Werbeplattform aktiv nutzen
- Erstellt von Interview: Harald Lachmann
Die Buga 2015 war erfolgreich, auch, was das Miteinander von Steinmetzen und Gärtnern betrifft. Für die Lebende Werkstatt hätte sich der Bundes verband Deutscher Steinmetze (BIV) zusätzliche Unterstützung gewünscht. Hier Fazit und Ausblick von Geschäftsführerin Sybille Trawinski.
Naturstein: Frau Trawinski, wie bewerten Sie das Miteinander von Friedhofsgärtnern und Steinmetzen auf der Bundesgartenschau 2015?
Sybille Trawinski: Sehr positiv, denn wir haben den Infopavillon im Ausstellungsteil "Grabgestaltung und Denkmal" erstmals gemeinsam geplant, gestaltet und betreut. Der BIV hat Werbemittel und Rollups beigesteuert. Die beiden Damen, die den Besuchern täglich als Ansprechpartnerinnen zur Verfügung standen und die Werbemittel vorstellten, haben wir gemeinsam engagiert und finanziert. Auch die Foto-CD mit allen Informationen über die Mustergräber haben wir zusammen produziert. Sie konnte und kann auch jetzt noch gegen einen kleinen Unkostenbeitrag erworben werden. Dafür haben wir diesmal auf einen aufwändigen Flyer verzichtet. Übrigens haben wir alle Buga-Gräber auf unseren Webseiten eingestellt. Viel Gemeinsamkeit war auch bei der Auszeichnungsveranstaltung spürbar. Besonders freut es mich, dass dazu auch viele Preisträger aus dem Steinmetzbereich nach Havelberg kamen. Das war nicht immer so.
Aber die Lebende Werkstatt war diesmal eine Ein-Mann-Show, oder?
So ist es. Zunächst noch einmal ganz herzlichen Dank an den Havelberger Steinmetzmeister Reinhold Rogge und sein engagiertes kleines Team! Leider fand sich kein weiterer Kollege dazu bereit, Herrn Rogge zu unterstützen – trotz mehrerer Bitten durch den BIV. Es macht schon sehr nachdenklich, wenn sich nur wenige Innungsmitglieder in dieser Form für den Berufsstand einbringen. Stattdessen kommt schnell die Gegenfrage: Was kriege ich dafür? Doch wenn wir jeden bezahlen wollten, der ein, zwei Tage eine Lebende Werkstatt betreut, würden wir schnell an unsere Grenzen geraten. Unser Budget ist begrenzt, und damit stemmen wir schon sehr viel. Es stünde auch nicht im Verhältnis zu den Aktionen, die wir sonst aus der Marketingpauschale bestreiten. So konnten wir uns dieses Jahr nur an den Wochenenden und an Feiertagen eine Lebende Werkstatt auf der Buga leisten. Wir sind – wie jeder kleinere Verband – sehr stark auf das Ehrenamt angewiesen. Und ich sage es ehrlich: Wenn die Mitglieder eines Verbands nur noch gegen ein Entgelt aktiv werden wollen, kann man den Verband schließen. Unser Verband ist der Verband der Steinmetze – er lebt von deren Engagement.
Steinmetze aus den gastgebenden Innungen in Brandenburg und Sachsen-Anhalt fehlten u. a., weil sie ihre Steine nicht platzieren durften ...
Ich verstehe, dass sie deshalb verstimmt sind, aber die unabhängige Jury konnte aufgrund der geforderten Kriterien viele Grabmale nicht in die Ausstellung übernehmen. Es gibt eine starke Konkurrenz. Aber wer deshalb der Präsentation unseres Handwerks die Mitarbeit versagt, schadet sich selbst am meisten, denn die Buga hält das Thema Grabmal, unser Material und vor allem unser handwerkliches Können im öffentlichen Gespräch. Die Betriebe aus der Region bekommen durch die Arbeit vor Ort viele Kontakte zu potentiellen Kunden, die sie sonst nicht knüpfen könnten. Meister Rogge hat mir das bestätigt – besser kann ich doch für meinen Betrieb nicht werben. Grundsätzlich gilt aber: Jeder, der für den Verband eine Lebende Werkstatt betreut, vertritt in erster Linie das Steinmetzhandwerk an sich und nicht zuerst sich selbst.
Wären denn nicht auf zukünftigen Bugas Sonderpräsentationen regionaler Betriebe denkbar für den Fall, dass die Jury ihre eingereichten Arbeiten nicht für die offizielle Grabmalsonderschau vorsehen kann?
Wir denken darüber nach, aber einfach ist das nicht. Es liegt ja nicht nur an uns. Solch ein Sonderfeld müsste auch in den Anspruch und das Konzept einer Buga passen. Ich könnte mir vorstellen, dass man eine solche Sonderausstellung unter ein regionaltypisches Motto stellt. Aber auch hierzu müsste es einen Wettbewerb geben, denn unsere Qualitätsansprüche wollen wir aufrechterhalten – und das möchten doch sicherlich auch die Betriebe vor Ort. Die regionalen Steinmetze sollen ja nicht stigmatisiert werden. Solche und mögliche andere Ideen müssen wir zunächst auch mit der Buga beraten.
Und wie sieht es mit den Ausstellern aus – warum beteiligen sie sich nicht aktiv mit Eisen und Knüpfel?
Da gibt es sicherlich noch Verbesserungsmöglichkeiten. Aber viele sagen, sie hätten ja schon reichlich Aufwand
für den ausgestellten Stein betrieben … Bei den Friedhofsgärtnern gibt es da oft eine andere Sicht. Viele bewerten den öffentlichen Effekt für den gesamten Berufsstand sehr hoch und finden es einfach toll, mitmachen zu dürfen. Künftig werden wir die ausstellenden Betriebe energischer dazu ermuntern, wenigstens zwei Tage selbst vor Ort die Beratung zu übernehmen und ihr Können zu demonstrieren. Ich denke, das käme sehr gut an. Ich habe schon auf Bugas gestanden und mich mit Besuchern unterhalten oder ihnen zugehört: Das Grabmal hat bei vielen Menschen einen sehr hohen Stellenwert. Da liegt ganz viel Potential, das wir in Zukunft einfach besser fördern müssen. Dafür brauchen wir die Betriebe vor Ort und die Preisträger ganz besonders. Die Gärtner waren unter der Woche täglich mit Lehrlingen präsent.
Warum nicht die Steinmetze?
Natürlich wäre das auch eine Option für uns. Aber wie bei den Friedhofsgärtnern haben wir bundesweit immer weniger Azubis und damit auch weniger Möglichkeiten. Es wäre – neben anderen Punkten – auch eine Frage der Bereitschaft der Meister, die dann ihre Azubis noch eine Woche mehr entbehren müssten. Und es ist natürlich auch eine Frage der Kosten für Fahrt, Unterkunft und Taschengeld. Der Gärtnerverband hat speziell hierfür Geld bereitgestellt. Wir werden auf der nächsten Obermeistertagung die Präsenz der Steinmetze auf Bugas diskutieren und gemeinsam eruieren, wo wir noch Potential haben und wie man das in die Praxis umsetzen kann.
Könnte man so etwas nicht über Handwerkskammern, staatliche Schulämter oder die Ausbildungszentren kofinanzieren? Bei der Arbeit auf der Buga können Lehrlinge ja jede Menge lernen. Wir werden die Möglichkeiten prüfen. Das ändert aber nichts daran, dass wir Leute brauchen, die das vor Ort koordinieren, auch als Schaumeister. Grundsätzlich ist übrigens das Interesse der IGA Berlin an uns sehr groß: Von Renate Behrmann, der Ausstellungsbevollmächtigten der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft für die IGA weiß ich, dass man hier sehr gern mehr junge Leute in Aktion vor Ort hätte.
Stichwort Berlin: Wie steht es um die Vorbereitungen für 2017?
Hier haben wir kürzlich erste konkrete Gespräche geführt. Damit wollen wir uns – wie die Gärtner – von Beginn an in die Detailplanungen einbringen. Wir denken hier auch an Präsentationen unseres Handwerks und unseres Materials über das Grabmal hinaus. Was die Lebende Werkstatt betrifft, setzt der BIV auf die Berliner Kollegen, die ja zum Glück kurze Wege haben – und die Aussteller. Wenn möglich, sollte täglich jemand vor Ort als Ansprechpartner zur Verfügung stehen – und nicht immer derselbe. Auch für die Buga 2019 in Heilbronn gab es schon ein erstes Gespräch mit den Verantwortlichen, in dem wir die gegenseitigen Erwartungen und Vorstellungen ausgetauscht haben. Seitens der Steinmetze waren Bundesinnungsmeister Gustav Treulieb, sein Stellvertreter Hermann Rudolph und ich dabei. Wir spürten schnell, wie groß in Heilbronn das Inte resse an uns Steinmetzen und an handwerklicher Arbeit überhaupt ist. Wir denken bereits darüber nach, wie wir uns 2019 über den Grabmalwettbewerb hinaus noch einbringen können, um den Steinmetzstand in all seinen Facetten in der öffentlichen Wahrnehmung zu halten. Aber auch das kann nur gelingen, wenn möglichst viele Betriebe ehrenamtlich mittun.
(29.11.2015)