben des Sanitärhandels mit farblich abgestimmten Natursteinen zu kombinieren und ins rechte Licht zu rücken.

(18.10.2016)

Autor/in: Ingeborg Burggaller