Duales Studium im Natursteinbereich

Mirza Alic
Mirza Alic, dualer Student (Foto: privat)

Seit dem Schuljahr 2014/15 können angehende Natursteinmechaniker/-innen an der Staatlichen Berufsschule Eichstätt auf Initiative des Deutschen Naturwerkstein-Verbands (DNV) ein duales Studium (Verbundstudium) aufnehmen. Die Berufsschule Eichstätt lehrt im ersten Jahr des Ausbildungskonzepts die Inhalte der beruflichen Grund- und Fachstufen. Parallel vermittelt der Betrieb die Lerninhalte gemäß dem Ausbildungsrahmenplan. Nach dem ersten Ausbildungsjahr legt der/die Studierende die IHK-Zwischenprüfung, während dem vierten Ausbildungsjahr die Abschluss­prüfung ab. Im zweiten Jahr beginnt der Student das Studium an der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm.
Jana Kern vom DNV sprach mit Mirza Alic aus Solnhofen, 21 Jahre alt, der seit Oktober 2016 im ersten Semes­ter studiert. Einblick in den Beruf eines Naturwerksteinmechanikers erhielt er zuvor eher zufällig im Rahmen seiner Ferien­arbeit bei der Firma Franken-Schotter mit Sitz in Treuchtlingen.
 
Jana Kern: Wie sind Sie auf das duale Studium aufmerksam geworden?
Mirza Alic:
Als ich mich auf der Berufsausbildungsmesse BAM in Treuchtlingen über mögliche Ausbildungen im kaufmännischen Bereich informieren wollte, habe ich auch den Stand der Firma Franken-Schotter gesehen und dort kurz Hallo gesagt. Im Gespräch mit früheren Kollegen wurde ich auf die Ausbildungsstellen aufmerksam, die Franken-Schotter anbot, und nahm auch das Informationsblatt über das Verbundstudium mit nach Hause. Nach reichlicher Überlegung bewarb ich mich auf die Stelle und hatte wenig später ein Vorstellungsgespräch.
 
Was sind die Voraussetzungen für diesen Studiengang?

Entweder die allgemeine Hochschulreife oder die Fachhochschulreife. Es gibt auch einen Numerus Clausus (NC), der in den letzten Jahren ungefähr bei 3,0 lag.
 
Wie läuft das duale Studium ab?
Die Staatliche Berufsschule Eichstätt vermittelt im ersten Jahr die Inhalte der beruflichen Grund- und Fachstufe. Parallel absolviere ich die betriebliche Ausbildung bei der Firma Franken-Schotter und im zweiten Jahr das Studium an der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm.

Da Sie berufsbegleitend studieren, wechseln sich die Praxis- und Theoriephasen ab. Welchen Mehrwert hat diese Form des Studierens Ihrer Meinung nach?
Man kann neben dem theoretischen Teil der Ausbildung und dem Studium auch wichtige Erfahrungen aus der Praxis sammeln. Dann fällt es viel leichter, sich gewisse Abläufe, die man sonst nur in der Schule beschrieben bekommt, auch bildlich vorzustellen. Zum Teil hat man die Arbeiten ja auch schon selbst ausgeführt. Da­durch wird aber auch das Interesse an der Theorie größer, weil man sie mit eigenen Praxiserfahrungen in Verbindung bringen kann und im Groben bereits weiß, worum es geht.
 
Wie sieht Ihr Arbeitsalltag bei Franken-Schotter aus?
Die Arbeit in einer so großen Firma ist sehr abwechslungsreich und interessant. Das Spektrum reicht von der Rohblockgewinnung im Steinbruch bis zur fertigen Fliese. Somit hat man die Möglichkeit, einen Einblick in jede Station der Steinverarbeitung zu erhalten – von der Rohplattenherstellung an den Gattern und den maßgenauen Zuschnitten an den CNC-gesteuerten Kreissägen über die Herstellung der Kantenprofile am Kantenautomaten bis hin zum Handarbeitsplatz, wo der letzte Feinschliff vorgenommen wird.

Konnten Sie den Ausbildungsbetrieb selbst wählen und trägt man schon früh Verantwortung?
Der Ausbildungsbetrieb in Petersbuch war vorgegeben, da sich dort die Ausbildungsstelle für die Naturwerksteinmechaniker befindet. In den ersten Wochen wird man natürlich erst einmal angelernt und mit dem Betrieb und den Maschinen vertraut gemacht. Später hat man auch die Gelegenheit, manche Maschinen soweit möglich alleine zu Bedienen. Dabei ist man aber nie völlig auf sich gestellt, sondern kann seine Kollegen bzw. die Meister um Hilfe bitten.
 
Wie gestaltet sich die Wohnsituation, wenn Sie zwischen Solnhofen und Eichstätt/Peters­buch bzw. Nürnberg pendeln?
Da es von Solnhofen bis Eichstätt bzw. Petersbuch nur ca. 20 km sind, war es kein Prob­lem, Zuhause wohnen zu bleiben und die Strecke mit dem Auto zu fahren. Nach Nürnberg sind es jedoch knapp 80 km. Zum Glück wird von der Deutschen Bahn das Semesterticket für Angehörige der Technischen Hochschule Nürnberg angeboten, welches das Pendeln relativ günstig macht. Auch, wenn das Zugfahren manchmal recht anstrengend ist, komme ich damit weitaus billiger als mit der Miete für eine Wohnung. Dann nehme ich die ca. zwei Stunden täglich (Hin- und Rückfahrt) gerne in Kauf nimmt.
 
Wie viele Kommilitonen haben Sie in Ihrem Jahrgang und was sind die Inhalte der Vorlesungen?
2016 haben circa 150 Studenten mit dem Bauingenieursstudium begonnen. Ein wichtiger Bestandteil der Vorlesung sind die Fächer Baumechanik, wo man hauptsächlich die Statik von Bau- und Tragwerken bestimmt und berechnet, Bauphysik, wo es um Wärme-, Schall- und Feuchtigkeit v.a. in Bezug auf Bauwerke geht, und Baustofftechnologie, die sich mit den einzelnen Baustoffen wie Beton, Stahl, etc. und ihren Zusammensetzungen sowie physikalischen Eigenschaften beschäftigt. Weitere Fächer sind Ingenieurmathematik, BWL, Darstellende Geometrie, Arbeitssicherheit & Gesundheitsschutz, Privates Baurecht und CAD (Computer-aided Design).
 
Ein Studium bedeutet auch viel lernen und Selbstdisziplin...
Ja, das ist in den ersten paar Wochen auch alles etwas gewöhnungsbedürftig, da man in der Ausbildung bei weitem nicht solch einen großen Lernaufwand hat. Aber nach der kurzen Eingewöhnungsphase hat sich das bei mir wieder in Routine umgewandelt. Es ist wichtig, die Vorlesungesthemen zu Hause nochmal nachzuarbeiten bzw. zu wiederholen, um sie besser im Gedächtnis zu verankern. Zusätzlich hat man noch diverse andere Verpflichtungen, wie Berichte zum Laborpraktikum oder Hausarbeiten fertig zu stellen. Dies nimmt auch Zeit in Anspruch, weil man das manchmal in Gruppen in der Schule zu erledigen hat. Deshalb muss man sich seine Zeit gut einteilen, damit es nicht zu stressig wird.
 
Welchen Abschluss haben Sie nach dem Studium und welche Möglichkeiten bieten sich dann?
Nach den sieben Semestern, ist man »Bachelor of Engineering«. Man hat aber auch die Möglichkeit, in weiteren drei Se­mes­tern seinen Master zu machen. Oder man steigt mit dem Bachelor-Abschluss direkt ins Berufsleben ein.
 
Wenn Sie Ihre bisherige Studienzeit reflektieren, welche drei Eigenschaften sollte man unbedingt mitbringen, um das duale Studium erfolgreich zu absolvieren?
Eigenverantwortung, Durchhaltevermögen, Lernbereitschaft.
 
Was sind Ihre Tipps für Studieninteressenten?
Sie sollten sich gut über den Studiengang und das spätere Berufsleben informieren, um zu sehen, ob ihnen dieses Studium bzw. die Ausbildung zum Naturwerksteinmechaniker tatsächlich liegt. Hierbei kann ich Veranstaltungen wie Berufsausbildungsmesse sehr empfehlen.
Interview: Jana Kern, DNV

(Erschienen am 15.12.2016)

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