Der Tod ist dein letzter großer Termin

(Foto: Fischer Verlage)

Tod und Karneval gehen für die meisten Menschen selten Hand in Hand. Für Christoph Kuckelkorn allerdings schon. Er führt seit 2002 eines der ältesten Bestattungsunternehmen in Köln und ist zudem Präsident des Festkomitees Kölner Karneval. 12 Jahre lange leitete er den Rosenmontagszug. In seinem Buch "Der Tod ist dein letzter großer Termin - Ein Bestatter erzählt vom Leben" erzählt er Geschichten aus seinem Leben. Kuckelkorn wächst in ein Familienunternehmen hinein, welches schon seit dem 19. Jahrhundert Särge produzierte und sich später auch der Bestattungsbranche widmete. Mit dem Spruch "Seit 100 Jahren auch im Jenseits vorn, in einem Sarg von Kuckelkorn" wurde das 100-jährige Bestehen des Unternehmens gefeiert. Heute betreut das Bestattungsinstitut durchschnittlich 50 Sterbefälle im Monat. Nach mehreren Ausbildungen in anderen Berufen entschloss sich Kuckelkorn, ebenfalls Bestatter zu werden - zu einer Zeit, als dies noch kein Ausbildungsberuf war. 

Leichenbittermienen und Wein im Grab
Neben den verschiedenen Lebensstationen von Kuckelkorn werden in dem Buch auch historische und kulturelle Aspekte von Tod und Sterben beleuchtet. So zum Beispiel die Tatsache, dass die "Leichenbittermiene" auf die Leichenbitter zurückgeht, also Menschen, die in einer Zeit vor Todesanzeigen von Tür zu Tür gingen, um Bekannte des Verstorbenen zur Beerdigung einzuladen. Kuckelhorn beschreibt die verschiedenen Kulturen, die in Köln aufeinandertreffen, und ihre unterschiedlichen Glaubensvorstellungen - egal ob orthodoxe Bestattungsriten, bei denen Wein und Öl ins Grab gegossen werden, oder die Totenwachen der Sinti und Roma. Auch mit seinen persönlichen Blickwinkeln auf Leben und Tod hält er nicht hinter dem Berg und spricht sich unter anderem gegen die Feuerbestattung aus. Seine eigene Bestattung - oder zumindest den Ort - hat er sich bereits ausgesucht: eine Gruft auf dem Melatenfriedhof in Köln.

Op et Lävve und d'r Dud
Den Tod wieder in die Gesellschaft bringen, das ist eines seiner Anliegen. Der Rosenmontagszug in Köl zieht über die Severinstraße und direkt an einem Krankenhaus vorbei. Dort werden täglich Menschen geboren - und dort sterben sie auch. Seiner Meinung nach organisiert er immer ein Fest - egal ob Karneval oder Bestattung. Der Karneval selbst ist - mit Wurzeln im christlichen Glauben und den dazugehörigen Traditionen - eine Geburt und ein Sterben. Am Ende jeder Session verbrennt man den "Nubbel", eine traditionelle Strohpuppe des rheinischen Karnevals. Mit der Verkleidung und dem Tragen von Masken stirbt das eigene "Ich" - zumindest für ein paar Wochen. Und so gehören auch Lieder, in denen der Tod besungen wird, zu den Feierlichkeiten des Karnevals. In "Alle Jläser huh" ("Alle Gläser hoch") der Band Kasalla singt man "Op die Liebe, op et Lävve, op die Freiheit und d'r Dud" - also auf die Liebe, das Leben, die Freiheit und den Tod. 

Zwischen Karnevalspräsidentschaft und der Leitung eines Bestattungsunternehmens ist Kuckelhorn auch Teil der Arbeitsgruppe "DeathCare", einem Hilfsteam aus Bestattern, welches ähnlich der Non-Profit-Organisation "Ärzte ohne Grenzen" in Kriesensituationen wie dem Tsunami im Jahr 2004 in Thailand agiert. 

Der autobiographische Roman gibt nicht nur interessante Einblicke in den Alltag eines Bestatters und die Bestattungskultur in Köln, sondern auch geschichtliche Abrisse von Tod und Karneval und die ganz persönliche Geschichte von Christoph Kuckelkorn.

"Der Tod ist dein letzter großer Termin - Ein Bestatter erzählt vom Leben"
Christoph Kuckelkorn mit Melanie Köhne
288 Seiten, Klappenbroschur
ISBN: 978-3-651-00081-0
Fischer Verlage, 16 €
www.fischerverlage.de

(Veröffentlicht am 23. Juli 2020)

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