Dombaubericht erschienen

Neu erschienen: Kölner Domblatt mit Berichten über Restaurierungsmaßnahmen und andere Arbeiten. (Foto: © Hohe Domkirche zu Köln, Dombauhütte)

Zum Jahresende ist im Kölner Domverlag die 88. Folge des Kölner Domblatts erschienen. Das Jahrbuch des Zentral-Dombau-Vereins (ZDV) enthält Berichte über 2023 erfolgte Restaurierungsmaßnahmen und Aufsätze zu verschiedenen Themen rund um das Bauwerk.

Das Jahrbuch beginnt wie üblich mit dem Dombaubericht von Dombaumeister Peter Füssenich, der die Arbeiten der Dombauhütte im vergangenen Jahr vorstellt. Zwei besondere Schwerpunkte bildeten die Restaurierung an einem Strebewerk und der benachbarten Obergadenwand an der Westseite des Südquerhauses sowie Maßnahmen am mittelalterlichen Trachytmauerwerk am Chorkapellenkranz. Am Michaelsportal kam nach zehn Jahren intensiver Restaurierungsarbeit der erste und umfangreichste Bauabschnitt zum Abschluss. Nach letzten Versetzarbeiten und Verfugung der neugefertigten Vierungen konnte das Gerüst vor dem Portal im Herbst 2023 vorübergehend abgebaut werden.

Am Westfenster des Glockenstuhls im Südturm startete die Erneuerung der Schallluken. Außerdem sanierten die am Dom beschäftigten Fachleute die preußischen Kappendecken über den Chorkapellen, erneuerten Kapellendächer und ergänzten Skulpturen an der Südquerhausfassade. Auch die Installation einer neuen Außenbeleuchtung stand an. Fertig restauriert sind Glasfenster aus der Kathedrale Notre-Dame. In einem Werkstattberichtbeschreiben die wissenschaftliche Leiterin der Glasrestaurierungswerkstatt, Katrin Wittstadt, und deren technischer Leiter Felix Busse ausführlich die einzelnen Arbeitsschritte und den Wiedereinbau der Fenster in die Obergadenwände des Langhauses der Pariser Kirche.

Dass Wissenschaftler unterschiedlicher Fachrichtungen zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen können, zeigen Aufsätze der Bauhistorikerin Maren Lüpnitz und die Entgegnung der Archäologen Ruth Stinnesbeck, Ulrich Back und Ulrich Karas. Sie diskutieren darüber, ob der Bau der Südturmfundamente bereits zwischen 1300 und 1322 und somit vor dem Abbruch des Alten Domes begonnen worden sein kann.

Harald Schlüter berichtet in einem Beitrag über ein bisher kaum beachtetes Detail, das ihm am im Tympanonrelief des Petersportals aus dem 14. Jahrhundert aufgefallen ist: Die ungewöhnliche Kopfbedeckung von insgesamt fünf dargestellten Männern. Im Zuge näherer Untersuchungen konnte er nachweisen, dass es sich um Judenhüte handelt, deren Schäfte oder Knäufe - ein wesentliches Erkennungszeichen - zu einem unbekannten Zeitpunkt abgearbeitet wurden. Dem Autor zufolge handelt es sich um eine bisher nicht erkannte antijüdische Konnotation, die zudem mit mittelalterlichen Antichristvorstellungen verbunden zu sein scheint.

Schätze und Steine

In weiteren Aufsätzen geht es um Untersuchungen von "Schatzstücken" aus dem Dombestand und um französische Kalksteine, die sich am Michaelsportal des Sakralbaus finden. Durch Steinbestimmung konnten die Autoren für Konsolen, Baldachine und Skulpturen des Portals vier verschiedene Kalksteine nachweisen, die sich auch in den historischen Quellen zum Dombau finden.

Auf den wissenschaftlichen Teil folgen im Jahrbuch u.a. Meldungen über Ereignisse, die im 2023 im und rund um den Dom stattgefunden haben, darunter das Begräbnis von Papst Benedikt XVI., die Verleihung des Peter Parler-Preises an die Kölner Dombauhütte, das Jubiläum "100 Jahre Guss der Petersglocke".

Infos zur 88. Folge des Kölner Domblatts:
300 Seiten, 154 Abbildungen, Klappenbroschur, fadengeheftet, 17 x 24 cm, ISBN 978-3-9823582-5-3
Das Kölner Domblatt ist für 28,00 € im Buchhandel oder über den Kölner Domverlag www.koelner-domverlag.de erhältlich.

(9.1.2024, hem)