Eigenfertigung, aber auch weiterhin Steine aus aller Welt
- Erstellt von Bärbel Holländer
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Die Firmen Destag und Just Naturstein haben rechtzeitig in ihre Eigenfertigung investiert. »Gleichzeitig versuchen wir, die ganze Welt des Natursteins für unsere Kunden offen zu halten«, so Mirko Adam, Destag-Geschäftsführer und Prokurist bei Just Naturstein, der sich im Folgenden zur Branchenlage und zu Perspektiven äußert.
Naturstein: Herr Adam, wie haben sich die Pandemie und die Verknappung der Rohstoffe bisher auf Just Naturstein und die Destag ausgewirkt?
Mirko Adam: Es wäre schön gewesen, wenn sich die positive Entwicklung der Auftragsbücher auf der Beschaffungsseite widerspiegeln würde. Leider ist das Gegenteil der Fall. Einkaufsseitig sind die Herausforderungen in den jeweiligen Herkunftsländern die gleichen, mit denen wir hier in Deutschland zu kämpfen hatten. Fehlendes Personal – bedingt durch Quarantänen und Lockdowns – behinderte zeitweise die gesamte Produktion. Im August 2020 kamen aufgrund der Hafenschließungen in Südchina Verschiffungsschwierigkeiten hinzu, die erhöhte Frachtpreise von Indien nach sich zogen, welche sich mit den chinesischen Frachtraten nahezu decken.
Trotz teilweise extremer Verzögerungen sind wir zufrieden mit der generellen und grundsätzlichen Versorgungsmöglichkeit, die wir unseren Kunden bieten. Im Baubereich konnten und können wir die Lieferschwierigkeiten deutlich besser ausgleichen als im Grabmalbereich, nicht zuletzt durch unseren großen Lagerbestand und unsere südeuropäischen Partner. Insgesamt konnten wir im Vergleich zu anderen Branchen durcharbeiten.
Was sind derzeit die größten Herausforderungen?
Die Sicherstellung der Materialverfügbarkeiten hat weiterhin höchste Priorität. Der Spagat zwischen Sicherstellung der Verfügbarkeit und steigenden Kosten auf allen Ebenen wird uns die kommenden Monate stark beschäftigen. In den letzten zwei Jahrzehnten hatten wir uns in unseren Märkten an eine hohe Preisstabilität gewöhnt. Jetzt wird es uns nicht erspart bleiben, zu testen, ab welchem Preisgefüge die ersten Bremsspuren zu sehen sind.
Bei der Destag haben Sie 2021 im Zuge Ihrer »Investitions- und Zukunftsoffensive« 2 Mio. € für neue Maschinen und Umbauarbeiten aufgewendet. Lasten Sie diese aus? Planen Sie weitere Investitionen?
Es war sicher ein mutige Entscheidung, im ersten Lockdown 2020 bei Destag und Just Maschineninvestitionen auszulösen. Heute schätzen wir uns sehr glücklich, über diese Kapazitäten verfügen zu können, und wir sind noch nicht am Ziel, was Effizienzsteigerungen durch die neuen Investitionen betrifft. Aktuell investieren wir weiter in die Ablauforganisation der Eigenproduktion sowie in die Ausstellungen an beiden Standorten.
Sie mussten erneut die Hausmesse der Destag absagen, die für Anfang Februar geplant war. Was bedeutet das für Sie?
Unsere Hausmessen fehlen uns vor allem wegen des Kundenkontakts und des zwischenmenschlichen Austauschs sehr, zumal wir an beiden Standorten in Summe immer rund 500 Firmen und die doppelte Besucherzahl begrüßen durften. Aber wir haben Wege gefunden, unseren Kunden zumindest die erforderlichen Produktinformationen digital zu vermitteln.
Die Dauerausstellung der Destag haben wir bereits in 2021 ausgebaut und neu gestaltet, also runderneuert. Nachdem wir sie im vergangenen Jahr nahezu ausverkauft hatten, haben wir sie in diesem Jahr nochmals neu bestückt und auf die dreifache Fläche erweitert. Im Mittelpunkt stehen wie gewohnt die neuen Modellentwicklungen in den Bereichen Grabmal und Grabschmuck.
Gibt es eine Hausmesse in Hartha?
Die Hausmesse von Just Naturstein findet vom 6. bis 8. Mai in Hartha statt. Schwerpunkte sind die Neueinweihung des Harthaer Grabmalzentrums mit den Produktschwerpunkten Destag und »rokstyle« sowie die Erweiterung unseres Just Architektur & Designzentrums JAD.
Setzen Sie die von Dieter Drossel begonnene Fortbildung von Kunden zum Badexperten fort, und wenn Ja, in welcher Weise?
2020 haben wir in unserem Just Architektur & Designzentrum mit Schulungsmaßnahmen für die Küchenstudios unserer Steinmetzkunden begonnen. Ab Mai 2022 werden wir die Maßnahmen um das Thema Bad erweitern. Unser Ziel ist es, im Sinne von Dieter Drossel weiterzu wirken, um in den kommenden Jahren im Badbereich eine ähnliche Entwicklung anzuschieben, wie es im Bereich Küche gelungen ist.
Vor 25 Jahren hatten Naturstein-Küchen nur einen Marktanteil von kleiner 3 bis 5%. Heute sprechen wir beim Naturstein – inklusive Quarzkomposit und Keramik und damit zusätzlichem Produktionspotenzial für unsere Kundengruppe – von einem Marktanteil von größer 40%.
Was das Bad betrifft, wären wir sehr zufrieden, wenn sich der Natursteinanteil in Badanwendungen in den nächsten zehn Jahren verdoppeln würde.
Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage?
Ich sehe optimistisch in die Zukunft, obwohl wir kurzfristig sicher weitere politische Entwicklungen parieren müssen. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass die Menschen ihre Entscheidungen weiterhin selbstbestimmt treffen können – im Allgemeinen und was das Thema Naturstein betrifft. Die freie Entscheidung wird dann zeigen, ob ein schöner Stein, der den eigenen Vorstellungen entspricht, aus Europa oder anderen Teilen dieser Welt kommen wird.
Wir waren 2006 mit unserer Werbung »Greenline-Produktion« und dem Fokus auf europäische Materialien weit vor der Zeit, siehe unsere Werbung in den Fachzeitschriften 2006/2007. Aber, und das bleibt auch künftig unser Ziel: Wir versuchen, die ganze Welt des Natursteins für unsere Kunden offen zu halten! Ganz gleich, welchen Transportweg er zu uns nimmt – das CO2–Äquivalent spricht immer für den Naturstein. So beträgt das Global Warming Potenzial (GWP) von heimischen Bodenbelägen aus Natursteinfliesen 10,9 kg, das von Holzparkett 24 und das von Großkeramik 69 kg CO2-Äquivalent je m² (GWP = das Erderwärmungs- bzw. Treibhauspotenzial einer Substanz in Bezug auf CO2, auch als CO2-Äquivalent bezeichnet). Durch den Transport von Übersee wie Brasilien, China, Indien und Südafrika kommen ca. 8 kg CO2-Äquivalent je m² hinzu. Somit ist eine Natursteinfliese aus China mit 18,9 kg immer noch günstiger als Holzparkett und Großkeramik.
Welche Bedeutung messen Sie der Stone+tec bei? Werden Just und Destag dort vertreten sein?
Am 23. Februar dieses Jahres habe ich mein Amt als Messebeirat der Stone+tec niedergelegt. Ich war bis Anfang Februar ein Verfechter dieser Messe, gleichwohl sich die Vorzeichen schon seit einigen Jahren extrem verschlechtert hatten. Schon seit mehreren Messen fehlten wichtige deutsche Unternehmen, gerade auch aus dem Kreis der ideellen Träger, die aus meiner Sicht sehr wesentlich für den langfristigen Erfolg dieser Messe sind. Abwechselnd betraf dies mal mehr die Natursteinunternehmen des Baubereichs bzw. die des Grabmalsektors.
Die Fraktion »Bau« der großen Unternehmen hat sich schon lange vor der pandemiebedingten Entwicklung des Messegeschehens z.B. auf einer BAU München wohler gefühlt als auf der Stone+tec. Architekten und Entscheider aus der Baubranche waren ja auf der Stone+tec in den letzten 20 Jahren noch nie stark vertreten, obendrein mit abnehmender Tendenz.
Für die Fraktion »Grabmal« habe ich seinerzeit die Zukunft ganz offen in der Nürnberger GaLaBau-Messe gesehen und mich auch für eine Zusammenlegung eingesetzt – schließlich passen die Themen auf den Bundes- und Landesgartenschauen in diesem Land immer ganz gut zusammen. Der Beschluss der NürnbergMesse, die Stone+tec einerseits auszugliedern und andererseits das Thema aus der GaLaBau »vorerst« auszuschließen, hat mich schockiert, aber wer kann in diesen Tagen schon sagen, was genau die Zukunft bringt und vielleicht sieht man sich ja trotzdem mal auf der GaLaBau in Nürnberg wieder.
Nach Ablauf der Voranmeldungszeiträume hatten sich bis auf eine kleine einstellige Zahl keine weiteren der potenziell mindestens 30 bis 40 namhaften Naturstein-Unternehmen zur Stone+tec 2022 angemeldet, wobei ich hier vorwiegend an deutsche und italienische Firmen denke. Das übliche Auffüllen des Natursteinbereichs mit zum Teil gesponserten Gemeinschaftsständen aus unterschiedlichen Natursteinherkunftsländern bringt den traditionellen Besuchern der Messe nicht viel und den Ausstellenden keine Geschäfte. Auf dieser Grundlage haben wir innerhalb unserer Geschäftsführungen Destag und Just Naturstein den traurigen Beschluss gefällt, nicht an der Messe teilzunehmen. Wichtig ist mir der Hinweis, dass das keineswegs an der Übernahme der Messeorganisation durch die AFAG gelegen hat. Deren Mitarbeiter/innen machen unter den gegebenen Umständen einen sehr guten Job, und ich wünsche allen Messeteilnehmern, dass sie die angestrebten Ziele erreichen.
www.destag-grabmale.de
www.just-naturstein.de
(10.03.2022)