Treffen der Verbandsspitzen

Verbandsgipfeltreffen: Vertreter von BIV und DNV bei der ZDNW-Versammlung in Nürnberg.

Marketing und ein gemeinsames Friedhofsprojekt waren am 18. November im Nürnberger Messezentrum Thema bei der Mitgliederversammlung des Zentralverbands der Deutschen Naturwerkstein-Wirtschaft (ZDNW). Nach den Schwierigkeiten der Vergangenheit ist die Haushaltslage der gemeinsamen Dachorganisation des Bundesverbands Deutscher Steinmetze (BIV) und des Deutschen Naturwerkstein-Verbands (DNV) laut Präsident Joachim Grüter seit ein paar Jahren wieder stabil und solide aufgestellt. Dadurch habe man Projekte wie die Sonderausstellung "Made in Germany" auf der Stone+tec 2015 realisieren können.

Als erfreulich bezeichnete Grüter, dass das Interesse an heimischen Steinen zuletzt gestiegen sei. Jetzt gelte es, diesen Trend zu fördern und die ökologischen und ökonomischen Vorteile des Materials weiter bekannt zu machen. Ein erster Schritt sei in diesem Zusammenhang die Nachhaltigkeitsstudie über die Umweltverträglichkeit von Fassaden aus Naturstein und Glas gewesen, die der DNV vor ein paar Jahren veröffentlicht hat. Der Verband will jetzt nachlegen und kurzfristig eine Liste mit allen für die Grabmalfertigung geeigneten deutschen Natursteinen mitsamt deren Anbietern erstellen, die mithilfe des BIV an Steinmetze und Steinbildhauer geschickt werden soll. Auch eine Studie zu Umweltaspekten von verschiedenen Bodenbelägen im Innen- und Außenbereich ist in Planung. "Wir müssen die vielfältigen Vorteile von Naturstein besser vermarkten, um gegen künstlich hergestellte Produkte, die oft einen Preisvorteil haben, bestehen zu können", so Grüter. Er forderte, auch die Vermarktung des europäischen Natursteinlogos weiter zu forcieren und regte an, die dazugehörige Website (www.natursteinunikat.de) weiter auszubauen und um Anwendungsbeispiele mit Naturstein zu erweitern.

Friedhofswettbewerb geplant
Eine weitere wichtige Aufgabe sieht Grüter darin, dass sich die Branche um mehr Einfluss im Friedhofsbereich bemüht. Er verwies auf den Wandel der Bestattungskultur, der durch eine Zunahme von anonymen Bestattungen und Leerflächen auf den Gottesackern gekennzeichnet sei. "Hier muss gezielt gegengesteuert werden", betonte er. Das könne einerseits durch intensive Beratung und Aufklärung mit Informationsschriften und Grabmalausstellungen erfolgen, andererseits aber auch durch komplette Friedhofskonzepte, die die Akzeptanz in der Bevölkerung wieder steigern könnten.

Ein Projekt, um solche Konzepte zu sammeln und anschließend einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen, ist bereits in Planung und wurde auf der ZDNW-Versammlung von BIV-Geschäftsführerin Sybille Trawinski vorgestellt. Unter dem Titel "Neue Wege auf dem Friedhof" soll es im nächsten Jahr einen Wettbewerb geben, in dessen Rahmen innovative und kreative Ideen für die Gestaltung von Friedhöfen bzw. einzelnen Friedhofsarealen gesucht werden. Teilnehmen können Arbeitsgemeinschaften, die mindestens aus Vertretern einer Friedhofsverwaltung und zwei Gewerken bestehen. Als Anreiz ist ein Preisgeld von insgesamt 20.000 € eingeplant. Bei der Umsetzung wollen BIV und DNV unter dem Dach der AFD mit Aeternitas, Friedhofsverwaltern und –gärtnern sowie mit den Zeitschriften Naturstein und Friedhofskultur kooperieren.

Dass die Bereitschaft, sich an Gestaltungsvorschriften auf Friedhöfen zu halten, bei Teilen der Bevölkerung abnimmt, berichtete Prof. Dr. Gerd Merke, Friedhofsrechtsberater des ZDNW sowie Generalsekretär des europäischen Verbands EUROROC. Darüber hinaus komme es oft vor, dass Grabsteine kopiert werden. Er wies darauf hin, dass das Urheberrecht in solchen Fällen nicht immer greift. Steinmetze könnten aber Designs schützen lassen.

Das Thema Kinderarbeit beschäftigt die Branche laut Merke nach wie vor und schadet seiner Ansicht nach dem Image von Grabmalen. Er wies darauf hin, dass es immer noch kein staatlich anerkanntes Zertifikat bzw. Siegel gibt, um zu belegen, dass Grabsteine ohne Kinderarbeit hergestellt wurden. Gerichte würden nach wie vor Passagen in Friedhofssatzungen für unwirksam erklären, die von Steinmetzbetrieben nicht erbringbare Nachweise verlangten.

Im nächsten Jahr findet die ZDNW-Tagung am 15. November statt, entweder in Frankfurt oder wieder in Nürnberg.

(16.12.2015)

 

Autor: Sebastian Hemmer