25 Jahre Sepulkralmuseum in Kassel

Den Wandel der Abschieds- und Bestattungskultur zu dokumentieren ist Aufgabe des Museums für Sepulkralkultur in Kassel.
Bis heute war das Museum Schauplatz von mehr als 200 Veranstaltungen (Foto: B. Holländer)

Am 24. Januar wurde das Museum für Sepulkralkultur in Kassel 25 Jahre alt. 1992 war es mit der Aufgabe eröffnet worden, die Geschichte des Todes aufzuarbeiten und den gesellschaftlichen Wandel der Abschieds- und Bestattungskultur zu dokumentieren und medial bzw. museal aufzubereiten. Auch zeitgenössische Entwicklungen sowie andere Kulturen und verschiedene Weltanschauungen stehen im Fokus. Mittlerweile ist das Museum eine international anerkannte, unabhängige Kultureinrichtung. Bis heute war es Schauplatz von mehr als 100 Sonderausstellungen und weit über 200 Veranstaltungen. Gegründet hat das Museum Dr. Hans-Kurt Boehlke. Träger ist die seit 1951 bestehende Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal e. V.

Dass Sterben, Tod, Trauer viele Menschen verunsichert, war in den ersten Jahren des Museums deutlicher zu spüren als heute, so der derzeitige kommissarische Leiter Gerold Eppler. "Damals kamen Kommentare wie 'Da geht's doch nur ums Sterben, das sehe ich mir nicht an'." Dabei entstand die Einrichtung gerade, um Menschen Berührungsängste zu nehmen. Der Ansatz, das zu erreichen, hat sich im Lauf der Jahre verändert. Zu Beginn war die Ausrichtung eher volkskundlich-thematisch. Ausgestellt wurden kulturgeschichtliche Zeugnisse der Bestattungs- und Trauerkultur, nicht das Sterben, nicht der Tod. Abbildungen von Verstorbenen wurden damals nicht gezeigt. Das änderte sich im Jahr 2000, als mit der Ausstellung "Last Minute" erstmals der Versuch unternommen wurde, mittels inszenierter Raumbilder mit zahlreichen Hör- und Videostationen Sterben, Bestatten und Trauern emotional erfahrbar zu machen. Die Schau regte zur persönlichen Auseinandersetzung mit Sterben und Tod an. Das tat auch die 2005 präsentierte Ausstellung "Noch mal Leben", die von Erfahrungen, Ängsten und Hoffnungen Sterbender in ihren letzten Tagen in einem Hospiz berichteten.

Verändert hat sich im Lauf der Zeit auch die Schausammlung, das Herzstück des Sepulkralmuseums. Särge und Leichenwagen, Trauerkleidung und Grabsteine, aber auch Kunst, Fotografie und vieles mehr sind dort zu sehen. Im Frühjahr 2014 wurde sie erweitert: Seitdem befasst sich ein eigener Bereich mit den Bestattungsriten verschiedener Religionen. Hier erhalten die Besucher sowohl Informationen über religiöse Traditionen und Rituale als auch über die konkreten Bedingungen, unter denen Angehörige verschiedener Religionen in Deutschland ihre Toten bestatten und betrauern können.

Zukunftspläne
Um dem gesellschaftlichen Wandel im Umgang mit Sterben, Tod und Bestatten Rechnung zu tragen, steht  eine komplette Überarbeitung der Schausammlung an. Im Rahmen der Neukonzeption will man dem Publikum das facettenreiche Verhältnis des Menschen zum Tod vermitteln, das sich u. a. durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse, demographische Entwicklungen und die Zuwanderung von Menschen aus anderen Kulturkreisen verändert hat. Aktuelle ethische, soziologische, medizinische und naturwissenschaftliche Fragestellungen im Umgang mit Sterben und Tod sollen nach Angaben der Museumsbetreiber verstärkt in die neuen Ausstellungsbereiche einfließen und interaktiv präsentiert werden. Auch die Rolle der Medien, ihre Berichte über Todesfälle, aber auch der Wandel der Gedenkkultur, sollen künftig stärker thematisiert werden. Ein Rahmenkonzept für die Neufassung ist derzeit in Arbeit.

www.sepulkralmuseum.de

(1.2.2017)

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