Fernsehbeitrag über Sandstein aus dem Maintal

Präzisionsarbeit: Manfred Reinhart modelliert seiner Skulptur den Bauchnabel. Senior Winfried Reinhart (re.) und die Kamera schauen zu. (Fotos: Sabine Meißner)

In Hofstetten steht Manfred Reinharts Sandsteinskulptur, die "Heilige Familie" vor der Kamera.

Winfried Reinhart gründete 1962 den Steinmetz-und Natursteinbetrieb Reinhart in Untersteinbach. Er ist stolz, dass seine beiden Söhne die Natursteintradition der Familie fortsetzen.

Sandstein vom Main macht Karriere im Bayerischen Fernsehen. Eine Sendung der Samstagsserie "Zwischen Spessart und Karwendel" wird dem Naturmaterial gewidmet sein. Gedreht wurde unter anderem in Bamberg und Eltmann sowie in Orten des Steigerwaldes und der Haßberge beiderseits des Mains. Am 7. November ist der Film zu sehen.

Vor den Kameraaufnahmen stand die Recherche. Ein Familienunternehmen wurde gesucht, das über mehrere Generationen von der Arbeit am Stein lebt. In der Familie Reinhart in Untersteinbach fand es der Fernsehjournalist Dr. Ralph-Jürgen Schoenheinz. Er besuchte beide Unternehmen, den Steinmetz-und Natursteinbetrieb Alexander Reinhart sowie Bildhaueratelier und -werkstatt Manfred Reinhard.  

Bei den Reinharts im Steigerwald wird der Fernsehjournalist mit dem Kameramann Hans Fischer und Team herzlich aufgenommen. Hier trifft er genau die Familie, die dem Konzept seiner Sendung entspricht, weil sie die Sandsteintradition in der Region verkörpert. Mehrere Familienmitglieder sind über zwei Generationen mit dem heimischen Naturmaterial beschäftigt. 1962 hat Vater Winfried Reinhart den Steinmetz-und Natursteinbetrieb Reinhart gegründet. Seit 1999 führt Sohn Alexander Reinhart das Unternehmen. Schwiegertochter Martina arbeitet im Büro und erledigt alles, was die Arbeiten mit sich bringen, von Fensterbänken und Treppen über Bodenbeläge und Küchenarbeitsplatten bis hin zu Fassadenverkleidungen und Restaurierungen. Das Unternehmen beschäftigt zehn Mitarbeiter und einen Auszubildenden. Beim Besuch des Filmteams stehen für Reinhart Arbeiten im Grabmalbereich auf dem Tagesplan. Passend, denn der Film, der für Anfang November auf dem Sendeplan steht, befasst sich unter anderem mit dem Thema Friedhof und der Verwendung von Sandstein. So begleitet das Team den Steinmetz mit Mikrofon und Kamera nach Ebrach, wo Reinhart einen privaten Kundenauftrag auf dem Friedhof erledigt. Da die Reinharts einen Teil ihres Materials vom Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser beziehen, ist im Film auch eine kurze Sequenz aus dem Bamberger Unternehmen zu sehen.

Am nächsten Tag wird der zweite Sohn von Reinhart Senior, der Künstler Manfred Reinhart, bei der Arbeit gefilmt. Treffpunkt ist im Atelier, wo nicht nur bestes Kameralicht begeistert, sondern auch die Modelle diverser Arbeiten. Aktuell hat der Bildhauer am Modell für eine Skulptur zu tun, der er den Titel "Equilibrio" geben will. Der Transport des Kunstwerkes vom Obergeschoss des Ateliers mit Kran und Stapler in das Werkstattgebäude nebenan ist für das Kamerateam die willkommene Gelegenheit, alles festzuhalten. "Sandstein hat seine Grenzen", erklärt Reinhart, der mehrere Jahre in Italien lebte und gerne auch Granit verwendet, "das Versetzen ist eine diffizile Sache bei so einem Torso". Arm oder Bein könnten beispielsweise brechen. Es kann vorweg genommen werden, dass die Aktion glückt und Reinhart vor laufender Kamera weitere Handgriffe an der Skulptur in seiner Werkstatt vornehmen kann. Vater Winfried ist dabei und zeigt Stolz darüber, dass seine Söhne die Familientradition fortsetzen. "Besonders freue ich mich", sagt der Senior, "dass mein Sohn Manfred aus Italien zurückgekommen ist und wieder hier im Steigerwald ansässig ist". Er nennt es "eine Bereicherung für die Region". 

Während Reinhart seiner Skulptur den Bauchnabel modelliert, gibt er dem Münchener Journalisten Auskunft. Ob der Sandstein Konkurrenz in anderen Materialien habe, will der wissen. "Ja, schon", antwortet der akademische Bildhauer, "er hat aber seine Reize". Hier in der Gegend füge sich Sandstein besonders gut ein. "Ich mag die Farbe", erläutert er, "vom hellen, weißen und gelben bis hin zum roten, hat man vielfältige Auswahlmöglichkeiten". Auch die Maserungen seien interessant: "Mancher Stein ist stark geädert, da fängt das Material an zu leben."

Am Nachmittag fährt Reinhart mit den Filmleuten nach Hofstetten, auf die andere Seite des Mains, in die Haßberge. Dort will er die "Heilige Familie", eine Dreiergruppe aus Schönbrunner Sandstein, imprägnieren. 2009 hat er sie geschaffen und vor der Kirche aufgestellt. "Durch den nebenstehenden Baum hat die Skulptur Patina angesetzt und muss neu imprägniert werden", erklärt der Bildhauer.

Im Drehbuch ist auch ein "klassisches Gebäude" aus regionalem Sandstein vorgesehen. Um das zu finden, wandte sich Schoenheinz vorab hilfesuchend an den "Staahaber" Heinrich Weisel, den Historiker aus Zeil am Main, der ihn auf die ehemalige Vetter-Villa in Eltmann sowie auf Willi Lediger, den Leiter des Heimatmuseums, aufmerksam machte. Lediger kann viel erzählen über die einstigen Steinfürsten in Eltmann, über viele Gebäude, an denen Sandstein vom Main verbaut wurde und über die schwere Arbeit in den Brüchen vor Jahrzehnten.

In der Vetter-Villa, die sich im Privatbesitz befindet, scheint an diesem Nachmittag nur der Hund daheim zu sein. Es öffnet niemand auf das Schellen der Hausglocke der mit großem Mikro und Kamera unschwer als Filmteam zu erkennenden Gruppe. Der Blick durch das eiserne Gittertor auf das imposante Gebäude aus Sandsteinquadern beeindruckt dennoch und gibt Gelegenheit, den beiden Steinfüchsen Winfrid Reinhart und Willi Lediger zuzuhören. Was sie von der staubigen Arbeit einst und der Entwicklung der Region, angefangen in der Zeit, "als der Main die Autobahn des Maintals war", über den Bau der Eisenbahn und die heutige Transportmöglichkeit auf der A 70 erzählen, das wird neben vielen interessanten Dingen im Film zu sehen und zu hören sein. 

Informationen:
www.br.de/fernsehen/bayerisches-fernsehen/sendungen/zwischen-spessart-und-karwendel
www.heimatmuseum-eltmann.byseum.de
www.naturstein-reinhart.de
www.manfred-reinhart.de

(30.10.2015)

Autor/in: Sabine Meißner