Leute auf den Friedhof locken

Unmittelbar neben der Werkstatt des Steinmetzmeisters haben die "Prinzessinnengärten" ein Domizil erhalten. (Foto: Sabine Meißner)
Unmittelbar neben der Werkstatt des Steinmetzmeisters haben die "Prinzessinnengärten" ein Domizil erhalten. (Foto: Sabine Meißner)

Seit 2019 finden auf dem Neuen St. Jacobi-Friedhof in Berlin-Neukölln keine Beisetzungen mehr statt. Dass der Steinmetzbetrieb  von Eberhard Damerau weichen soll, hängt mit dem Entwicklungsplan des Friedhofseigentümers, dem Evangelischen Friedhofsverband Berlin Stadtmitte (EFVBS), zusammen. Der hat 2018 einen Vertrag mit der gemeinnützigen Firma Nomadisch Grün geschlossen, die das "Projekt Prinzessinnengärten" ins Leben gerufen hat: Junge Leute legen auf dem Friedhof Hochbeete, einen Acker und Vogelschutzhecken an, bewirtschaften ein Café, kooperieren mit benachbarten Schulen und betreiben in Zusammenarbeit mit einer Kita Umwelt und Ernährungsbildung für Vorschulkinder. Die Meinung der Friedhofsbesucher, die dort noch ihre Gräber pflegen, fällt unterschiedlich aus. Einigen gefällt die Entwicklung, weil sie spielende Kinder auf die Fläche bringt. Andere äußern ihr Missfallen: Es sei ihnen zu laut geworden, obendrein sei eine Nische für Drogen- und Alkoholkonsum entstanden.

Der Bezirk Neukölln und der Friedhofsverband hatten bereits 2016 beschlossen, einen Teil der Friedhofsflächen zur öffentlichen Nutzung zu erhalten. Da der Berliner Senat hierfür nicht die Kosten trägt, sucht der Friedhofsverband jetzt nach Partnern, mit denen er die vorhandenen Grünflächen für die Öffentlichkeit erhalten und gestalten kann. 

Projekt Prinzessinnengärten
Das Prinzessinnengärten-Kollektiv Berlin unterhält auf dem Neuen St. Jacobi-Friedhof einen Gemeinschaftsgarten, der zum Mitgärtnern und zur Naturerfahrung einlädt. Im Rahmen von offenen Gartenarbeitstagen sind Kinder, Jugendliche und Erwachsene dazu eingeladen, sich an der Gestaltung der Gartenflächen zu beteiligen und Erfahrungen im lokalen, ökologischen Anbau von Nutzpflanzen zu sammeln. Die Aktivitäten reichen vom Säen, Pflanzen und Ernten über die Saatgutgewinnung, das Verarbeiten und Konservieren des Gemüses, das Halten von Bienen und den Aufbau eines Wurmkompostes bis hin zu Fragen gemeinschaftlicher Gestaltung urbanen Lebensraums. Alte Kulturtechniken, biologische Vielfalt, Stadtökologie, Klimaanpassung, Recycling und zukunftsfähige Formen des städtischen Lebens werden als Schwerpunkte des Handelns formuliert.

Den ganzen Artikel lesen Sie in Naturstein 05/2021.

(Veröffentlicht am 12. Mai 2021)

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