Teurer Stau
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Der Stau war sogar im Weltall zu sehen. Satellitenbilder zeigten im Juni rund 160.000 Schiffscontainer der 40-Fuß-Klasse, die im südchinesischen Hafen Yantian nahe Shenzhen feststeckten. Der Yantian Container Terminal in der chinesischen Provinz Guangdong ist der viertgrößte Containerhafen und der drittproduktivste Containerknotenpunkt der Welt. Nach einer Reihe von Corona-Fällen unter Hafenarbeitern wurde der Hafen am 27. Mai teilweise geschlossen. Anlegeplätze und Kräne waren nur eingeschränkt verfügbar. Am 24. Juni wurden die Einschränkungen wieder gelockert.
Dennoch dauerte es Wochen, bis sich der Rückstau auflöste und sich die Lage normalisierte. Bereits mit Ausbruch der Pandemie war es zu Engpässen im Welthandel gekommen. Wegen zahlreicher Corona-Fälle und gleichzeitig steigender Nachfrage in den USA und Ostasien war die Auslas tung der Häfen ans Limit geraten. Noch immer fehlen Lager- und Transportkapazitäten. Viele Container stecken an Standorten fest, an denen sie nicht gebraucht werden und fehlen andernorts. Sie müssen leer und damit teuer verschickt werden. Die Frachtkosten steigen.
Im März verschlimmerte sich die Lage, als sich das Containerschiff Ever Given im Suezkanal festfuhr und diesen sechs Tage lang blockierte. Noch erheblicher sind die Auswirkungen durch den Container-Stau im Hafen Yantian. Normalerweise warten dort rund zehn Schiffe auf die Abfertigung an den Kais. Durch die Teilschließung lagen zweitweise etwa 130 Containerschiffe aus aller Welt vor Yantian vor Anker. Computer platzieren Container bereits Wochen im Voraus auf Schiffe. Fallen sie aus oder werden sie verspätet beladen oder gelöscht, geraten die globale Handelslogistik aus dem Takt und die Warenflüsse ins Sto cken. Die Lieferengpässe verschärfen sich und lassen Transportkosten weiter in die Höhe schnellen. So ist der Index FBX für globale Fracht raten von einem Niveau von 1.300 $ vor der Pandemie auf zunächst 4.000 $ gestiegen. Seit Anfang Mai 2021 ist er auf über 6.000 $ hochgeschnellt. Im Juli 2021 kostete der Transport eines 40-Fuß-Containers von Asien nach Nordeuropa knapp 11.000 $ und damit acht Mal mehr als vor Jahresfrist.
Zusätzliche Probleme bereitet der Rohstoffmangel, ausgelöst durch verstärkte Nachfrage, fehlende Arbeitskräfte und mangelnde Transport kapazitäten. Die Folge: weiter steigende Preise. Viele Branchen bekommen die Lieferengpässe und Preisanstiege zu spüren. Auch Natursteinunternehmen sind betroffen. In den vergangenen Wochen flatterten Geschäftspartnern fast täglich Meldungen über Preisanpassungen ins Haus. Natur steinfirmen, Maschinen- und Werkzeughersteller sowie Produzenten von Bauchemieprodukten nennen Lieferverzögerungen, Rohstoffknappheit und gestiegene Beschaffungs- und Transportkosten als Grund für den Preisanstieg. »Bisher haben wir versucht, die Preiserhöhungen nicht an unsere Kunden weiterzugeben. Aufgrund der Entwicklung sehen wir uns jedoch gezwungen, die Preise anzupassen.« So oder ähnlich steht es in fast allen Mails und Briefen, die Firmen an ihre Geschäftspartner verschicken. Einige Lieferanten mussten wegen knapper Rohstoffe Bestellungen kontingentieren. Die Preisanpassungen fallen je nach Produkt, Herkunft und Beschaffenheit unterschiedlich aus. Meistens bewegen sie sich im prozentual einstelligen Bereich. Eine Firma möchte es bei einem zeitlich befris teten »Nachhaltigkeitszuschlag« belassen.
Andere schreiben von einer außergewöhnlichen Situation, deren Entwicklung nicht abzusehen sei. Fachleute erwarten frühestens gegen Jahresende eine Entspannung in der weltweiten Logistik. Ein Ende der weltweiten Nachfrage nach Waren und Produkten sei nicht zu erkennen.
(18.08.2021 / mw)