Böden professionell verlegen

Das DNV-Seminar zog Interessierte aus ganz Deutschland an. Fotos: Pat Christ

Die Vorträge sorgten für lebhafte Diskussionen.

In der Reihe "Aus der Praxis für die Praxis" veranstaltete der Deutsche Naturwerkstein-Verband (DNV) auch dieses Jahr ein "Boden-Seminar". 110 Fachleute profitierten von der Teilnahme.

Bei der Planung von Bodenbelägen müssen neben ästhetischen Aspekten zahlreiche Vorschriften beachten werden, die in Regelwerken definiert sind. Beim zweitägigen DNV-Seminar "Bodenbeläge aus Naturwerkstein" Ende Februar in Würzburg lernten 110 Vertreter von DNV-Mitgliedsbetrieben sowie Sachverständige aus ganz Deutschland die Neuausgabe der ATV DIN 18332 kennen. Außerdem ging es um Mörtel und Fugen, Steinpflege sowie eine Methode zur Prüfung der Fleckempfindlichkeit.

Die Ausschreibungsnorm DIN 18332 gilt als "Bibel" der Natursteinbranche, sind in ihr doch Aufmaß und Abrechnung geregelt. Voraussichtlich im August ist laut DNV-GF Reiner Krug mit der Neuausgabe zu rechnen: "Auch Fliesen aus Naturstein sind dann hier geregelt." Die Norm gilt für das Bearbeiten von Natursteinen, das Verlegen und Versetzen von Fliesen, Platten und Werkstücken sowie für Verblend-, Vorsatz- und Quadermauerwerk aus Naturwerkstein. Der Abschnitt Null ("Hinweise für das Aufstellen der Leistungsbeschreibung") gehört laut Krug zu den wichtigsten Sequenzen der Norm. Die Norm an sich wartet mit einem geänderten Abrechnungsmodus auf. So werden künftig grundsätzlich die Maße der Bekleidung und der Beläge oder die Maße des hergestellten Mauerwerks abgerechnet.

"Die Abrechnung wurde einfacher und eindeutiger gestaltet", bestätigte Natursteinexperte Florian Billen (Wolfsburg). Auch die Themen "Übermessung" und "Aussparung" sind nun genauer und praxisgerechter behandelt. So regelt die neue DIN, dass Unterbrechungen bis 30 cm übermessen werden – was etwa bei Dehnfugen wichtig ist. Die Leistung selbst ist aus einer aussagekräftigen Werkzeichnung zu ermitteln. Sind keine Zeichnungen vorhanden, ist die Leistung aufzumessen.

Toleranzen für Treppen
Nach zehn Jahren wurde nun außerdem die DIN 18065, die für Treppen im Bauwesen gilt, aktualisiert. Sie legt Begriffe, Messregeln, Hauptmaße und Toleranzen fest. Neu ist laut Krug, dass für Treppen, bei denen eine Entwässerung erforderlich ist, ein Funktionsgefälle ausgebildet werden muss. Das Funktionsgefälle ist materialabhängig und nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik auszuführen. Es darf den Grenzwert 3 % nicht überschreiten. Zu den besonders kritischen Punkten in der Natursteinbranche gehört Reiner Krug zufolge der Bodenbelag im Außenbereich. Zwar sind Außenarbeiten eine Domäne des Natursteins: Der Gestaltungsspielraum ist nahezu unbegrenzt – vom Verlegen großer Platten bis hin zu kleinen Pflasterflächen. Probleme gibt es allerdings immer wieder hinsichtlich des Themas "Feuchtigkeit". Der DNV-Geschäftsführer: "Bauen in Deutschland bedeutet einen ständigen Kampf gegen das Wasser." Zeitweise auftretende Feuchtigkeitsflecken sind zwar unvermeidlich, da Natursteinbeläge im Außenbereich nicht absolut dicht sein können. Was die Feuchtigkeit im Untergrund anbelangt, sind Fachbetriebe allerdings dringend gefordert, nach guten Lösungen zu suchen. Mit Blick hierauf sollte zum Beispiel ein möglichst wasserabweisender Mörtel zum Einsatz kommen.

Grobkornmörtel für die Bettung
Zum Thema "Mörtel" referierte auch Erich Lanicca vom Fachberatungsbüro für Pflaster und Natursteinbeläge in Borchen. "Nur der Grobkornmörtel ist für schadensfreie Natursteinbeläge richtig", betonte er. Auch in der 2014 veröffentlichten DNV-Richtlinie "Pflaster- und Plattendecken für befahrene und begangene Flächen in ungebundener und gebundener Ausführung sowie in Mischbauweisen" ist als Bettungsmaterial nur noch Grobkornmörtel und als zementgebundene Tragschicht Grobkornbeton aufgeführt. Der auch "Monokornmörtel" genannte Mörtel zeichnet sich durch eine grobe Gesteinskörnung von 2 bis 8 mm aus. Aufgrund der Hohlräume gewährleistet er eine hohe Wasserdurchlässigkeit.

Beachtet werden müsse auch, wie der Mörtel am Stein haftet, ergänzte Jörn Buchholz (Osnabrück), der sich in seiner Promotionsarbeit mit schädlichen Einflüssen durch große Temperaturunterschiede auf Bodenbeläge beschäftigte. Ein guter Haftverbund reduziert laut Buchholz die Gefahr, dass sich die Fläche dehnt. Seine Untersuchungen belegten die positiven Effekte von Haftschlämme. Buchholz: "Haftschlämme muss sein. Hieran zu sparen, wäre der falsche Ansatz."

Mit den Tücken von Hohlbodenkonstruktionen beschäftigte sich Burkhard Prechel von der Firma Mapei (Bottrop). Hohlbodenkonstruktionen finden sich inzwischen häufig im Gewerbebau. Nicht selten werden darauf Naturwerksteinplatten verlegt. Der Trend geht dahin, möglichst dünne, großformatige Platten auf diese Bodensysteme zu verkleben.

Naturstein auf Hohlböden
Die Auswahl der Hohlbodenanlage erfolgt jedoch oft ohne Berücksichtigung des Nutzbelags. Nicht selten kommt es daher zu Rissen im Naturstein: "Es sind also nicht immer Verlegefehler, die zum Schaden führen." Oft werden Schäden durch eine zu starke Durchbiegung der Konstruktion verursacht. Die für die Konstruktion zulässige, für Naturstein allerdings zu hohe Durchbiegung schädigt vor allem starre Stein- und Keramikbeläge, etwa mit Granit. Hohlböden müssen laut Prechel vom Hersteller für die Verlegung des jeweiligen Bodenbelags freigegeben werden. Natursteinbetriebe tun gut daran, hier nachzufragen.

Auf Belastungen der Natursteinplatten in Küche und Bad durch Lebensmittel, Öle, Fette, Getränke, Waschmittel, Schimmel, Rost und Feuchtigkeitsflecken ging Peter Graef von der Nürnberger Firma Akemi ein. Es gibt heute eine breite Palette an Reinigungschemikalien, wobei man wissen muss, was wofür zu verwenden ist. Nach der Reinigung ist eine Schutzimprägerung sinnvoll. Dabei sollte vor allem im Küchenbereich auf das Siegel "Food safe" geachtet werden.

Auf die SCM Staincheck Method zur Ermittlung der Verfleckung machte Detlev Hill aus Trier aufmerksam. Die SCM Staincheck Method wurde als Gemeinschaftsprojekt des Fila Forschungslabors zusammen mit Hill von der Initiative steinkultur.eu entwickelt. Mit der Methode können messbare Ergebnisse erzielt werden. Hill: "Das eingesetzte Colormeter hat im Vergleich zum menschlichen Auge eine zehnfach bessere Auflösung." Deshalb werden Sachverhalte erkennbar, die das Auge nicht entdecken kann. Die Untersuchung erfolgt im gesamten L-A-B Farbraum. Dies ermöglicht Hill zufolge neben den üblichen Hell-Dunkel-Beurteilungen auch die Beurteilung von Farbverschiebungen, die durch Kontakt mit nutzungsbedingten, aggressiven Fleckbildnern auftreten können.

(17.5.2016)

Autor/in: Pat Christ