Verband für Gedenkkultur richtet sich gewerkübergreifend aus

Der VfG-Vorstand (v.l.n.r.): Mirko Adam, Oswald Kurz, Michael Walter, Heinz Böse, Arne Hansen (es fehlt Heinz Plein). Foto: H. Lachmann.

Viel Optimismus und der gemeinsame Wille, etwas für die Zukunft der Friedhofskultur in Deutschland zu bewegen, prägten die Jahreshauptversammlung des Verbands für Gedenkkultur (VfG) am 19. Mai im Schulungszentrum der Firma J. König in Karlsruhe. 2014 als Verband deutscher Natursteinverarbeiter gestartet, benannte er sich vor einem Jahr um, um sich stärker "gewerkübergreifend neutral auszurichten", so der Vorstandsvorsitzende Oswald Kurz. Damit könnten sich nun alle Berufsgruppen, die auf dem sowie für den Friedhof tätig sind, mit dem Verband und seinem Leitbild "Menschen würdigen – Friedhöfe fördern" identifizieren.

Laut Kurz gehören dem VfG inzwischen 141 Mitglieder an. Allein in den ersten vier Monaten 2017 stießen fünf neue Mitglieder hinzu, darunter die Steinmetzinnungen Ortenau (Baden-Württemberg) und Bergstraße (Hessen). Viel Engagement läuft derzeit auch in Nordrhein-Westfalen und Sachsen.

In seinem Geschäftsbericht 2016 informierte der Vorsitzende, dass die Broschüre "Zukunft Friedhof" des Journalisten Frank Winter erfolgreich auf den Weg gebracht wurde. Gegenwärtig werde sie über die Verbandsmitglieder beispielsweise an Friedhofsverwaltungen sowie im Rahmen von Friedhofskongressen verteilt. Als einen Erfolg für das Wirken des VfG werteten die Verbandsmitglieder auch die Tatsache, dass in den letzten Jahren die Zulassungszahlen für Friedwälder stark rückläufig seien. Ausdrücklich würdigte Kurz hierbei das Wirken des Hamburger Landschaftsplaners, Friedhofsberaters und Natursachverständigen Andreas Morgenroth. Er habe sich "unermüdlich bei der Aufklärung von Naturschutzverbänden und Behörden" engagiert.

Entscheidung über UNESCO-Bewerbung könnte im Herbst fallen
Erfolgreich stehe es auch um die Bewerbung, die Friedhofskultur in Deutschland in die UNESCO-Liste des immateriellen Weltkulturerbes aufzunehmen, teilte Kurz mit. Die Initiative dazu war 2015 vom Verband ausgegangen und wird auch von weiteren Berufsorganisationen und Vereinigungen unterstützt. "Jetzt heißt es, Daumen drücken, die Entscheidung wird wohl im Herbst fallen", gab sich der VfG-Chef in Karlsruhe optimistisch. Bei der zwischenzeitlichen Überarbeitung der Bewerbung haben dem Verband wieder der Hamburger Kulturanthropologe Prof. Dr. Norbert Fischer "mit Rat und Tat engagiert zur Seite gestanden".
 
Erstes Verbandsziel: Aufklärung über das Einäschern 
Als künftig übergreifendes Ziel der Verbandsarbeit bezeichnet Oswald Kurz die Aufklärung über das Einäschern, um damit "den Verbrennungswahn zu stoppen". Denn mithilfe "unserer natürlichen Bakterien verläuft die Zersetzung ökologisch und klimaneutral". Krematorien hingegen verbrauchten Unmengen an Erdgas. Hierzu werde man die Öffentlichkeitsarbeit stärken und Informationsmedien nutzen, um Aufklärung zu betreiben.

Zugleich sollen weitere friedhofskulturell Interessierte an den Verband herangeführt werden. Ziel sei es, verstärkt gemeinsam Werbung zu betreiben und perspektivisch eine zentrale Marketingkampagne "Zukunft Friedhof" finanzieren und schultern zu können. Der Vorstand ist in dieser Hinsicht bereits bereichsübergreifend besetzt.

Im Hinblick auf außereuropäische Natursteinproduzenten hat sich der Verband seit Beginn für die strikte Einhaltung von Sozialstandards eingesetzt und dazu eine Zusammenarbeit mit Zertifizierern gesucht. Für alle im Verband tätigen Mitglieder ist und bleibt die Zertifizierung von Natursteinimporten selbstverständlich. Die vereinbarten Kosten tragen die Mitglieder. Aus dem Beitragsaufkommen werden nach Angaben des VfG vor Ort nicht nur Unfallschutzmaßnahmen überwacht und Kinderarbeit verhindert, sondern  inzwischen auch der Bau von Schulen, Kindergärten und anderen Versorgungseinrichtungen für Familien in der Umgebung von Steinbrüchen ermöglicht. Zusätzliche eigene Aktionen sieht der Verband gegenwärtig daher als nicht mehr erforderlich an.

Umbesetzungen im VfG-Vorstand
Bewegung gab es zur Jahreshauptversammlung im VfG-Vorstand und bei der Aufgabenverteilung zwischen dessen Mitgliedern. Für Marcel Kop, der sich aus persönlichen und betrieblichen Gründen aus der Vorstandarbeit zurückziehen muss, wurde Mirko Adam zum Kassenwart gewählt. Als sein Stellvertreter agiert nun Heinz Böse. Damit gehören dem Vorstand nunmehr an: Oswald Kurz (1. Vorsitzender), Michael Walter (2. Vorsitzender), Heinz Plein (Schriftführer), Mirko Adam (Kassenwart), Arne Hansen (Stellv. Schriftführer) und Heinz Böse (Stellv. Kassenwart).

Außerdem stehen fortan für jedes Verbandsmitglied feste Ansprechpartner zur Verfügung. Arne Hansen und Michael Walter sind beispielsweise für die interne Kommunikation und die Mitgliederbetreuung zuständig, Heinz Plein für Strategie und Werbung. Die genauen Informationen hierzu werden den Verbandsmitgliedern in Kürze per e-Mail mitgeteilt.
 
Gemeinsamer VfG-Auftritt auch zur Stone+tec 2018
Zur nächsten Nürnberger Naturstein-Messe Stone+tec im Mai 2018 wird wieder ein gemeinsamer Auftritt von Verbandsunternehmen zu sehen sein. Bereits 2015 hatten über 20 Mitglieder viel Resonanz gefunden. Zudem sei der Verband nun auch stärker denn je im Beirat der einzigen deutschen Natursteinfachmesse vertreten, berichtete Vorstandsmitglied Mirko Adam. Hier unterstütze man die Messegeschäftsführung aktiv bei ihrer Neuausrichtung zu einer großen und weithin ausstrahlenden "Natursteinmesse für den gesamten deutschsprachigen Raum". Von Verbandsinteresse – speziell für die Grabmalproduzenten – sei es hierbei auch, einen Messetag für Endkunden zu öffnen, so Adam.
 
VfG-Geschäftsstelle arbeitet nun in Darmstadt
Der Verband für Gedenkkultur hat seine Geschäftsstelle von Unna nach Darmstadt verlegt. Hier ist der VfG über einen Büroservice wochentags von 8 bis 18 Uhr telefonisch zu erreichen. Eingehende Telefonate sowie die Post werden von hier an das zuständige Vorstandsmitglied weitergeleitet. Der Büroservice steht auch für anfallenden Schriftverkehr zur Verfügung. Darüber hinaus bieten sich in Darmstadt Sitzungsräume. Die neue Adresse lautet: Verband für Gedenkkultur e.V., Bad Nauheimer Str. 4, 64289 Darmstadt, www.gedenkkultur.de
 
Der Friedhof braucht branchenübergreifende Netzwerke
Mehrere Gastredner sprachen auf der Jahrestagung in Karlsruhe. So berichteten die Steinmetzen Markus Schick und Peter Faustmann über ihre Plakatkampagne für den Friedhof, und der stellvertretende Obermeister der Innung Bergstraße, Joachim Keil, beleuchtete das Verhältnis von Friedhofsschaffenden und Kommunen. In einer Präsentation aus Zahlen und Hintergrundinformationen berichtete der Landschaftsplaner und Friedhofsberater Andreas Morgenroth, dass laut Bestatterinformationen die Nachfrage nach Beisetzungen in Urnenwäldern mancherorts rückläufig sei. Auch seien in den Jahren 2015 und 2016 nicht einmal mehr halb so viele Urnenwälder eröffnet worden wie in den Jahren davor.
 
"Die wahren Naturgräber sind die Sarggräber"
In seinem Vortrag "Friedhöfe fördern und erhalten" plädierte Morgenroth für die Knüpfung urbaner Friedhofsnetzwerke, in denen alle beteiligten Gewerke gemeinsam mit Kommunen, Kirchen sowie interessierten Bürgern "zukunftssicher und ökologisch verantwortlich" handeln. Vier Ziele sollten dieses gemeinsame Verantwortung auszeichnen: Den Friedhof für alle Traditionen und Kulturen zu öffnen und zu verstetigen, ihn nachhaltig und wirtschaftlich zu betreiben, ihn als "kommunikativen" Treff zum Ort für Begegnungen – also über reine Bestattungen hinaus – zu profilieren und ihn gewissermaßen zu einer Marke zu entwickeln, die für Begriffe wie ökologisch, klimaschonend und "leise" steht. Um solche Netzwerke zu stricken, sollten gerade auch VfG-Mitglieder gemeinsam mit Kommunen und allen weiteren Protagonisten Zielvereinbarungen treffen und auf dieser Grundlage lokale "Friedhofskulturvereine" initiieren helfen. Auch in deren Arbeit sei dann ihre kompetente Beratung unverzichtbar. Bestandteil zeitgemäßer Friedhöfe sollten dann auf jeden Fall auch "Naturgrabfelder" sein, die ähnlich in Regie von Steinmetzen entstehen.

Für nötig beim Knüpfen und Wirken solcher Netzwerke hält Morgenroth eine begleitende professionelle Öffentlichkeitsarbeit.

(30.5.2017)
 

 

Autor/in: Harald Lachmann