Schwerer Schlag für Bildhauerdynastie Hempel

v. l.: Julius, Vater Christian und Andreas Hempel, Foto: H. Lachmann
v. l.: Julius, Vater Christian und Andreas Hempel, Foto: H. Lachmann

Binnen zwei Wochen verstarben in Dresden der Steinmetz- und Steinbildhauermeister Christian Hempel und sein Sohn Julius. Julius, der zuletzt in vierter Generation das Familienunternehmen Bildhauer Hempel – Steinbildhauer und Steinmetz GmbH geführt hatte, erlag am 16. Januar einem Hirntumor, der erst im Spätherbst diagnostiziert worden war und als unheilbar galt.

Fünf Tage später wäre er 44 Jahre alt geworden. Sein Vater Christian, bei dem er seine Gesellenjahre verbracht hatte, bevor er die väterliche Werkstatt in Dresden-Tolkewitz selbst übernahm, starb wenig später am 31. Januar – ebenfalls nur zwei Tage vor seinem Geburtstag. Er wurde 77 Jahre alt.

Anerkannter Kunsthandwerker
Christian Hempel, der einem Herzversagen erlag, war eine Instanz in der ostdeutschen und später gesamtdeutschen Steinrestaurierungszunft. Er entstammte einer Bildhauerfamilie, die sein Großvater Oskar Paul Hempel (1887–1954) mit jener Bildhauerwerkstadt in Tolkewitz gegründet und sein Vater Werner Hempel (1904–1980) weitergeführt hatte. Bereits 1963 hatte er sich – gerade den Meisterbrief in der Tasche – nach Lehrjahren beim Vater selbständig ge­macht. Die staatliche Ehrung als "Anerkannter Kunsthandwerker", die er 1975 erhielt, half ihm, die Firma auch in der DDR privat zu führen.

Verdienste in Restaurierung
Chris­tian Hempels Lebenswerk ist eng verbunden mit der Restaurierung und Rekonstruktion historischer Bildplastik. Nicht nur an prominenten Dresdner Bauwerken, wie der Semper­oper, dem Palais Großer Garten, dem Taschenbergpalais und der Katholischen Hofkirche, hinterließ er seine Spuren, auch überregional wurde er tätig. So rekonstruierte er u.a. den Erker am Fürstenhaus in Leipzig und die Plastiken der Wasserkunst in der Weltkultur­erbestadt Wismar. Ab 1965 war er Vorsitzender der Prüfungskommission und Obermeister der Steinmetz- und Bildhauerinnung (bis 1990 Fachgruppe genannt) Dresden gewesen.

Begeisterung weitergegeben
Christian Hempel hatte fünf Kinder, drei Söhne sowie die beiden Töchter Katarina und Claudia. Allen hatte er in seiner Begeisterung für diesen Beruf selbst das Steinmetz- und Bildhauerhandwerk beigebracht. Andreas Hempel, der älteste von ihnen, ist heute ebenfalls Obermeister der Innung Dresden. Er führt einen eigenen Bildhauerbetrieb in der Elbmetropole. Zwei seiner Kinder – Bärbel als ausgebildete Bildhauerin und Paul als Steinmetzmeister – bewegen sich in inzwischen fünfter Generation auf den Spuren ihrer Vorfahren.

Nachfolger Sebastian Hempel
Auch Julius Hempel wirkte erfolgreich im Metier. Unter seiner Leitung arbeitete die Firma z.B. bei der bildplastischen Rekonstruktion an bedeutenden Bauwerken wie dem Berliner Zeughaus und dem Knobelsdorffhaus in Potsdam mit.

Er hinterließ neben seiner Familie seinen Zwillingsbruder Sebastian, der zuletzt als bildender Künstler tätig war. Er hatte nach der Bildhauerlehre an der Hochschule für Bildende Künste Dresden sowie der Slade School of Fine Art London Bildhauerei studiert. Inzwischen stellt er seine Arbeiten in ganz Deutschland  aus. Sebastian Hempel wird nun das Familienunternehmen Bildhauer Hempel – Steinbildhauer und Steinmetz GmbH weiterführen.

Das Steinmetzhandwerk wird Julius und Christian Hempel ein ehrenvolles Andenken bewahren.

(Erschienen am 12.02.2015)

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