Ausbildungsreformen und neuer Schaufriedhof
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Naturstein: Herr Ecker, was für positive Ereignisse bzw. Ergebnisse fallen Ihnen für das letzte Jahr ein und warum?
Wolfgang Ecker: Zum einen das Steinfestival 2016 in Salzburg: Salzburg ist eine Kulturstadt, sodass es hervorragend passt, wenn sich Steinmetze und Bildhauer aus ganz Europa in ihrem Handwerk messen und hier öffentlich ihr Können präsentieren. Das Festival ist zudem Ausdruck eines gelebten europäischen Gedankens, denn nur dort, wo Menschen aus ganz Europa zusammen treffen und zusammen arbeiten, entsteht eine lebendige Gemeinschaft.
Der Goldmedaillengewinner bei den Euroskills 2016, Thomas Rudelstorfer, hat einmal mehr gezeigt, dass wir ein gutes duales Ausbildungssystem haben. Wir sind stolz auf unseren tüchtigen Steinmetznachwuchs und unseren guten Trainer Bernhard Hasenöhrl.
Einen Schritt in die richtige Richtung ist das Lohn- und Sozialdumpinggesetz, wonach der Auftraggeber für die ordnungsgemäße Entrichtung der Abgaben auch für im Ausland ansässige Unternehmer und Subunternehmer haftet. Es bleibt zu hoffen, dass diese Maßnahmen sich mittel- und langfristig positiv auf die Entwicklung der Beschäftigung auswirken und, dass die Arbeitslosenzahlen deutlich sinken.
Ein Erfolg ist auch, dass wir bei den letzten Kollektivvertragsverhandlungen im Mai 2016 die Arbeitszeitflexibilisierung mit umgesetzt haben. Damit können in bis zu 20 Wochen pro Jahr bis zu 45 Wochenstunden gearbeitet werden. Von den Maßnahmen profitieren Arbeitgeber und Arbeitsnehmer gleichermaßen. Außerdem konnte der "Handwerkerbonus" ein weiteres Mal verlängert werden. Damit wird dem Endverbraucher, der auf österreichische Qualitätsarbeit vertraut und in sie investiert, unter die Arme gegriffen.
Wir arbeiten auch gerade daran, die Lohnordnung zu modernisieren, sprich veraltete Zulagen und Lohngruppen, die nicht mehrverwendet werden, zu bereinigen – und auch fit für das Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz zu machen (Umsetzung ab Mai 2018). Es soll dann ein neues, österreichweit einheitliches Lohngruppen- und Zulagenmodell der Steinmetze geben.
Ein weiteres Highlight 2016 war die Eröffnung des Schaufriedhofs in der Gartenbauschule Langenlois in Niederösterreich. Das Projekt "Lebensgarten" wurde am 8. Oktober feierlich eröffnet. Mit dem Schaufriedhof stellen wir die verschiedenen Möglichkeiten zur Gestaltung einer Friedhofsanlage vor.
Welche Probleme beschäftigen das Steinmetzhandwerk in Österreich gerade am meisten und was tun Sie dagegen?
Ein Thema ist der anhaltende Konkurrenzdruck aus den osteuropäischen Staaten. Die "herüber arbeitenden" Firmen machen uns nach wie vor zu schaffen. Gerade deshalb sind wir froh, dass man weitere Maßnahmen zum Lockern und Öffnen der Gewerbeordnung (ähnlich wie in Deutschland) durch den Einsatz der Sparte "Handwerk & Gewerbe" der Wirtschaftskammer Österreich verhindern konnte. Darüber hinaus arbeiten wir eng mit der Finanzpolizei zusammen, um fairen Wettbewerb zu gewährleisten.
Als Reaktion auf den Wandel in der Friedhofskultur hat unsere "Arge Urnenhain" Maßnahmen entwickelt, um unsere Grabmalbetriebe gezielt bei der Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen: 2017 bringen wir einen Folder für Endkunden in Zusammenarbeit mit Gärtnern und Floristen heraus. Außerdem sind wir auf der Friedhofsmesse DEVOTA (29./30.09.2017) vertreten und machen auf unsere Ausstellungen in Langenlois und zur Landesgartenschau in Kremsmünster aufmerksam. Über einen Newsletter liefern wir Friedhofsbetreibern Impulse für die anstehenden Aktivitäten. Darüber hinaus ist unsere Ö-Norm Friedhof noch in Begutachtung und wird demnächst aufgelegt. Weitere Infos unter www.arge-urnenhain.at!
Welche Veränderungen in der Ausbildung sind in Planung und warum?
Die Steinmetzlehre dauert nach wie vor drei Jahre. Zusätzlich dazu soll es ab Juli 2018 den vierjährigen Lehrberuf "Steinmetztechnik" geben. Er erweitert die klassischen Fähigkeiten des Steinmetz u.a. um die Erstellung und Bearbeitung von Zeichnungen mittels CAD, das Erstellen von einfachen CNC-Programmen und das Bearbeiten von Steinen unter Verwendung von rechnergestützten Maschinen.
Bei der Abschlussprüfung sollen die Lehrlinge bald österreichweit ein einheitliches Werkstück (ähnliches Material, Werkzeuge) anfertigen und die gleichen Fragen gestellt bekommen. Bernd Hasenöhrl und die Berufsschullehrer aus der Steiermark und Niederösterreich arbeiten dies gemeinsam aus.
Auch die Meisterprüfung soll moderner und bundesweit einheitlich werden. Sie soll sowohl das Handzeichnen als auch das Zeichnen mit Auto-CAD umfassen.
Wie sehen die Konjunkturprognosen für das Baugewerbe in Österreich aus?
Wie im Bericht der KMU Forschung Austria nachzulesen ist, gehört das Steinmetzhandwerk zu den Branchen mit zufriedenstellender Ertragskraft. Die Konjunkturprognosen 2017 für das Baugewerbe in Österreich sind ähnlich wie die Prognosen für 2016. In Österreich haben wir im Steinmetzgewerbe noch keinen Anlass, uns "krank zu jammern". Unsere Betriebe sind stark, innovativ, flexibel und kreativ. Ich denke, wir können selbstbewusst in die Zukunft schauen, obwohl aufgrund mancher Rahmenbedingungen nicht immer einfach ist.
Eine große Herausforderung für das Steinmetzgewerbe ist es, unser Image "aufzupolieren" und den Steinmetzmeister besser in der Öffentlichkeit zu positionieren. Für diese Werbung brauchen wir unsere Mitgliedsbetriebe. Wir können ihnen beispielsweise Werbematerial zur Verfügung stellen. Wichtig ist dabei, die Wertigkeit des Berufsstands hervorzuheben und damit in unserem regionalen Bereich Öffentlichkeitsarbeit für die gesamte Branche zu leisten. Außerdem müssen wir auf Messen stärker präsent sein und Schulen Exkursionen in Steinmetzbetriebe anbieten, um Naturstein im direkten Umfeld zu zeigen. Denn der Beruf Steinmetz ist so vielfältig und einzigartig. Wir sind die Experten für Naturstein.
Was stehen 2017 für wichtige Entscheidungen/Veranstaltungen auf dem Programm?
Unsere Lehrlingszahlen sind wieder gesunken. Ende 2015 gab es 98 Lehrlinge, derzeit sind es 84. Ein Grund könnte die mangelnde Möglichkeit, Lehrlinge über den Winter zu beschäftigen, sein. Daher klärt die Bundesinnung gerade rechtlich ab, ob die überbetriebliche Ausbildung der Lehrlinge in Zukunft im Winter stattfinden könnte. Darüber hinaus prüfen wir ein Finanzierungsmodell für die Lehrausbildung und v.a. die überbetriebliche Ausbildung durch alle Steinmetze, die keine Lehrlinge ausbilden.
Außerdem wollen wir den bereits erwähnten Friedhofsfolder für Endkunden ("Dort, wo du bist") erstellen.
Neben den laufenden Wettbewerben planen wir einen Wettbewerb für Lehrlinge, bei dem wir Grabmalmodelle im Maßstab 1:10 prämieren wollen. Pro Berufsschule sollen zwei Modelle eingereicht werden.
2017 wird es auch wieder eine Ausgabe unserer Branchenzeitung "Der Steinmetz" geben – und am 1. Juni findet zum wiederholten Mal die "Lange Nacht der Steinmetze" statt.
Interview: Susanne Storath
Wer noch mehr über die Steinmetzbranche in Österreich wissen will, sollte unseren ausführlichen Bericht über die Bildungswoche der österreichischen Steinmetzmeister im Januar 2016 am Grundlsee lesen. Er erscheint in unserer April-Ausgabe.
(Erschienen am 02.03.2017)