Vorbildliche Grabgestaltung: Mustergräber auf LaGa, BuGa & igs

BuGa, LaGa oder igs – jedes Jahr strömen mehrere Hunderttausend Besucher auf die länderweiten, bundesweiten oder gar internationalen Gartenschauen und nutzen die Ausstellungen, um sich über Themen rund um Gartengestaltung zu informieren. Ein sehr gut besuchter Teilbereich widmet sich jedes Mal dem Thema Grabgestaltung. Mustergräber, die in Zusammenarbeit von Steinmetzen und Friedhofsgärtnern gestaltet wurden, zeigen hier, zu was die beiden Gewerke fähig sind und bilden einen besonderen Anziehungspunkt.  Die Sonderschauen erinnern an Zeiten, in denen der Friedhof eine so wichtige kulturelle und künstlerische Einrichtung war, dass vieles aus dieser Zeit bis heute erhalten ist und unter Denkmalschutz steht.


2019: BUGA Heilbronn
Unter dem Motto "Blühendes Leben" steht die Bundesgartenschau in Heilbronn. In einer großen Sonderschau präsentiert sie aber auch individuelle Lösungen der Grabgestaltung. Seit dem 17. April lädt die BUGA zu vielen Veranstaltungen und Events. Doch auch der Bestattungskultur wurde ein Platz eingeräumt. Die Bundesgartenschau kann noch bis zum 6. Oktober 2019 besucht werden. Die Bundesgartenschau ist eine Ausstellung zum Gartenbau und der Landschaftsarchitektur. Sie findet in einem Zweijahresturnus in verschiedenen deutschen Städten statt. Träger ist die Deutsche Bundesgartenschau GmbH (DBG). Eines der Ziele der aufwendigen Freiraumplanung ist die Neubelebung brachliegender urbaner Areale. Steinmetze und Friedhofsgärtner zeigen auf den Landesgartenschauen, Bundesgartenschauen und Internationalen Gartenschauen gemeinsam, was sie können. In unserer Bildergalerie sehen Sie die Mustergrabmäler der Bronze-, Silber- und Gold-Gewinner, die im Rahmen eines Grabmalwettbewerbs ausgezeichnet wurden.


Blick auf die "Capella" von Daniel Bräg: Die weithin sichtbare Skulptur ist eines von 24 Kunstwerken auf der BUGA 2019 in Heilbronn. Die aus Sandsäcken errichtete Hausform definiert den Ort als Nekropole und ist als Urform allen Menschen vertraut (Foto: Richard Watzke).

Grabmale am Neckarufer
Am Ufer eines Neckararms wurde als Gemeinschaftsprojekt der BUGA, des Bundesverbands Deutscher Steinmetze (BIV) und der Friedhofsgärtner eine eindrucksvolle Ausstellung mit 66 Muster-Grabstätten errichtet. Die Beiträge zeigen das gesamte Spektrum vom Urnengrab bis zur Familienanlage und wollen Anregungen für persönlich gestaltete Grabstätten geben. Eingereicht wurden neben zurückhaltend schlichten, handwerklich bearbeiteten Grundformen auch freie Formen, Liegesteine, Schalen und Stelen. Damit zeigen die Teilnehmer eine Fülle an Materialien, Oberflächen und Materialkombinationen. Die in Inseln gruppierten Grabsteine wurden individuell von Friedhofsgärtnern bepflanzt, wobei die Bepflanzung jeweils formal oder farblich auf Gestaltungselemente des Denkmals Bezug nimmt. Im Frühjahr 2018 wählte eine Jury, welche Grabmale zur BUGA zugelassen werden sollten. Außerdem teilte sie die auserwählten Grabzeichen Friedhofsgärtnern zu, die sich ebenfalls im Rahmen eines Wettbewerbs für die Teilnahme an der BUGA beworben hatten. Ausgelobt hatte den Wettbewerb die "BUGA Heilbronn 2019 GmbH", der BIV ist ideeller Träger. Zugelassen waren alle Steinmetze und Steinbildhauer, die Mitglieder einer Steinmetz- oder Steinbildhauer-Handwerksinnung und damit BIV-Mitglied sind; zur Teilnahme berechtigt waren zudem Metallgestalter und Holzbildhauer. Im Sinne der Nachhaltigkeit wurde dazu aufgerufen, europäische Materialien zu verwenden.


Zur Eröffnung der BUGA am 17. April 2019 machten viele Besucher eine Extrarunde und flanierten zwischen den Mustergräbern hindurch, links das mit Gold bewertete Grabzeichen von Anja Schweizer (Foto: Richard Watzke)


Aufgestellt von Erdmann Natursteine
Vom 11. bis 21. März hat die Firma Erdmann Natursteine aus Bad Berka die Mustergräber auf dem Bundesgartenschaugelände in Heilbronn aufgestellt. 66 Grabflächen - aufgeteilt in Urnen-, Einzel-, Doppelgräber und Bereiche für freie Formen - hat das Unternehmen mit unterschiedlichen Ausstellungsbeiträgen bestückt. Trotz widriger Witterung in den ersten Tagen konnten die Arbeiten gemäß den Vorgaben der BUGA-Gesellschaft planmäßig ausgeführt und abgeschlossen werden. Während der ersten Woche haben drei Kollegen des Steinmetzbetriebs Hoff (Pößneck) die vier Mitarbeiter der Firma Erdmann tatkräftig unterstützt, um den vorgesehenen Zeitrahmen von zehn Tagen einzuhalten. 

Die BUGA öffnete am 17. April 2019 ihre Tore. Im Grabmal-Ausstellungsteil ist das Steinmetzhandwerk auch mit einer "lebenden Werkstatt" vertreten . Die Betreuung organisiert der in der BUGA-Stadt Heilbronn ansässige LIV Baden-Württemberg, der vom BIV Teilaufgaben hinsichtlich der Präsentation vor Ort übernommen hat. Weitere Details gibt es beim LIV Baden-Württemberg: www.steinmetz-steinbildhauer.de

Berichte zur BUGA 20 in Naturstein finden Sie hier:
> Naturstein 6/2019, ab Seite 34: "Die besten BUGA-Grabmale"
> Naturstein 7/2019, ab Seite 45: "BUGA 2019: 14 Silberlinge"

Medaillen auf der BUGA
Die besten Steinmetze werden auf der BuGa traditionell mit Medaillen und Auszeichnungen für ihre Arbeiten geehrt. Vor der Vergabe, die anonym und gewerkübergreifend erfolgt, begutachten die Juroren die ausgestellten Werke allein, ehe sie sich zusammensetzen und die Arbeiten gemeinsam besprechen und bewerten. Symbolik und handwerkliche Qualität stehen dabei als Bewertungskriterium im Vordergrund. Im Vorfeld der Veranstaltungen wählt eine Jury des Bundesinnungsverbands Deutscher Steinmetze (BIV) in einem Wettbewerb die Grabmalentwürfe aus, die später in der Ausstellung zu sehen sein werden. Hier spielt v.a. die gestalterische Qualität eine Rolle, sowie das Bemühen, den Besuchern ein möglichst breites Spektrum an Steinen zu offerieren. Die Umsetzung obliegt immer einem Team aus Steinmetz und Friedhofsgärtner. Eine zweite Jury prämiert dann die ausgeführten Mustergräber. Die Preisverleihung erfolgt auf der Gartenschau. Wer welches Mustergrab aus welchem Material gestaltet hat und wie es bearbeitet wurde, können Besucher auf einem Schild an jedem Mustergrab nachlesen.


Steimmetzwerkstatt Elke Bader & Silvia Jung-Wiesenmayr: Einstelliges Wahlgrab für eine Bäuerin auf der BUGA Heilbronn 2019 (Foto: Richard Watzke)

Landesgartenschau Kamp-Lintfort 2020: 37 Grabmale prämiert
Die ehemalige Zechenstadt Kamp-Lintfort ist Schauplatz der einzigen deutschen Landesgartenschau 2020. Im bayerischen Ingolstadt und im baden-württembergischen Überlingen hatte man sich gegen die Durchführung der bereits in Teilen vorbereiteten Ausstellungen entschieden. Ursprünglich sollte das Gelände am 17. April 2020 öffnen, allerdings wurde der Eröffnungstermin durch die Coronavirus-Maßnahmen auf den 5. Mai verlegt. Bis zum 11. Oktober 2020 kann der Zechenpark und die Anlage am Kloster Kamp, die auch als "Kamper Gartenreich" bezeichnet wird, besucht werden. Es ist bereits die 18. Landesgartenschau in Nordrhein-Westfalen. Mehr dazu finden Sie unter www.lgs-graeber-nrw.de.

Besonders viel Zuspruch findet das Mustergrabfeld "Grabgestaltung & Denkmal". In Zusammenarbeit mit dem Landesverband Gartenbau Nordrhein-Westfalen e.V. hat der Landesinnungsverband des Steinmetz- und Bildhauer-Handwerks Nordrhein-Westfalen 44 Gräber gestaltet. Die Bewertung der Grabzeichen auf der Laga Kamp-Lintfort übernahmen am 6. Juli die Steinmetzmeister/-innen Klaus Bielfeld, Dorothee Freund-Alhorn, Beate Globisch, Jörg Hahn und Hans-Werner Horn. Bewertungskriterien waren Umsetzung des Themas (10 Punkte), Idee (20 Punkte), Gestaltung/Wirkung (30 Punkte), Proportion (10 Punkte), Materialstimmigkeit/Oberflächenbearbeitung (20 Punkte) sowie Aufwand/Schwierigkeit (10 Punkte). Jede Arbeit konnte somit maximal 100 Punkte erhalten. Insgesamt wurden 37 der 44 Grabzeichen prämiert. Die Juroren vergaben 6 x Gold, 12 x Silber und 19 x Bronze. Alle mit Gold und Silber bewerteten Grabmale finden Sie in Naturstein 8/2020, ab Seite 24.

Landesgartenschau Ingolstadt
Seit Juli 2017 entsteht im Ingolstädter Nordwesten mit der Laga ein Naherholungsraum für die Menschen der Region. Unter dem Motto "Inspiration Natur" planen die Veranstalter vom 21. April bis 3. Oktober 2021 ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm mit Bezügen zum Thema Nachhaltigkeit. Die Arbeiten der regionalen Innungssteinmetze passen voll ins Konzept. Mehr unter www.ingolstadt2020.de. Auch, wenn die Landesgartenschau Ingolstadt coronabedingt erst 2021 ihre Tore öffnet: Die Steinmetzarbeiten stehen schon. Entworfen und gefertigt wurden sie ausschließlich von regionalen Innungssteinmetzen. Werfen Sie einen ersten Blick auf die Werke in Naturstein 9/2020, ab Seite 44.

BUGA 2021: Erfurt 
Vom 23. April bis zum 10. Oktober 2021 kommt die Bundesgartenschau nach Erfurt. Dank zahlreicher Blumenfelder trägt die Stadt auch den klangvollen Beinamen "Blumenstadt". Mehr Informationen finden Sie unter www.buga2021.de.


 

Kampagnen, Werbung und Initiativen pro Grabgestaltung und Bestattungskultur

Plakatkampagne "pro Friedhof"
Ebenfalls Gedanken über die Bewerbung von Friedhof und Grabmal haben sich die Steinmetz- und Steinbildhauermeister Markus Schick und Peter Faustmann gemacht. Bundesweit bewerben Plakate nun den Friedhof als Ort der Trauerverarbeitung und Erinnerung - die Motive stellen sie interessierten Kollegen dabei kostenlos zur Verfügung. Zwei emotional ansprechende Motive stehen zur Auswahl - ein Beispiel sehen Sie hier. Zudem verweisen ein QR-Code und die Webadresse www.friedhof-tut-gut.de auf weitere Informationen. Lesen Sie in folgenden Artikeln mehr zur Plakataktion:

- NS 10/2014, "Mit Plakaten für den Friedhof" ab Seite 16
- NS 1/2015, "Überall Plakate" ab Seite 18
- NS 11/2015, "Plakate zum Tag des Friedhofs" ab Seite 30
- NS 5/2016, "Viele machen mit" ab Seite 38

Der Steinprogrammierer: Grabsteine mit QR-Codes
Als 2012 auf einem Friedhof in Bergisch-Gladbach der deutschlandweit erste Grabstein mit eingestrahltem QR-Code und Verknüpfung zum Wikipedia-Eintrag des Verstorbenen aufgestellt wurde, schlug das Wellen. Die Reaktionen auf das Werk aus der Werkstatt des Kölner Steinmetzen Andreas Rosenkranz waren sehr unterschiedlich. Die einen fanden das Ganze geschmacklos, äußerten moralische Bedenken oder sorgten sich gar um die christlich-abendländische Friedhofs- und Trauerkultur. Friedhofsträger kündigten an, "smarte" Ruhestätten auf ihren Gottesäckern zu verbieten, beim Kölner Friedhofsamt war man der Auffassung, dass die Benutzung von Handys auf Friedhöfen oder gar das Abspielen von Musik, die über QR-Codes geladen wird, gegen die Totenruhe verstößt. Auf der anderen Seite gab es viele positive Reaktionen. In der Bevölkerung und in den Medien wurde breit und kontrovers diskutiert. Die Wogen haben sich geglättet. Das Thema sorgt kaum noch für Aufregung. Rechtlich spricht nichts gegen QR-Codes auf Grabsteinen. Der Deutsche Städtetag hat bereits Ende 2013 eine Handlungsempfehlung herausgegeben, in der es heißt: "Grundsätzlich ist gegen die gestalterische Einbindung des QR-Codes in die Grabanlage bzw. das Grabmal kein Verbot durch die Friedhofsverwaltung möglich, da dieser in seinem Aussehen als eigenständiges oder verbindendes Element der Grabmalgestaltung gesehen werden kann." Mehr dazu lesen Sie in Naturstein 4/2021, ab Seite 20.


Biodiversität auf Friedhöfen
Auch 2018 fanden deutschlandweit fünf Landesgartenschauen statt. Das Steinmetzhandwerk nutzt die grüne Bühne und präsentiert überall Mustergräber. Neben Einzel- und Urnengrabmalen sind auch mehrere Gemeinschaftsanlagen zu sehen, darunter Konzepte mit Insektenhotels und anderen Naturkomponenten. Viele Arbeiten bestehen aus heimischen Materialien. Mehr dazu lesen Sie auch in Naturstein 7/2018, ab Seite 44. Zu diesem Thema wurde auch im Juli 2018 der Verein "Biodiversität auf Friedhöfen" gegründet. Der Verein möchte Friedhofsgärtner, Steinmetze, Kirchen und Kommunen dazu einladen, sich daran zu beteiligen, dass alte Ruhestätten durch neue Ideen vielseitig genutzt werden können. Der Schwerpunkt liegt dabei bei den Themen Biodiversität und Naturschutz. Der Vorsitzende des Vereins, Heinecke Werner, sieht den Friedhof als eine einzigartige Gelegenheit für Menschen, die Natur zu genießen und zu erleben. Nistkästen, Trockenmauern, Insektenhotels und Blumenmischungen helfen dabei, diese Diversität herzustellen.

Das VSBS-Qualitätszeichen
Der Verband Schweizer Bildhauer- und Steinmetzmeister - kurz VSBS - lobt jedes Jahr den Qualitätszeichen-Wettbewerb aus - und das schon seit den 1940er Jahren. Mit den geeigneten Mitteln sollen das handwerkliche und künstlerische Grabmalschaffen im Bild-hauer- und Steinmetzberuf gefördert und gute Arbeiten auf dem Friedhof hervorgehoben werden. Eine Arbeit erhält das Qualitätszeichen, wenn eine schöpferische Leistung vorhanden ist und wenn Material, Form, Bearbeitung, Inschrift und gegebenenfalls Motiv in harmonischem Einklang stehen. Das Grabmal soll seiner Bestimmung gerecht werden und persönlich gestaltet sein. Nachbildungen, soweit sie von der Jury erkannt werden können, sollen zurückgewiesen werden. Die Bewertung und die Auswahl der Jury erfolgt nach bestimmten Kriterien. Teilnahmeberechtigt sind Grabmalschaffende aus allen deutschsprachigen Ländern, also nicht nur solche aus der Schweiz selber, sondern auch aus Deutschland, Österreich, dem Fürstentum Liechtenstein und Italien (Südtirol). Weitere Informationen dazu finden Sie unter www.vsbs.ch.

Susanne Storath/ Christine Kulgart

Fotos: Harald Lachmann, Sebastian Hemmer, Sebastian Herzog, Dr. H.W. Wagner, LaGas, BuGas, Richard Watzke 

(Aktualisiert am 30.05.2021)