Gerhard Gröters verstorben

Gerhard Gröters mit einer Inuit-Skulptur
Gerhard Gröters mit seinem ersten Malamute Fotos: privat

Am 9. Juni verstorben ist Gerhard Gröters, Gründer der mit der Herstellung und dem Vertrieb von Bronze befassten Kunstwerkstätte Gerhard Gröters in Aschaffenburg. Er war 82 Jahre alt. Um ihn trauern seine Frau Edeltraud, seine Töchter Sibylle und Jeannette mit Mann Rüdiger Lohs und Sohn Quirin und die ganze Steinmetzbranche.

Kunst, Kommerz & Hunde
Zwei Leidenschaften haben das Leben von Gerhard Gröters geprägt: die für Gestaltung und die für Schlittenhunde (Alaskan Malamute). Der 1940 geborene Kunstliebhaber stammte aus einer Steinmetzfamilie in Rheydt-Odenkirchen bei Mönchengladbach. Gerhard war schon als Kind ein kreativer Kopf. Nach dem Abi begann er in Vorbereitung für die Gewerbeschule ein Architekturstudium an der TH Aachen, aber die dazugehörige Grundlagenlehre naturwissenschaftlicher Fächer war nicht seine Welt. Nach zwei Jahren Studium war ihm klar, dass er handwerklich und künstlerisch tätig sein wollte. Seine Eltern vermittelten ihm ein Praktikum im Granitbetrieb Hottes im Odenwald. Mit Elan tauchte der Ex-Student in die Praxis ein. Firmenchef Hottes erkannte das Potenzial seines Praktikanten und meldete ihn kurzerhand bei der Meisterschule Aschaffenburg an. Mit spezieller Genehmigung wurde Gröters als Schüler akzeptiert. Dass er nach einem Jahr Meisterschule erst einmal die Gesellenprüfung nachholen konnte und bestand, hatte er nicht nur dem damaligen Schulleiter Wilhelm Kottenrodt und den Lehrern, sondern auch seinen Mitschülern zu verdanken, unter ihnen laut Gröters etliche, die »richtig kloppen konnten«. Reichlich Anregung gab es von den Lehrern Ernst Vollmer und Bruno Supernok, und bald führten die engagierten Meisterschüler erste kleine Aufträge durch, darunter einen in der Nähe von Obernau, wo Gerhard seine spätere Frau Edeltraut kennenlernte. Die beiden heirateten 1967 und wohnten zunächst in Aschaffenburg. Als die Meisterschule abgeschlossen war, zog das Ehepaar nach Buchen im Odenwald, wo Gerhard Gröters als Meister Anstellung fand. 1969 und 1970 kamen Jeannette und Sibylle zur Welt.

In dieser Zeit wurde bereits darüber nachgedacht, die alten 08/15-Alphabete durch neue Modell- und Gusstechniken abzulösen. V.a. die von Ernst Vollmer geprägten ehemaligen Schüler der Meisterschule Aschaffenburg ermutigten ihn, sich selbstständig zu machen: »Wenn Du eine Firma gründest, dann kaufen wir bei Dir!«, versprachen sie ihm. Gedacht – getan: 1973 wagte das junge Paar den Sprung in die Selbstständigkeit. Im Aschaffenburger Ortsteil Obernau fand das Ehepaar einen guten Standort. Zunächst residierte die junge Firma in einer Scheune; 1976 konnten die Betriebsgebäude und das Wohnhaus bezogen werden. Anfangs hatte man noch bei der Firma Bömper im Dillkreis gießen lassen; seit 1978 nutzt man die eigene Gießerei.
Gröters, der sich schon als Schüler für Schriftenblätter, Zeichnungen und Plastiken begeistert und zu sammeln begonnen hatte, konzentrierte sich jetzt voll auf die Entwurfsarbeit. Zum körperlichen Ausgleich stürzte sich der bisher als Mittelstreckenläufer erfolgreiche Leichtathlet zusammen mit seiner Frau in den Hundesport. Schlittenhunde, v.a. der Alas­kan Malamute als größter Schlittenhund, hatte den beiden schon immer imponiert. Bis zu 15 Malamute hielt die Familie zeitweilig, engagierte sich im Deutschen Club für Nordische Hunde und fuhr zehn bis zwölf Rennen pro Jahr.
Später bekam die Kunstwerkstätte durch die Übernahme der 1897 gegründeten und damit ältesten deutschen Schriften­gießerei Bömper in ihrem hundertsten Jahr (1997) zusätzlichen Input. Werkmeister Robert Kegel – für Gerhard Gröters ein Mentor – hatte ihm die Übernahme der alten Alphabete und Modelle angeboten, weil er sie bei ihm in guten Händen wusste. 2009 übernahm die Firma Gröters außerdem das Gussprogramm der Firma Reiss-Grießer.

Können & Leidenschaft weitergegeben
Nicht nur sein handwerkliches Können hat Gerhard Gröters seiner Tochter Jeannette und zahlreichen Lehrlingen vermittelt, sondern auch seine Leidenschaft für Kunsthandwerk und Kunst. Mit seiner Familie hat er über die Jahre etliche Kuns­tausstel­lungen und Symposien organisiert.
Für Meisterschulprojekte und künstlerische Events hat er sich immer gerne als Sponsor gewinnen lassen. Grabzeichen sollten seiner Überzeugung nach individuell gestaltet sein. »Jeder Grabstein steht für einen Menschen. Das sollte zum Ausdruck kommen.«

Die Bestattung findet am 17. Juni 2022, um 13 Uhr, auf dem Waldfriedhof in Obernau statt.

15.06.2022

 

Zurück