Antinous und ein Jubiläum

Seit der Eröffnung des Humboldt Forums blickt Antinous wieder in den Schlüterhof. (Foto: Hofmann Naturstein)

Acht zweigeschossige Säulen schmücken das große Portal im Schlüterhof des Berliner Schlosses. Baumeister Andreas Schlüter hatte einst auf jede der acht Säulen übermenschlich große Kolossalfiguren gestellt. Eine davon war Antinous, schönster Jüngling der Antike und vermutlich Geliebter des römischen Kaisers Hadrian. Der schlütersche Antinous ging allerdings verloren und wurde durch eine Kopie aus dem späten 19. Jahrhundert ersetzt. Die acht Kolossalfiguren überstanden den Krieg und blieben seit der Sprengung des Berliner Schlosses im Bode-Museum. Inzwischen zieren sie den Skulpturensaal des Humboldt Forums. An das Portal im Schlüterhof sollen durch Spenden finanzierte Kopien kommen. Mit der Kopie des Antinous wurde nun das Geschenk der Firma Hofmann Naturstein aufgestellt. Die Montage im Schlüterhof erfolgte nicht nur rechtzeitig zur Eröffnung des Humboldt Forums im Dezember, sondern auch genau zum Zeitpunkt der Gründung der Firma mit Sitz im fränkischen Gamburg durch Anton und Dorothea Hofmann vor 75 Jahren. Wegen Corona konnten keine Jubiläumsfeiern stattfinden. Die Mitarbeiter erhielten als Anerkennung ihres Mitwirkens an der Firmengeschichte eine besondere Prämie. 

Global Player bei Steinfassaden
Geleitet wird das Familienunternehmen in zweiter und dritter Generation von Heinrich Georg und Johannes Georg Hofmann. Tätigkeitsschwerpunkt ist der Natursteinfassadenbau. Hofmann arbeitet mit international renommierten Architekten und Bauherren zusammen und führt jährlich etwa 100 größere Bauvorhaben mit vorgehängten hinterlüfteten Natursteinfassaden durch. Das Leistungsspektrum der Firma umfasst die Erschließung und Sicherung hochwertiger Natursteinvorkommen, die Planung durch eigene Ingenieurbüros für Steinbautechnik, werkseigene Verarbeitung, die Logistik der Fassadenelemente sowie die Montage mit Bauleitung durch Fachingenieure. Im Rahmen des Gebäudemanagements werden Inspektionen, Wartungen und Fassadenerneuerungen angeboten. Die Produktionswerke befinden sich in Gamburg, Niklashausen und Warthau (Polen). Alle Werke sind mit CAM-gesteuerten Fertigungsanlagen ausgestattet. Mit eigenen Steinbrüchen und Vertragssteinbrüchen möchte die Firma die sorgfältige Auswahl und Qualität der Natursteine garantieren. Kunden werden in ihrer Entscheidung durch eine Gesteinsbibliothek mit rund 5.000 Mustern sowie Großmusterfassaden unterstützt. Außerdem setzt sich Heinrich Georg Hofmann als Vorstandsmitglied und Vorsitzender der technischen Kommission des Deutschen Naturwerkstein-Verbands (DNV) auf nationaler und europäischer Ebene in Normenkommissionen für die technische Weiterentwicklung und das Know-how um den Einsatz von Naturstein ein.

Sandsteinarbeiten für das Schloss
Am Wiederaufbau der historischen Sandsteinfassade des Berliner Schlosses war Hofmann seit 2014 beteiligt. Die in Niklashausen gefertigten Fenstergewände, Gesimse oder Wappenschilder sind aus WARTHAUER SANDSTEIN. Über 4.000 m³ wurden dafür im firmeneigenen Steinbruch in Warthau gewonnen. Auch die gestiftete Statue des Antinous wurde aus einem ursprünglich rund 15 t schweren Rohblock dieses schlesischen Sandsteins herausgearbeitet. Zuvor hatte Bildhauer und Steinrestaurator Andreas Hoferick den linken, am Original verlorenen Arm rekonstruiert. Danach wurde
ein von der Berliner Schlossbauhütte geliefertes Gipsmodell mittels 3D-Scanner vermessen und in ein digitales Rohmodell übertragen. Eine vollautomatische 5-Achs-Fräse (Blade 5 von Omag) arbeitete die großen Konturen aus dem Rohblock. Der Bildhauer Wojciech Rostocki, Absolvent der Künstlerschule im polnischen Kielce und Mitarbeiter bei Hofmann, leistete in mehrwöchiger Handarbeit die bildhauerische Feinarbeit an der letztlich 2,90 m hohen und 1,4 t schweren Figur des Antinous. Das Projekt wurde kunsthistorisch und künstlerisch von der Expertenkommission der Stiftung Humboldt Forum begleitet, die das Geschenk der Firma Hofmann Naturstein bereits im Juni 2017 in Empfang nehmen konnte. 

(Veröffentlicht am 8. März 2021)

Autor/in: Christiane Weishaupt