ZDH-Umfrage: Auswirkungen der Pandemie auf das Handwerk

Grafiken: ZDH

Vom 23. bis 25. März 2020 führte der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) eine Sonderumfrage durch, um die Folgen der Corona-Pandemie für die Handwerkswirtschaft besser beurteilen zu können. Die Ergebnisse zeigen deutlich: Corona hat das Handwerk mit voller Wucht getroffen.

Umsatzrückgänge
An der Umfrage haben sich fast 5.000 Betriebe beteiligt. Drei von vier Betrieben melden coronabedingte Umsatzrückgänge (77%). Im Gesamthandwerk sind die Umsätze der betroffenen Betriebe dabei um durchschnittlich 53% zurückgegangen. Am häufigsten von Umsatzeinbrüchen betroffen sind die Gesundheits-, die Kfz- und die persönlichen Dienstleistungshandwerke, wo jeweils mehr als 90 % der Betriebe von Umsatzrückgängen berichten. Derzeit noch am geringsten betroffen sind die Bauhauptgewerke. Im Ausbauhandwerk, zu denen die Steinmetze und Steinbildhauer zählen, melden 73 % der Betriebe Umsatzrückgänge von im Durchschnitt 45%.

Auftragsstornierungen
Die Nachfrage nach handwerklichen Produkten ist stark zurückgegangen. Dadurch hat sich der Auftragsbestand der Betriebe stark verringert – im Gesamthandwerk berichten insgesamt 55% der Betriebe von Stornierungen. Im Ausbauhandwerk melden 55% der Betriebe Auftragsstornierungen, die 36% der Stornierungen am gesamten Auftragsbestand ausmachen. Am stärksten betroffen sind die persönlichen Dienstleister (77%) mit einer Stornierungsquote von 82%.

Fehlendes Personal 
Vielen Betrieben fehlen Mitarbeiter, weil sie am Virus erkrankt sind, unter Quarantäne stehen oder aufgrund der geschlossenen Schulen und Kindergärten nicht zur Arbeit kommen können. „Davon sind auch viele Gewerke betroffen, die zur Sicherung der Grundversorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln oder zur Wartung und Instandhaltung von Infrastrukturen und Fahrzeugen unerlässlich sind – leider ist das Bewusstsein dafür, welche Bedeutung viele Handwerke für das Allgemeinwohl haben, noch nicht überall vorhanden und nicht alle unabkömmlichen Gewerke wurden von den zuständigen Stellen als systemrelevant eingestuft“, schreibt der ZDH in seinem Bericht. Aktuell sind 36% der Betriebe von einem coronabedingten Personalausfall betroffen – es fehlt also durchschnittlich jeder dritte Mitarbeiter.

Produktionsausfälle aufgrund von Materialengpässen
Durch Produktionsausfälle kommt es international zu Verzögerungen in der Lieferkette, teilweise wurden sie sogar ganz unterbrochen. Die Folge ist eine zunehmende Angebotsverknappung bei handwerklichen Dienstleistungen und Produkten. 31% der Betriebe im Gesamthandwerk sind aktuell davon betroffen. Besonders betroffen sind die Bau- und Ausbauhandwerke sowie die Handwerke für den gewerblichen Bedarf und den Kfz-Bereich.

Auswirkungen nehmen zu
Der ZDH hatte bereits Mitte März eine Umfrage zu den Auswirkungen der Pandemie auf das Handwerk durchgeführt. Im Vergleich haben die Folgen sich verschlimmert: 58% der der Inhaber melden, dass sich der Umsatzrückgang innerhalb einer Woche verstärkt hat. 54% berichten von einer Zunahme bei den Auftragsstornierungen. „Am deutlichsten verschärft hat sich die Umsatz- und Auftragssituation in den Gesundheits- sowie den Kfz-Gewerken. Hingegen hat sich die Personalsituation am merklichsten in den Bauhauptgewerken verschlechtert. Die Versorgungslage für Materialien, Vorprodukte, Komponenten und Betriebsmittel hat sich ebenfalls in den Bauhaupt- sowie den Handwerken für den gewerblichen bedarf am deutlichsten im Vergleich zur Vorwoche verschlechtert“, meldet der ZDH.

Welche Maßnahmen treffen die Betriebe?
Grundsätzlich versuchen die Handwerksbetriebe flexibel auf die neuen Herausforderungen zu reagieren. 42% der Betriebe sehen den Abbau von Arbeitszeitkonten als geeignetes Mittel (v.a. Handwerke für den gewerblichen Bedarf), 43% die Anordnung von Urlaub für die Mitarbeiter (v.a. Handwerke für den gewerblichen Bedarf und Ausbaugewerke) und 58% die Beantragung von Kurzarbeitergeld (v.a. Gesundheits-, Bauhaupt- und Kfz-Gwerke).

Welche Unterstützung vom Bund/Land wird angefragt?
Um die aktuelle wirtschaftliche Schwächephase zu überstehen, sind für 69% Handwerksbetriebe vor allem nicht zurückzahlbare Zuschüsse (z.B. Soforthilfe) das Mittel der Wahl, wenn sie sich ein Unterstützungsinstrument aussuchen dürften, meldet der ZDH. Kredite und Darlehen ziehen nur 31% in Betracht, da oftmals befürchtet wird, diese auch nach Corona nicht zurückzahlen zu können. Überwiegend begrüßt werden die zumindest zum Teil bereits umgesetzten Erleichterungen beim Kurzarbeitergeld (61%) sowie die vorgesehenen Steuerstundungen (55%).

Grafiken und vollständige Statistiken finden Sie auf der Website des ZDH.

(veröffentlicht am 10. April 2020)