Ulmer Münsterbaumeister gestorben

Ein Foto von Michael Hilbert aus 2013. Der Architekt starb im Alter von 58 Jahren. Foto: Archiv

An Karfreitag ist Münsterbaumeister Michael Hilbert seinem Krebsleiden erlegen. Der 58-Jährige hinterlässt eine Frau und zwei Kinder. Er wird in Reutlingen beigesetzt. Eine Trauerfeier im Ulmer Münster soll nach der Corona-Pandemie stattfinden.

Mit seinem Architekturstudium wollte Michael Hilbert das Praktische mit dem Theoretischen zu verbinden. Bis 2013 leitete er in Stuttgart ein Architekturbüro, bevor er als 20. Baumeister für das Ulmer Münster gewählt wurde. Fachlich versiert in der Planung und Organisation moderner Großbaustellen, hat sich Hilbert mit großer Sachkenntnis in die mehr als 600-jährige Baugeschichte der Kirche und ihrer Besonderheiten eingearbeitet. Und das Münster damit "auf tolle Weise vorangebracht", lobt der evangelische Dekan Ernst-Wilhelm Gohl. Der Geistliche spricht von Hilbert als einen klugen Kopf und angenehmen Gesprächspartner: "Er war ein wirklich liebenswerter Mensch."

Hilbert legte viel Wert darauf, dass die Bauhütte vieles aus eigener, fachlich fundierter Kraft schaffte. So hat sich die Mitarbeiterzahl unter seiner Leitung verdoppelt. Kollegen und Mitarbeiter schätzten Michael Hilbert sehr, der auch eine Restaurierungsabteilung aufgebaut hat. "Für die Mitarbeiter der Hütte war Hilbert der beste Chef, den man sich wünschen kann. Er hatte großes Interesse am Handwerk und alle seine Wertschätzung spüren lassen", erzählt Hüttenmeister Andreas Böhm.

Eine Herzensangelegenheit war Hilbert, dass die Münsterbauhütten zum immateriellen Kulturerbe der Unesco ernannt werden. Auf Initiative von Michael Hilbert wurden die Bauhütten von Ulm, Freiburg, und Köln in die Liste des immateriellen Kulturerbe Deutschlands aufgenommen. Im März 2019 stellten die genannten Bauhütten gemeinsam mit Kollegen aus Österreich, der Schweiz, Frankreich und Norwegen den Antrag zur Aufnahme in die Liste des Unesco-Weltkulturerbes. Die internationale Entscheidung fällt im Herbst. 

(veröffentlicht am 15. April 2020)