CarraraMarmotec gibt Gas

Der neue IMM-GF Luca Figari (Mitte) zwischen l. Laura Malavolta und Berater Mauro Albano und r. IMM-Präsident Fabio Felici und Gabriella Monti Foto: B. Holländer

Unter neuer Führung will das 30-köpfige Team der IMM vom 18. bis 21. Mai Ausstellern und Besuchern der CarraraMarmotec 2016 Nutzen bieten. Im Fokus stehen "Made in Italy" und "Nachhaltigkeit". Maßstäbe setzen soll die "First Sustainable Stone Conference". Wir sprachen mit dem neuen Messechef Luca Figari.

Naturstein: Herr Figari, Sie und Ihr Team wurden 2015 von der Internazionale Marmi e Macchine Carrara SpA (IMM) mit der Vorbereitung der 33. CarraraMarmotec betraut. Was haben Sie vorher gemacht und wie gehen Sie an die neue Aufgabe heran?
Luca Figar: Ich war vorher 30 Jahre lang für die Messe in Genua aktiv. Zu Beginn meiner Tätigkeit für die IMM habe ich mich damit befasst, was die Firmen vor Ort sowie andere Aussteller von ihrer Messe erwarten. Ich will nichts von oben verordnen, sondern umsetzen, was allen Messeteilnehmern am meisten dienen kann in einem von starkem Wettbewerb geprägten Markt. Mein Vorbild ist hier die Messe Frankfurt, die sich, wie bislang in der italienischen Messelandschaft unüblich, als Dienstleister begreift. Auch wir wollen Nutzen bieten.

Was wünschen sich die Aussteller?
Zunächst einmal, dass die Messe in Szene setzt, was die Region um Carrara einzigartig macht. Immerhin kommt der weltbekannteste und damit wichtigste Marmor aus den Bergen über der Messe, in denen schon Michelangelo die Blöcke für seine Skulpturen fand. Auch die IMM hält es für strategisch wichtig, die Werksteinunternehmen im Distrikt Apuan-Versilia bei der Weiterentwicklung der Werksteinwirtschaft zu unterstützen. Bereits in Arbeit ist ein langfristig angelegtes Projekt zur Förderung der lokalen Steinindustrie, das auch der Promotion der Messe dienen soll, mit Serviceleistungen für Firmen, die in der Branche arbeiten und ihren Beitrag leisten zum Bild von Carrara in der Welt. Die Messe fördert die Region und umgekehrt. Die Europäische Kommission bereitet aktuell ein Gesetz vor, das auf schützende Anerkennung der geographischen Herkunft nicht landwirtschaftlicher Produkte, da runter auch Carrara-Marmor, zielt. Auf der CarraraMarmotec inszenieren wir deshalb in einem eigenen Ausstellungsbereich die Material- und Verarbeitungs- und Designqualität von Werkstein made in Tuscany. Dort können sich Interessenten mit den führenden Entwicklern und Produzenten von Steinverarbeitungstechnik austauschen. Indem sie den italienischen Natursteinverarbeitern weiterhin Top-Technik liefern, fördern die Maschinen- und Werkzeughersteller Italiens weiterhin das Qualitätsprädikat "Made in Italy". Umgekehrt profitiert die Maschinenindustrie vom engen Kontakt mit den Anwendern.

Außer der Förderung von "Made in Tuscany" planen Sie für den 20. Mai die "First International Sustainable Stone Conference", also eine Internationale Konferenz für Nachhaltigkeit im Werksteinsektor. Vor welchem Hintergrund?
Italienischer Naturstein, der auch vor Ort verarbeitet wird, ist ein nachhaltiges Produkt. Wir wollen deutlich machen, dass nachhaltiges Planen und Produzieren von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung und Erhaltung des Werksteinsektors ist. Viele Unternehmen haben bereits in diese Richtung investiert, aber bislang die öffentliche Wahrnehmung nur bedingt beeinflussen können. Hier will die CarraraMarmotec mit der Konferenz Zeichen setzen. Wir wollen Regierungen und internationalen Organisationen Grundlagen für die Untersuchung und Analyse der Bedeutung ökoinnovativer Strategien liefern und ihnen gute Entscheidungen und die zügige Entwicklung entsprechender Handlungsanweisungen ermöglichen. Auf der Konferenz sollen Experten für Werkstein und Nachhaltigkeit ihre Sicht der Dinge und Schritte zur Optimierung der Situation erläutern und diskutieren. Für sehr wichtig halten wir die Präsentation praktischer Lösungen für den nachhaltigen Abbau, die nachhaltige Verarbeitung und den nachhaltigen Einsatz von Stein. Wir wollen zeigen, wie man über eine Verbesserung der Lieferkette ökologische, ökonomische und soziale Probleme verringern kann. Stichworte sind hier z.B. der Umgang mit Abraum, das Recyclen von Schleifschlamm, Energieeinsparung in der Gewinnung und Verarbeitung, nachhaltige Planung von der Gewinnung des Steins über Transport und Anwendung bis zur Entsorgung bzw. Wiederverwendung des Materials, Zertifizierungen und Siegel, die international besten Vorgehensweisen zur Umsetzung einer sozialverträglichen Steingewinnung, -Verarbeitung und -anwendung, Vorschläge für mehr Arbeitssicherheit, Schulungsmöglichkeiten, Business-Netzwerke, Start-ups und Industrietourismus.

Sie suchen Start-ups, die sich nachhaltigen Strategien verschrieben haben. Zu welchem Zweck?
Ein Messeareal wird ausschließlich Start-ups gewidmet sein: jungen, dynamischen Firmen, die bereits mit innovativen Produkten oder Prozessen dazu beitragen, die Werksteinlieferkette nachhaltiger zu gestalten. Wer sich für die Ausstellung in diesem Messeareal interessiert, sollte sich bei uns melden. Mit den Kontaktdaten einzureichen ist eine kurze Beschreibung des jeweiligen Produkts oder Innovationsprozesses an m.gussoni@immcarrara.it oder an Fax 0039 0585 787602. Einem Start-up wird eine Jury den Award "Sustainable Stone – Best Innovation 2016" verleihen. Das sowie Konferenzen, Ausstellungen und Fortbildungsangebote sollen Besucher aus Ländern anziehen, die sich erst seit kurzem mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen, aber auch aus Ländern wie den USA und einigen Staaten in Nordeuropa, die sich bereits für nachhaltiges Wirtschaften engagieren. Wichtig ist uns ein intensiver Wissenstransfer zwischen den akademischen Experten und der Fachwelt. Firmen, die nachhaltig und ökologisch arbeiten und/oder technologische Innovationen entwickelt haben und/oder einsetzen, können die Ausstellungsfläche Research to Business (R2B) nutzen und von kostenlosen Vorträgen über Steintechnologie, Geologie, Produktdesign, Oberflächen von Steinfassaden, Sanierung und Restaurierung profitieren.

Was ist außerdem geplant?
Neben der "First Sustainable Stone Conference" sind wieder verschiedene Designinitiativen einschließlich Workshops, Seminaren und Konferenzen vorgesehen. Wie immer wird auch die optimale Anwendung von Naturstein am und im Bau thematisiert. Namhafte Juroren küren zudem die Gewinner im 28. Wettbewerb um die Marble Architectural Awards (MAA). Hauptaufgabe der Messe bleibt es natürlich, die Aussteller von Steinen und Maschinen mit interessierten Besuchern aus aller Welt zusammenbringen, u.a. in individuell buchbaren Business to Business-Meetings. Interessierte Besucher werden auch durch die italienische Industrie- und Handelsagentur ICE unterstützt, die bereits die Teilnahme einer Auswahl wichtiger Importeure und Bauplaner aus den wichtigen Märkten, darunter die USA, Deutschland, China und Iran, organisiert. Mindestens 200 Unternehmer werden sich voraussichtlich an einer Reihe von Business-Meetings beteiligen. Die Teilnahme ist kostenfrei.

(31.1.2016)

Autor/in: Interview: Bärbel Holländer