Ein Steinhaus gegen das Vergessen
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Viele Schweizerinnen und Schweizer sind stolz auf die humanitären Traditionen ihres Landes, so beispielsweise auf das 1863 auf Initiative des Genfers Henry Dunant gegründete Internationale Rote Kreuz oder auf die immer wieder besonders großzügige Spendenfreudigkeit der Bevölkerung nach Erdbeben, Überschwemmungen und anderen Katastrophen. Weniger ruhmreiche Kapitel der Landesgeschichte werden dagegen gerne ausgeblendet. So war das bis vor wenigen Jahren auch der Fall in Bezug auf die in der Schweiz lange Zeit praktizierten fürsorgerischen Zwangsmaßnahmen und Fremdplatzierungen sowie den ohne Wissen oder ohne Einverständnis der Betroffenen angewandten Medikamententests in Kliniken und Spitälern.
Aufarbeitung ist im Gange
Nun aber lädt in Münsterlingen am schweizerischen Ufer des Bodensees ein künstlerisches "Zeichen der Erinnerung" dazu ein, die einst von viel (Ver-)Schweigen und Verdrängen umhüllten fragwürdigen Praktiken zu reflektieren. Das vielschichtige Mahnmal ging aus einem Ende 2019 ausgeschriebenen Wettbewerb unter neun eingeladenen Künstlerinnen und Künstlern hervor, den die Münchner Bildhauerin Karolin Bräg für sich entscheiden konnte. Ihr vielschichtiges, am 28. Oktober 2023 feierlich eingeweihtes Werk setzt sich aus mehreren Objekten an verschiedenen Standorten zusammen: Das auf dem ehemaligen Spitalfriedhof Münsterlingen platzierte zentrale Hauptzeichen hat die Form eines Steinhauses, das aus einem massiven Sandsteinblock herausgesägt wurde. An dessen Stirnseiten wurden zwei kleinere Partnerzeichen abgetrennt und im Park der nahe gelegenen Psychiatrischen Klinik bzw. auf dem Gelände des einige Kilometer davon entfernten Maßnahmenzentrums für straffällig gewordene Jugendliche in Kalchrain bei Kreuzlingen aufgestellt. Alle Objekte stehen also in unmittelbarer Nähe von Institutionen, die seinerzeit an den erwähnten fragwürdigen Maßnahmen beteiligt waren.
Das Kunstwerk aus technischer Sicht
Das "Zeichen der Erinnerung" in Münsterlingen ist aus grauem RORSCHACHER SANDSTEIN gefertigt. Der ca. 10 t schwere Hauptstein im Grundmaß von 200 x 100 x 210 cm (L x B x H) setzt sich aus drei miteinander verklebten Teilen zusammen. Alle Kanten sind leicht gerundet. Die beiden Partnersteine von 160 x 100 x 70 cm sind je 2,8 t schwer. Abbau und Verarbeitung erfolgten in Steinbruch bzw. im direkt angegliederten Werk der Firma Bärlocher AG in Staad bei Rorschach. Die Schriftgravuren wurden gleichenorts mittels Sandstrahltechnik eingearbeitet. Für das Fundament und die Montage auf der Baustelle sorgte das Tochterunternehmen AWAG Bärlocher GmbH in Thal.
Mehr dazu lesen Sie in Naturstein 01/2024.
(Veröffentlicht am 04.01.2024)