Statistik Italien: Ein Viertel weniger
- Erstellt von Alexandra Becker
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Die italienische Natursteinwirtschaft hat für das erste Halbjahr 2020 einen Umsatzeinbruch von 25% zu beklagen. Der Export nach Deutschland ist relativ stabil. Unser Bericht gründet sich auf Zahlen des Industrieverbands Confindustria Marmomacchine, der Veroneser Tageszeitung L'Arena und www.governo.it.
Die exportorientierte italienische Natursteinbranche war bereits 2019 in Schwierigkeiten geraten. Im Vergleich zu 2018 hatte der gesamtitalienische Natursteinexport 5,9% in der Tonnage und 5,3% im Wert eingebüßt. Das Pandemiejahr 2020 begann für Italien im Frühjahr mit einen Produktionsstopp. Im September konnte die Messe Marmomac nur digital stattfinden, und die zweite Infektionswelle bedroht mit immer wahrscheinlicheren weiteren Lockdowns die Erholung von Handel und Konjunktur.
In diesem Szenario hat sich Deutschland als zweitwichtigstes Abnehmerland nach den Vereinigten Staaten bewährt. Italien exportierte dorthin Halbfertig- und Fertigware im Wert von 62,8 Mio. € – »nur« 1,8% weniger als im Vorjahr. Der Export in die USA ist deutlich eingebrochen (minus 27,8% bzw. 129,8 Mio. €) .
Drittwichtigstes Abnehmerland ist die Schweiz (minus 39,5 Mio. € bzw. minus 7,2%). Nach Frankreich hat Italien im ersten Halbjahr 2020 30,5 Mio. € (minus 25,4%) ausgeführt, nach Großbritannien 19,4 Mio. € (minus 21%). Gewachsen ist der Export in die Golfregion. Viertwichtigstes Abnehmerland von Italien ist dort Saudi Arabien mit Einfuhren in Höhe von 31,9 Mio. € (plus 108%), gefolgt von Qatar mit 17,2 Mio. € (plus 38,1%).
Insgesamt hat Italien im ersten Halbjahr 2020 18,4% (–121,3 Mio. €) weniger Halbfertig- und Fertigware ausgeführt als im Vorjahreszeitraum. In die Kategorie Halbfertig- und Fertigware fällt mit 80,65% der Löwenanteil der italienischen Natursteinproduktion.
Viel weniger Rohblöcke exportiert
Noch härter traf die Krise den Rohblockexport. Im ersten Halbjahr 2020 hat Italien 119,8 Mio. € bzw. 43,5% weniger Rohblöcke ausgeführt. Wichtigster Abnehmer ist China (ca. 50% des gesamten Exports von Rohblöcken aus Italien). Da die chinesischen Verarbeiter schon im Februar im Lockdown waren, belief sich das Minus Blockimport gegenüber Vorjahr im untersuchten Zeitraum auf 51%.
Natursteindistikt Verona
Für die Unternehmen in und um Verona (= 21,7% der italienischen Natursteinindustrie) hatte 2020 nicht schlecht begonnen: Von Januar bis März erwirtschafteten sie ein Plus von 3,2% mit einem Gegenwert von 79,8 Mio. €. Die USA sind der wichtigste Zielmarkt für Naturstein aus Verona. Hier blieben von Januar bis Juni 2020 27,1% (29,6 Mio.€) des Exports auf der Strecke. Auch die Exporte nach Europa wurden mit minus 10% (minus 96,9 Mio. €) gegenüber Vorjahreszeitraum deutlich weniger, ebenso die Exporte nach Asien (minus 32,2% bzw. minus 13,4 Mio. €).
Nach Deutschland führten die Natursteinfirmen der Region Verona in der ersten Jahreshälfte 2020 Halbfertig- und Fertigware im Wert von 38,3 Mio. € aus, 4,4% weniger als im Vorjahreszeitraum. Der Export nach Großbritannien brach ebenfalls ein (minus 6 Mio. € bzw. minus 42,2%). Zuwächse gab es beim Export in die Niederlande (plus 20%), nach Russland (plus 9,4%) und in die Slowakei (plus 5,3%).
Zweite Infektionswelle
Seit dem 6. November gelten in Italien wieder verschärfte Maßnahmen zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie. In ganz Italien gilt eine Ausgangssperre von 22 bis 5 Uhr. Um das Gesundheitssystem zu entlasten, sollen die neuen Einschränkungen zunächst bis zum 3. Dezember gelten. Je nach Region und Gefahrenstufe wird hierbei unter Berücksichtigung von 21 Kriterien wie Ansteckungszahlen und Auslastung der Intensivstationen differenziert. Am stärksten betroffen waren zu Redaktionsschluss Südtirol, die Lombardei mit Mailand, Piemont mit Turin, das Aostatal und die süditalienische Region Kalabrien. Industrie, Handwerk und der Bausektor können in allen italienischen Regionen weiter arbeiten.
Nach Angaben des Industrieverbands Confindustria Marmomacchine beschäftigt die italienische Natursteinbranche samt Maschinenbau in 3.200 Unternehmen ca. 34.000 Mitarbeiter. 2019 wurde ein Umsatz von fast 3,9 Mrd. € erzielt. 73,9% der Produktion im Wert von 2,9 Mrd. € gingen ins Ausland. Zur italienischen Handelsbilanz ist die Branche mit einem Beitrag von 5% vermerkt.
(17.11.2020)