Klimafreundlich auf die letzte Reise
- Erstellt von Christiane Weishaupt
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Auch in der Friedhofs- und Bestattungskultur werden Ökologie und Klimaschutz immer wichtiger. So werden Friedhöfe vermehrt als Rückzugsräume für Tier- und Pflanzenarten wahrgenommen. Manche Bestatter haben sich auf Nachhaltigkeit spezialisiert. Und Krematorien geraten wegen ihres Energieverbrauchs und CO2-Ausstoßes zunehmend ins Visier.
Nur noch jeder siebte Deutsche wünscht sich eine klassische Bestattung im Sarg. Der Anteil der Urnenbestattungen liegt bundesweit inzwischen bei 76%. Doch wenn Menschen verbrannt werden, wird Energie verbraucht und CO2 ausgestoßen. Das Umweltbundesamt ließ den Erdgasverbrauch von vier Krematorien messen und errechnete einen Mittelwert von 67 kg CO2. Andere Studien nennen weit höhere Werte. Inzwischen gibt es aber Bestrebungen, Krematorien klimafreundlicher zu betreiben. So können effizientere Öfen den CO2-Ausstoß bei einer Einäscherung auf weniger als 20 kg CO2 senken. In Traunstein soll bis 2023 ein Krematorium sogar komplett CO2-neutral werden. Die Öfen sollen dann mit Biogas betrieben und Strom durch Photovoltaikanlagen erzeugt werden.
Krematorien verbrauchen viel fossiles Erdöl
Für die mehr als 600.000 Einäscherungen pro Jahr in Deutschland wird aber immer noch viel fossiles Erdgas benötigt und die bundesweit knapp 170 Krematorien produzieren pro Jahr zwischen 100.000 und 250.000 t schädliches Treibhausgas. Hinzu kommen noch der Energieverbrauch und CO2-Ausstoß bei den Fahrten zu den Krematorien. Zudem fallen beim Verbrennungsprozess Schadstoffe an, die in Luftfiltern landen und als Sondermüll entsorgt werden müssen.
Auch die Totenasche enthält problematische Rückstände wie Schwermetalle, die zum Teil erst beim Verbrennungsprozess entstehen. Bei Baumbestattungen kann das problematisch sein. Zwar hat das Umweltbundesamt mit Blick auf Bestattungswälder festgestellt, dass in der Regel keine schädlichen Bodenveränderungen oder eine Gefährdung des Waldökosystems zu erwarten seien. Es empfiehlt aber, in ausreichendem Abstand zum Baum und nur in geeigneten Böden beizusetzen, damit die Urnen nicht in Kontakt mit dem Grundwasser kommen.
Lebensraum Friedhof
Im Vergleich zur Urnenbestattung sind Erdbestattungen aber nicht nur wegen ihrer besseren CO2- und Energiebilanz die klimafreundlichere Variante. Bestattungen im Sarg tragen auch zum Erhalt der Friedhöfe bei. Mit ihrem Baumbestand und ihrer Bepflanzung dienen sie im urbanen Raum nicht nur als grüne Lungen. Anders als Parkflächen, unter liegen Friedhöfe weniger Nutzungsdruck und können dadurch ökologische Nischen, Rückzugsräume und dauerhaftes Grün entwickeln. Deshalb sind Friedhöfe besonders für bedrohte Tier- und Pflanzenarten ein wichtiger Lebensraum. Wegen der steigenden Urnen- und Waldbestattungen wird jedoch etwa die Hälfte aller deutschen Friedhofsflächen nicht mehr für Beisetzungen benötigt. Werden diese Flächen umgenutzt oder bebaut, geht wertvoller Lebensraum verloren.
(12.05.2022)