Blockbergung für Marmor-Altar

Im hessischen Villmar fand am 13. Mai im Lahn-Marmor-Museum zum Kulturerbejahr 2018 ein Zeitzeugen-Café statt, bei dem Augenzeugen von der letzten Blockbergung im Bongard-Bruch in Villmar erzählten:
In der Mannheimer Jesuitenkirche zerstörte 1943 ein britisch-amerikanisches Bombardement den Hochaltar aus verschiedenfarbigem LAHN-MARMOR und beschädigte das Gotteshaus. Nach dem Krieg baute man die Kirche wieder auf, jedoch nicht den Altar. Dieser fehlte den Gläubigen, unter ihnen auch der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl. Dieser setzte sich dann in den 80er Jahren für die Rekonstruktion des Altars ein. Er konnte den Steinmetzbetrieb Engelbert Müller aus Villmar für die Arbeiten an dem Altar gewinnen.

Hohe Kosten für die Rekonstruktion
Im Steinbruch Bongard zwischen Villmar und Runkel gab es viele große Marmorstücke, genauso stand im Villmarer Bruch Famosoa SCHUPBACH SCHWARZ für die Rekonstruktion des Altars zur Verfügung. Allerdings kostete alleine die Beschaffung des Materials 1.3 Millionen Mark, die gesamte Wiederherstellung 6.54 Millionen. Die Kirche und Spenden konnten jeweils ein Drittel der Kosten decken. 1988 beschloss dann der baden-württembergische Landtag, das restliche Drittel zu übernehmen. Der Steinmetzbetrieb Engelbert Müller konnte also mit seinen Arbeiten anfangen.

Schwerer Abbau
Allerdings mussten dafür erst einmal die Marmorbrocken aus dem schwer zugänglichen Bongard-Gelände geborgen werden. Dafür wurde damals der größte Teleskopkran Deutschlands geholt. Mit dem 1000-Tonnen-Kran sollten die Blöcke innerhalb einer Woche geborgen werden. Man stellte einen 70-Tonnen-Kran in den Bruch, der wiederum die Teile zum 1000-Tonnen-Kran schob. Der schwerste geborgene Block wog 235 t – dieser musste allerdings vor dem Abtransport mit einer Seilsäge in kleinere Teile geschnitten werden, denn das zulässige Ladegewicht eines Lasters betrug 98 t. In den 1980er Jahren war Otfried Adler Mitarbeiter bei Engelbert Müller. Seine Aufgabe war es, beim Einbau der Säulen für den Hochaltar zu helfen und zuvor die zwölf Säulenteile aus rund 14 t Material auszuschneiden, wofür er einen Monat brauchte.
Die Rekonstruktion des Altars war das letzte große Marmor-Projekt in Villmar und das letzte Mal, das dort Marmor abgebaut wurde.

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(Veröffentlicht am 15.05.2018)