Tessin: Steinindustrie mit Zukunftsproblemen

Altarraum-Gestaltung in der Kirche in Cresciano aus lokalem Gneis (Foto: R. Stadler)

Der Kanton Tessin ist das bedeutendste Naturstein-Produktionsgebiet in der Schweiz. Abgebaut werden hauptsächlich Gneise, die auf dem Markt meist ungenau als "Granite" bezeichnet werden. Einst beschäftigte die Tessiner Gneisindustrie ein Mehrfaches der heute zwischen 300 und 400 Mitarbeiter; gegen Ende des letzten Jahrhunderts geriet der Wirtschaftszweig jedoch immer mehr unter Druck von internationalen Anbietern, besonders solchen aus Asien und Südamerika. Diese waren dank niedriger Löhne und günstiger Transporte in der Lage, alternative Steine zu deutlich tieferen Preisen anzubieten.
Spätestens nach Beginn der Pandemie hat sich der Wind nun aber wieder etwas gedreht. "Obwohl wir im Tessin anfänglich sehr stark davon betroffen waren, hat sich die Pandemie auf die Tessiner Steinindustrie wirtschaftlich letztlich kaum negativ ausgewirkt – eher im Gegenteil", sagt Steinbruch- und Steinwerkbetreiber Giuseppe Ongaro von der Ongaro SA in Cresciano. "Unterbrochene Lieferketten und explodierende Transportkosten verteuerten die Steinimporte in den vergangenen beiden Jahren zusehends, viele Lieferungen kamen zu spät oder gar nie an. Plötzlich erinnerten sich Bauherren und Architekten wieder an unsere eigenen Steine! Als hilfreich erwiesen sich für uns aber auch die in einer breiten Öffentlichkeit vermehrt geführten Diskussionen rund um die Themen Ökologie, Nachhaltiges Bauen, Soziale Standards und Qualität – alles Aspekte, die heute klar für unsere Steine sprechen. Dies widerspiegelt sich auch in der gegenwärtig recht guten Auftragslage unserer Industrie." 

Mehr zur aktuellen Lage der Steinindustrie im Tessin lesen Sie in Naturstein 10/2022, ab Seite 22.

(Veröffentlicht am 12.10.2022)

Autor/in: Robert Stadler