Für ein Miteinander der Kulturen

Bildhauer Rudolf J. Kaltenbach bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes. Foto: privat

Kaltenbach wurde 1956 in Hochheim am Main geboren. Er ist freischaffender Bildhauer und Dozent in Bildhauerei. Nach seiner Ausbildung zum Diplom-Designer arbeitete er zunächst als Theatermaler an der Schaubühne Berlin. Von 1989 bis 1992 studierte er Steinbildhauerei an der Hochschule der Künste Berlin. Er ist Initiator des Vereins Steine ohne Grenzen, ehrenamtlich in der Jugendarbeit tätig und engagiert sich vielfältig für eine sichtbare und beständige Erinnerungskultur.

Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Silvia Fohrer, ebenfalls Bildhauerin, organisiert er seit 2001 die internationalen Bildhauersymposien »Steine ohne Grenzen«. Gewidmet sind sie der Idee von Otto Freundlich. Der 1943 im KZ Sobibor ermordete Künstler wollte als Zeichen für Völkerverständigung und Versöhnung zwei Skulpturenlinien durch Europa schaffen, eine von Ost nach West und eine von Nord nach Süd. Die Kunstwerke der bisherigen zwölf Symposien sind Teile der als »europäische Friedensstraße« bezeichneten Skulpturenallee. Ebenfalls gemeinsam mit Silvia Fohrer schuf Kaltenbach ein zweiteiliges Denkmal für Otto Freundlich. »Kosmos und Welt« setzt sich zusammen aus einem geflammten Findlingsgranit vom Potsdamer Platz mit Erdaushub nach dem Mauerfall und einem grauen, teilpolierten Granit mit eingelassenen Schrifthülsen aus Edelstahl. Das Denkmal befindet sich im Park am Geburtshaus von Otto Freundlich in Slupsk/Polen.

In Berlin-Buch entwickelte und verwirklichte das Paar zudem ein Mahnmal für die Opfer der Euthanasiemorde des Bezirks und ein Denkmal, das den Titel »Kinder für Kinder« trägt. Es erinnert an 123 Kinder von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern, die an Mangel, Überlastung und Krankheit starben. Durch Kaltenbachs Projekt »Ich als Teil des Ganzen« konnten in den Jahren 2015/16 Menschen, die aus ihren Heimatländen flüchten mussten, ihre individuellen Geschichten von Flucht, Krieg und Vertreibung künstlerisch ausdrücken und begreifbar machen. Im Rahmen des Artcamps der Jugendkunstschule Pankow gestaltete Kaltenbach 2018 mit Schülerinnen und Schülern des Bezirks Pankow und der polnischen Partnerstadt Kolobrzeg ein Denkmalprojekt. 2019 schuf er mit der »Kette der Verständigung« mit über 100 Menschen eine soziale Skulptur für die Jugendfreizeiteinrichtung „Der Alte“ in Berlin-Buch.

Kaltenbach wurde mehrfach mit Stipendien ausgezeichnet, gemeinsam mit seiner Frau Silvia Fohrer nahm er 2019 für das Engagement im Verein Steine ohne Grenzen den Europapreis »Blauer Bär« entgegen. »Sie verbinden Ihr eigenes Ideal einer sozial eingebundenen, ethisch verpflichteten Kunst konsequent mit Projekten für Vielfalt und Demokratie und setzen so ein dauerhaftes Zeichen für ein Miteinander der Kulturen«, so Staatssekretär Torsten Wöhlert bei der Laudatio zur Übergabe des Bundesverdienstkreuzes.

(14.07.2021 / mw)

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