Trauer um Bertold Just

Bertold Just im Dezember 2017 bei einem Vortrag zum Abschluss der Rekonstruktion des Berliner Schlosses. Er plädierte für die Erhaltung der Schlossbauhütte als Kompetenzzentrum für zukünftige Vorhaben zur Rekonstruktion historischer Gebäude. (Foto: Sabine Meißner)

Im Alter von 55 Jahren ist Bertold Just, Stuckateurmeister und seit 2011 Leiter der Schlossbauhütte in Berlin-Spandau, am 5. November 2018 gestorben.

Die traurige Nachricht erreicht die Naturstein-Redaktion in einer Mitteilung der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss. In einem Nachruf der Stiftung heißt es: "Er konnte Steine zum Sprechen bringen, ja, mehr noch, er konnte die Steine erzählen lassen, von barocken Steinmetzen und Bildhauern, von längst vergessenen historischen Maßeinheiten wie dem rheinischen Fuß, aber vor allem von Mythen- und Göttergestalten, die am Berliner Schloss über den Portalen und an der Kuppel aufgestellt waren und unter seiner sachkundigen Leitung wieder entstanden."

Bertold Just war für die Tätigkeit als Leiter der Schlossbauhütte von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz im Jahr 2011 freigestellt worden und entwickelte seitdem die Bauhütte weiter. Unter seiner Leitung wurden Ornamente, Bukranien, Kartuschen und Skulpturen für die zu rekonstruierenden Sandsteinfassaden des Schlosses mit kunsthistorischen Wissen sowie in handwerklicher Fertigkeit wieder erschaffen. Sein Wirken erhielt vielfach Anerkennung. Er hat großen Anteil an der Wiedererschaffung des barocken Berliner Schlosses.

Als im Dezember 2017 die Zukunft der Schlossbauhütte infrage gestellt war, setzte sich Bertold Just als ihr Leiter leidenschaftlich für deren Erhalt ein. Einem Expertenforum erläuterte er kurz vor Abschluss der Arbeiten zur Rekonstruktion der barocken Sandsteinfassaden des Berliner Schlosses die Verwendung traditioneller Methoden, historischer Materialien und moderner Techniken bei der Neuschöpfung verloren gegangener Skulpturen. Er beschrieb, dass von alten Steinmetzzeichen, einstiger Verankerungstechnik und den alten Bearbeitungsspuren viel abzulesen gewesen sei. "Die Fragmente waren wie offene Bücher", sagte er in seinem Vortrag vor hochrangigen Vertretern der Berliner Politik und Bauwirtschaft. Bertold Just konnte in diesen Büchern lesen. Er rühmte den "Mut der alten Baumeister". Während der Rekonstruktionsarbeiten des Schlosses seien Fragmente gefunden worden, an denen verschiedene Natursteine ausgemacht und daraus wertvolle Erkenntnisse gewonnen wurden. So war der erfahrene Steinfachmann Just stets auch ein Lernender, der es verstand, sein Wissen anderen zu vermitteln. Die Bildhauer, Stuckateure, Restauratoren und anderen Fachleute bezeichnete er als "die Stützen der Rekonstruktion" des Barockschlosses. Sie hätten mit Verstand und Liebe zum Material an die 9.000 m³ Sandstein aus schlesischen und sächsischen Abbaugebieten verarbeitet. Die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis sei für ihn stets ein Geben und Nehmen gewesen.

"Die Hütte ist das künstlerische Zentrum der Rekonstruktion", sagte Bertold Just vor einem Jahr, als er beurlaubt und die Zukunft der Schlossbauhütte ungewiss war. Sie habe nicht nur als Werkstatt, sondern auch als Depot für nicht mehr zu verwendende Teile gedient. Im Hinblick auf weitere bedeutende Bauvorhaben in Berlin und Potsdam sowie auf die Erhaltung der Bausubstanz bat er das Gremium, die Spandauer Bauhütte zu erhalten.

Hans-Dieter Hegner, Bauvorstand der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, bezeichnete an gleicher Stelle Rekonstruktion als einen wichtigen Teil unserer Baukultur, womit Kunst und Kultur vergangener Zeit gesichert werde. "Baukultur ist Miteinander", sagte Hegner und stellte fest: "Die Schlossbauhütte unter Justs Leitung hat ein enges Miteinander" (vgl. Naturstein 02/2018).

Mehr über das Leben und Wirken vonBertold Just ist dem Nachruf der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss zu entnehmen: www.humboldtforum.com/de/storys/bertold-just

(26.11.2018)

Autor/in: Sabine Meißner