Bayern tagten am Bodensee

Grenzüberschreitende Zusammenarbeit: Ernesto Ghenzi, Chef der schweizerischen Steinmetze und der bayerische LIM Hermann Rudolph (Fotos: Sebastian Hemmer)

Informierte über Aktivitäten des Bundesinnungsverbands: Geschäftsführerin Sybille Trawinski

Gezielte Nachwuchswerbung wird immer wichtiger: Landeslehrlingswart Johannes Braun

"Grenzgänger" lautet der Titel einer Ausstellung mit Arbeiten von Steinmetzen aus Bayern und der Schweiz.

Am 22. Juli trafen sich die bayerischen Steinmetze zu ihrer diesjährigen Verbandstagung. Den Berufsstand beschäftigt u.a. ein neues Gesetz, das im Landtag zum Thema Grabsteine aus ausbeuterischer Kinderarbeit
verabschiedet wurde
.

Die Verbandstagung fand diesmal nicht in Bayern, sondern im österreichischen Lochau statt. Das mag verwundern, hatte aber einen Grund:  Am sog. Kaiserstrand in dem Ort am Bodensee läuft noch bis Ende August eine Ausstellung mit Arbeiten von Steinmetzen aus Bayern und der Schweiz. "Grenzgänger" lautet der Titel. Mit aktuellen Entwicklungen und Problemen hat das nur bedingt zu tun, heißt es in einem begleitenden Flyer. Die Bezeichnung sei bereits entstanden, bevor Flucht und Vertreibung zum beherrschenden Thema wurden. Man habe einfach darauf aufmerksam machen wollen, dass es sich um ein grenzüberschreitendes Projekt handelt. Die beteiligten Steinmetze stünden für Offenheit, Toleranz und Menschlichkeit unter allen Bewohnern der Erde. Auf der Verbandstagung sprachen der bayerische Landesinnungsmeister Hermann Rudolph und Ernesto Ghenzi, Präsident des Verbandes Schweizer Bildhauer- und Steinmetzmeister VSBS, von einer "spannenden Ausstellung" die in der Öffentlichkeit gut angenommen werde.

Grabsteine aus Kinderarbeit
Zuletzt musste sich der bayerische Landesinnungsverband intensiv mit friedhofskulturellen Fragen auseinandersetzen, erfuhren die rund 30 Tagungsteilnehmer von Rudolph. Der Wandel der Bestattungskultur macht vielen Steinmetzen nach wie vor schwer zu schaffen. Jetzt sei es wichtiger denn je, dass sich jeder einzelne engagiert und auf Entscheidungsträger zugeht, um Entwicklungen im Friedhofsbereich zu beeinflussen und mitzugestalten. Auch die Kooperation mit Vertretern anderer rund um die Gottesäcker tätigen Gewerke findet der Landesinnungsmeister unausweichlich. Eine ganz entscheidende Rolle werde in den nächsten Jahren das Thema Aus- und Weiterbildung spielen. Rudolph rief seine Kollegen dazu auf, Lehrlinge einzustellen und auch Praktika anzubieten. "Ohne Nachwuchs wird es bezüglich Akzeptanz und Stellenwert für das Steinmetzhandwerk gefährlich."

Negativ für das Image von Grabmalen und das gesamte Steinmetzhandwerk ist laut Rudolph die anhaltende Diskussion über ausbeuterische Kinderarbeit im Zusammenhang mit der Produktion von Grabsteinen. Der Bayerische Landtag hat am 19. Juli ein neues Bestattungsgesetzt verabschiedet, das Kommunen erlaubt, in ihren Friedhofssatzungen solche Steine zu verbieten. Steinmetze müssen dann nachweisen, dass ihre Grabmale aus EU-Staaten stammen oder ein Zertifikat einer anerkannten Organisation vorlegen, das eine "aubere"Herstellung bescheinigt. Falls die Vorlage eines entsprechenden Belegs "unzumutbar" ist, heißt es im Gesetz, genügt es, dass der Steinmetz schriftlich zusichert, "dass ihm keine Anhaltspunkte dafür bekannt sind, dass die verwendeten Grabsteine und Grabeinfassungen aus Naturstein unter schlimmsten Formen von Kinderarbeit hergestellt worden sind". Außerdem muss er darlegen, "welche wirksamen Maßnahmen ergriffen worden sind, um die Verwendung von solchen Grabsteinen und Grabeinfassungen zu vermeiden."

BIV-Aktivitäten
Über Aktivitäten und Projekte des Bundesverbands Deutscher Steinmetze (BIV) informierte dessen Geschäftsführerin Sybille Trawinski. Im November wird man sich mit einem Gemeinschaftsstand auf der Messe denkmal in Leipzig präsentieren. Betriebe, die sich hier zeigen wollen, sind eingeladen, sich beim BIV zu melden. Das gilt auch für Stände auf der GaLaBau im September in Nürnberg und der BAU im Januar in München. Außerdem sucht der Verband Steinmetze, die im nächsten Jahr auf der IGA in Berlin dazu beitragen, eine Lebende Werkstatt zu betreiben.

Ein zentrales BIV-Projekt ist derzeit der Wettbewerb "Neue Wege auf dem Friedhof!", den am Friedhof tätige Gewerke unter dem Dach der AFD ausgeschrieben haben und in dessen Rahmen innovative und kreative Ideen für die Gestaltung von Friedhöfen bzw. Friedhofsarealen gesucht werden. Projekte können bis 28. Februar 2017 eingereicht werden. Teilnahmeberechtigt sind Arbeitsgemeinschaften, die mindestens aus Vertretern einer Friedhofsverwaltung und zwei Gewerken bestehen. Als Anreiz ist ein Preisgeld von insgesamt 20.000 € eingeplant. Medienpartner sind die Fachzeitschriften Naturstein und Friedhofskultur (mehr unter www.natursteinonline.de/friedhofswettbewerb.html).

Erweitert wird laut Trawinski derzeit die Website www.natursteinunikat.de, auf der über Einsatzmöglichkeiten für den Werkstoff Naturstein informiert wird und Bilder mit Anwendungsbeispielen gezeigt werden. Zielgruppen sind Architekten, Bauherren und Endverbraucher. Unterstützung biete der Bundesverband seinen Mitgliedern durch Stellungnahmen zu Gesetzentwürfen im Bestattungsbereich, Gebührenerhöhungen auf Friedhöfen, geplanten Ruheforsten und zahlreiche weitere Dokumente und Vorlagen, die auf der Verbandswebsite www.bivsteinmetz.de hinterlegt sind. Hier können auch Pressemitteilungen abgerufen werden, mit denen der BIV Zeitungen, Zeitschriften und andere Medien über Steinmetzthemen auf dem Laufenden hält.

Nachwuchswerbung
Dass man immer mehr dafür tun muss, um Azubis für das Steinmetzhandwerk zu gewinnen, betonte Lehrlingswart Johannes Braun. Er verwies auf die Website www.bring-den-stein-ins-rollen.de, auf der Power Point-Präsentationen und andere Unterlagen hinterlegt sei, die jeder einzelne Betrieb nutzen könne, um über den Steinmetzberuf zu informieren. Der BIV wird sich in diesem Jahr erstmals auf der Bildungsmesse in Nürnberg präsentieren, um gezielt um Nachwuchs zu werben.

Zur Tagung gehörte auch ein Ausflug zum "Werkraum Bregenzer Wald". Der moderne Bau des bekannten Schweizer Architekten Peter Zumthor dient der zentralen Vermarktung des heimischen Handwerks. Auch die Bregenzer Festspiele besuchten die Steinmetze, um sich die Oper Turandot anzusehen.

(16.8.2016)

Autor: Sebastian Hemmer