Tier und Tod
- Erstellt von Christine Kulgart
- Medien
Seit 2015 können sich Mensch und Tier in Deutschland gemeinsam bestatten lassen. Diese Änderung im Bestattungsgesetz wurde von der Deutschen Friedhofsgesellschaft GmbH initiiert. Mittlerweile gibt es um die 200 Tierfriedhöfe in Deutschland. Im Fokus der Forschung von Ulrike Neurath, die im Buch "Tier und Tod. Mensch und Tier am Beispiel von Tierbestattungen" zusammengefasst wurde, stand die Grabstätte und verschiedene Kriterien wie Grabgestaltung, Trauerausdruck und Religion. 619 Gräbern auf fünf Friedhöfen von Kassel als Beispiel eines städtischen Friedhofs bis Hallbergmoos in der Nähe von München, einer ländlichen Gegend, wurden untersucht.
Vom Entsorgungsschacht zum Tierfriedhof
Neurath gibt dabei einen Überblick über den Wandel vom reinen Nutz- zum Heimtier, der vor allem im 19. Jahrhundert stattfand. Auch die Entsorgung toter Tiere hat sich gewandelt: In Entsorgungsschächten aus dem 13. bis 16. Jahrhundert fand man die Überreste toter Tiere zusammen mit Föten und Speiseabfällen. Für die Entsorgung der Kadaver, die damals als Abfall galten, waren Knechte, "Wasenmeister" und Abdecker zuständig. Das Abdeckerwesen kümmerte sich um das Einsammeln und die Rohstoffgewinnung (z.B. Leder), bevor die Kadaver außerhalb der Stadt vergraben wurden.
Tierbestattungen gab es bereits im Alten Ägypten, mit Katzen-Nekropolen zu Ehren der Katzengöttin Bastet. In Israel wurde ein 12.000 Jahre altes Grab mit den Überresten eines Hundes gefunden. Dennoch wurden Tierfriedhöfe erst später bekannt. Die ersten befanden sich in Hartsdale, New York (1896) und in Asnières-sur-Seine, Paris (1899) mit dem "Cimetière des chiens", dem "Hundefriedhof". In Deutschland wurden Tierbestattungen im 20. Jahrhundert bekannt, v.a. in Berlin.
Neurath untersuchte Grabzeichen, Symbolik, Texte und Grabschmuck von Tiergräbern. Auf Tierfriedhöfen sind christliche Symbole untersagt, deshalb findet man vor allem interkulturelle und interreligiöse Symbolik aus dem Judentum und dem Buddhismus. Auch mythologische Figuren sind beliebt. Die Vergleichbarkeit von Human- und Tiergräbern endet bei den Vorschriften, da Tierfriedhöfe mehr Gestaltungsfreiraum bieten. Die Handlungen am Grab bekräftigen die emotionale Nähe zum Tier. Mit dem Trend zur Tierbestattung steigen auch die Angebote an Dienstleistungen.
"Tier und Tod. Mensch und Tier am Beispiel von Tierbestattungen"
Ulrike Neurath
344 Seiten, 25 €
ISBN 978-3-947273-19-5
Fachhochschulverlag
www.fhverlag.de
(Veröffentlicht am 4. März 2020)