Aufhebung der Friedhofspflicht? Zur aktuellen Diskussion

Der Friedhof als sozialer Ort ist essenziell für individuelle Trauerprozesse und das gesellschaftliche Miteinander – darauf weisen Dr. Dirk Pörschmann (Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal) und Günter Czasny (Initiative „Raum für Trauer“) hin. 
Anlass ist die geplante Aufhebung des Friedhofszwangs in Rheinland-Pfalz, die eine Privatisierung von Beisetzungen und den Verlust gemeinschaftlicher Trauerorte befürchten lässt. Die Experten betonen die psychologische Bedeutung frei zugänglicher Beisetzungsorte und warnen davor, individuelle Trauerrituale durch anonymisierte oder häusliche Formen zu verdrängen.

„Wenn es Hinterbliebenen erlaubt ist, die Asche von Verstorbenen bei sich zuhause einzuschließen oder in der Natur zu verstreuen, droht diese Privatisierung sterblicher Überreste, andere Trauernde auszuschließen“, warnt Dr. Dirk Pörschmann. Dies könne etwa bei Familienstreitigkeiten dazu führen, dass Trauernden der Zugang zu einem Ort des Gedenkens verweigert werde.

Friedhöfe, richtig gestaltet, seien nicht nur Orte des Abschieds, sondern auch wichtige Bestandteile öffentlicher Daseinsvorsorge. Mit dem Modellprojekt Campus Vivorum zeigt die Initiative „Raum für Trauer“, wie zukunftsfähige Friedhofskultur gestaltet werden kann.

Weitere Informationen zum Campus Vivorum und Initiative “Raum für Trauer”
“Campus Vivorum in Süßen: Friedhof für die Lebenden” (Eröffnung) aus Naturstein 8/2023
"Nachgefragt: Campus Vivorum" (Reaktionen seit Eröffnung) aus Naturstein 3/2024
“Ist der Friedhof hip?” (Wie stellen sich junge Menschen die Zukunft des Friedhofs vor) aus Naturstein 5/2024 

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