Steinmetznachwuchs fertigte Gedenkstein für Zwangsarbeiterinnen

Steinmetz-Auszubildende des Hans-Schwier-Berufskollegs in Gelsenkirchen haben im Baumberger Sandsteinmuseum Havixbeck einen Gedenkstein für jüdische Zwangsarbeiterinnen gefertigt. (Foto: Christian Daub)
V. l. n. r.: Schulleiter Egbert Stein, die Fachlehrer Volker Steinfels und Günter Scharte, die Steinmetz-Azubis Marius Feige, David Brautmeier, Jan Trampel, Maximilian Böse, Kilian Schmidt, Dominik Deuchert und Bildungsgangleiter Christian Daub bei der Einweihung des Gedenksteins (Foto: Berthold Hesselmann)

Auf dem Friedhof Gelsenkirchen-Horst-Süd wurde am 16. September ein Gedenkstein enthüllt. Er steht auf einem Rasenstreifen vor einer halbkreisförmigen Grabanlage aus den 1950er Jahren, in der rund 140 jüdische Zwangsarbeiterinnen bestattet sind, die im Zweiten Weltkrieg in der Gelsenberg-Raffinerie in Gelsenkirchen-Horst gefangen gehalten und getötet worden waren. Den auf einem Sockel stehenden Gedenkstein, eine gebeugt knieende Frauenfigur mit einem Trümmerstein im Schoß, haben acht Steinmetz-Auszubildende des Hans-Schwier-Berufskollegs Gelsenkirchen-Buer gefertigt. Dort hatten zuerst mehrere Gruppen vier Entwürfe erstellt, aus denen eine Jury mit Vertretern der örtlichen jüdischen Gemeinde, des Instituts für Stadtgeschichte, des Berufskollegs, des Baumberger Sandsteinmuseums Havixbeck und des Steinmetzhandwerks den besten auswählte. Die Umsetzung erfolgte zwischen dem 4. und 8. Juni in einer lebenden Werkstatt im Sandsteinmuseum in Havixbeck. Sockel und Skulptur bestehen aus BAUMBERGER SANDSTEIN. Ein Steinmetzbetrieb aus dem Münsterland stellte das fertige Werk am 11. September an seinem Bestimmungsort auf. Der Gedenkstein wurde zunächst auf dem Rasenstreifen versetzt und anschließend mit einem Davidstern aus NERO IMPALA eingefasst. Dort gibt es jetzt auch eine neue Tafel mit den Namen aller umgekommenen Zwangsarbeiterinnen sowie eine Erinnerungsorte-Tafel mit Hintergrundinformationen zum Gedenkort.

Bei der Enthüllung richteten u.a. der Gelsenkirchener Oberbürgermeister Frank Baranowski und Francois Pollak, Sohn der überlebenden und heute in Antwerpen wohnhaften Zwangsarbeiterin Rosa Pollak, Grußworte an die zahlreichen Gäste. Anwesend waren Mitglieder der jüdischen Gemeinde und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Vertreter des Instituts für Stadtgeschichte und des Steinmetzhandwerks sowie Steinmetz-Auszubildende des Hans-Schwier-Berufskollegs mit ihren Lehrerinnen und Lehrern.

Die Idee für das Gedenksteinprojekt war nach Zeitzeugenvorträgen am Hans-Schwier-Berufskolleg entstanden. Finanziell gefördert wurde es vom Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen, dem Landesinnungsverband Westfalen-Lippe, der Sparkasse Gelsenkirchen, der Landesarbeitsgemeinschaft Arbeit, Bildung, Kultur Bochum und dem Förderverein des Hans-Schwier-Berufskollegs. Die Steinmetze vom Berufskolleg und die jüdische Gemeinde wollen auch in Zukunft zusammenarbeiten und sich noch intensiver austauschen. Neben Vorträgen an der Schule wird es beispielsweise regelmäßige Besuche in der Synagoge in Gelsenkirchen geben.

(8.10.2018)

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