Steinmetz-Power auf der bautec

Vier Steinmetzlehrlinge zeigten auf der bautec ihr Können.
Bei Innungsvorstandsmitglied Christian Gebauer waren im Vorfeld alle Fäden für den Gemeinschaftsstand zusammengelaufen; im Bild mit bautec-Chefin Esther Piehl.
Lehrling Dennis Wienholz von der Firma Mein Stein zeigt sein bildhauerisches Talent.
Gruppenbild von Innungsmitstreitern mit Angehörigen und Geschäftspartnern bei der gemütlichen Abschlussrunde am letzten Tag

Die Steinmetz- und Bildhauer-Innung der Bundeshauptstadt glänzte auf der bautec wieder mit einem großen Gemeinschaftsstand. Sie stellte unser Handwerk in seiner ganzen Breite vor und warb zugleich um Nachwuchs.

Die Steinmetz- und Bildhauer-Innung der Bundeshauptstadt glänzte auf der bautec wieder mit einem großen Gemeinschaftsstand. Sie stellte unser Handwerk in seiner ganzen Breite vor und warb zugleich um Nachwuchs. Harald Lachmann war vor Ort.

Das Hämmern und Klopfen an gleich vier Böcken hallte weithin durch die Messehalle und zog viel Publikum an. Mit ihrer "Lebenden Werkstatt" gelang der Berliner Innung wieder ein öffentlichkeitswirksamer Auftritt auf der bautec, diesmal vom 16. bis 19. Februar in Berlin. Wie auch während der ganzen Messe legten sich am letzten Tag vier angehende Steinmetzen ins Zeug: Clara Rogg von der Firma Monument des Berliner Obermeisters Arne Schenke, Karsten Wittler von den Scherhag Steinmetzwerkstätten, Dennis Wienholz, der in der Firma "Mein Stein" von Landeslehrlingswart Ole Meinecke lernt, sowie Aron Drziomalla, einer von gegenwärtig fünf Lehrlingen in der Firma Gebauer Steinmetz arbeiten. Firmenchef Christian Gebauer hatte den Hut auf für die Organisation der Präsentation, an der sich rund ein Drittel der 36 Innungsmitglieder aktiv beteiligt haben, erfuhren wir auf der Abschlussveranstaltung am Steinmetzstand. Hierfür hatte jedes Innungsmitglied vier Freikarten erhalten, um auch Angehörige oder Geschäftspartner mitbringen zu können. Diesen geselligen Abend hält Gebauer für wichtig: "Wenn man schon viel Freizeit fürs Ehrenamt opfert, muss es auch Spaß machen."

Viel Arbeit war nötig, um den 70 m² großen Stand zu einem "der Publikumshöhepunkte der bautec zu machen", berichtete Gebauer. Selbst vom Krankenhaus aus – er musste sich vor Weihnachten einer Knie-OP unterziehen – steuerte er die Vorbereitungen. Der Fokus der Schau lag auf Grabmal und Bau, doch es waren auch Schrifthauen sowie Beispiele für Denkmalrestaurierung und plastische Gestaltung zu erleben. Zahlreiche Natursteinprodukte sowie Werkzeuge, Zeichnungen und Fotos gaben einen guten Überblick über das Tätigkeitsfeld der Branche.

Viele Fragen beantwortet
Einen besonderen Hingucker bildete ein historischer Schleifstein, an dem die Lehrlinge stets Aufsehen erregten, wenn sie die Eisen schärften. So kamen sie – ebenso wie die an jedem Tag anwesenden "Schaumeister" – schnell ins Gespräch mit dem Messepublikum und mussten viele Fragen antworten. "Und da es eine Fachmesse war, hatten wir auch wirklich qualifizierte Gespräche am Stand", freute sich Steinmetzmeister Nikolaus Seubert. Manche Frage stimmte die Kollegen jedoch auch sehr nachdenklich. "Es gab welche, die wissen wollten, ob man denn aus Naturstein auch Küchenarbeitsplatten fertigen kann", so Christian Gebauer. "Wenn selbst das nicht mehr bekannt ist, wird es für uns langsam existenziell …"

Die Innung nutzte die Messe auch, um bei jungen Besuchern Interesse am Steinmetzhandwerk zu wecken. Denn auch die Berliner haben Nachwuchssorgen: Bei allen Betrieben zusammen – Nichtinnungsfirmen eingeschlossen – gibt es laut Gebauer nur noch 15 Steinmetz-Azubis in der Stadt.

Förderung durch Messe und BIV
Die Standgebühren für die Steinmetzen übernahm übrigens die Messe Berlin. Umso mehr freute sich dann auch bautec-Chefin Esther Piehl über das quirlige Treiben am Stand. Obwohl sie am letzten Tag von vielen Ausstellern umworben wurde, nahm sie sich die Zeit, um noch einmal bei der Abschlussrunde der Berliner Innung dabei zu sein. "Es ist für uns als Messe ganz wichtig, dass die Steinmetzen so aktiv dabei sind«, versicherte die Projektleiterin. "Denn der Naturstein ist ein tragender Pfeiler im Gesamtkonzept der Baumesse." Bereits im Vorfeld sei die Zusammenarbeit mit der Innung und speziell Christian Gebauer sehr konstruktiv verlaufen. Zwischen 3.500 und 4.000 € musste die Innung dennoch selbst aufbringen. Das Geld fiel u.a. für Material ,Transporte, Strom und Kulinarisches an. Zunächst wurden diese Kosten aus der Innungskasse bezahlt, doch der Berliner Obermeister Arne Schenke hofft noch auf Hilfe durch den Bundesverband Deutscher Steinmetze (BIV), der 2014 die Hälfte der Ausgaben für die Präsentation auf der bautec übernahm und diesmal Natursteinmobiliar in Form von Bänken und Würfeln beigesteuert hat. Die bleiben Gebauer zufolge vorerst in Berlin und werden 2017 auf der IGA zu sehen sein. Ohne die Hilfe des BIV sei solch eine Aktion, die ja der gesamten Branche nütze, durch eine einzelne Innung nicht zu bewältigen. Mit Bastian Dähnrich-Koblenzer, Inhaber der Firma "Mein Stein" in Berlin-Mahlsdorf, sei kurz vor Messebeginn ein sehr junger Meister in die Innung eingetreten. Der habe dann auch gleich selbst mit Hand angelegt.

Viele Besucher, aber sonst kaum Naturwerkstein
Laut Esther Piehl informierten sich auf der bautec 35.000 Besucher an den Ständen von 500 Ausstellern aus 17 Ländern – unter ihnen auch viele Architekten, Planer und Bauherren. "Die Messe ist als wichtiger Branchentreffpunkt fest etabliert", so die Projektleiterin. Dennoch war der Natursteinbereich ansonsten dünn vertreten. Lediglich die polnische Firma Piasmar Sp. j. aus dem niederschlesischen Bystrzyca Klodzka (Habelschwerdt) warb für ihren gelben Sandstein aus dem Bruch Długopole. Mit einer hohen Abrieb- und Druckfestigkeit sowie einer geringen Saugfähigkeit sei dieser "fast unbegrenzt anwendbar", versichern die Chefs Zbigniew und Ryszard Więcławek.

Ganz wie Naturstein muteten auch die Kapitelle, Pfeiler, Grabanlagen oder Mauerzierden aus Betonwerkstein an, die Thomas Schaffner am zentralen Stand der Restauratoren des Handwerks vorstellte und zum Teil auch mit Steinmetzwerkzeugen bearbeitete. Schaffner ist Betonwerkstein- und Terrazzoherstellermeister bei der Roland Schulze Baudenkmalpflege GmbH in Potsdam. "Wir stellen hier aus, weil wir verhindern wollen, dass dieser Beruf ganz ausstirbt", informierte er. Inzwischen bilde man auch auch wieder aus.

(23.3.2016)

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